Wettstreit um russische Eiskunstläuferin: Tauziehen auf Eis
Diana Davis war als Russin bei den Olympischen Spielen auf dem Eis. Nun soll sie für die USA starten, heißt es. Aber kann das stimmen?
E s war ein schwieriger Tag für den in Russland so heiß geliebten Eiskunstlaufsport. Da kam aus Thailand, wo die Internationale Eislauf-Union ISU getagt hat, die Meldung, dass ab 2024 an internationalen Wettbewerben nur teilnehmen darf, wer älter ist als 17 Jahre.
Die Kinderschar aus der Eiskunstlaufschule der russischen Trainerin Eteri Tutberidse, deren federleichte Körper sich so schön in der Luft drehen können, darf dann nicht mehr um Goldmedaillen laufen. Hätte eine solche Regel schon im Februar gegolten, die damals erst 15-jährige Kamila Walijewa, deren positive Dopingprobe die große Geschichte der Olympischen Winterspiele geliefert hat, hätte in Peking gar nicht erst an den Start gehen dürfen.
Doch dann kamen da noch weitere Meldungen, welche die russischen Eiskunstlauffans verstört haben. Aus den USA schwappten Gerüchte nach Russland, nach denen Eteri Tutberidse, deren menschenverbrauchende Trainingsmethoden während der Spiele in die Kritik geraten waren, Trainerin in den USA werden wolle. Das hat die ehemalige Eistänzerin, die in den 1990er Jahren als Showläuferin durch die USA getingelt ist, schnell dementiert.
Ein anderes Gerücht indes ließ sich nicht so schnell aus dem Weg räumen. Demnach möchte Tutberidses Tochter Diana Davis künftig für die USA starten. Russlands Sportmedien stürzten sich begierig auf die Nachrichten, die von den Eiskunstlaufbloggern des Youtube-Kanals The Skating Lesson via Twitter in die Welt gesetzt worden ist.
Begehrt vom Westen und Russland
Diana Davis ist 2003 in Las Vegas zur Welt gekommen. Ihre Mutter lebte seinerzeit noch in den USA. Als Diana drei Jahre alt war, zog die Familie nach Russland. Diana Davis wurde zur Eiskunstläuferin erzogen, zunächst in Russland, dann wieder in den USA, wo sie mit ihrem Partner Gleb Smolkin in Michigan trainiert. Die beiden sind für das Team des Russischen Olympischen Komitees bei den Spielen in Peking an den Start gegangen und wurden 14. im Eistanzwettbewerb. Ob sie für den ersten Platz des russischen Teams im Mannschaftswettbewerb eine Goldmedaille erhalten werden, hängt vom Ausgang des Dopingverfahren um Kamlia Walijewa ab.
Davis, die sowohl die russische als auch die US-Staatsbürgerschaft hat, ist längst zum Objekt des Kampfs des Westens gegen Russland geworden. Als sie Mitte März ein Foto auf Instagram postete, das sie vor dem goldenen Springbrunnen am Hotel Mirage in Las Vegas zeigt, erntete sie heftigen Protest von ihrer russischen Gefolgschaft. „Ich bin stolz, in einer so schönen Stadt geboren zu sein“, hatte sie unter das Bild geschrieben. Stolz? Als Russin? Bald änderte sie die Bildbeschreibung. Sie ist nicht mehr „stolz“, heute findet sie es nur noch „großartig“, aus Las Vegas zu kommen.
Kein Wunder also, dass die von einem zwar oft gut informierten, aber nicht allzu reichweitenstarken Blog verbreitete Meldung, wonach Davis künftig für die USA starten wolle, sich in Russland so schnell verbreitet hat. Die einhellige Meinung in allen gängigen Sportmedien: Fake News. Derweil wird in den USA munter weiterspekuliert, ob denn ein gemeinsamer Start mit Gleb Smolkin für die USA einfach so möglich sei. Bei Weltmeisterschaften könne er für die USA starten, wenn zuvor der russische Verband zugestimmt habe. Die Russen ließen umgehend mitteilen, dass ein derartiges Anliegen bis jetzt nicht an sie herangetragen worden sei.
In den USA denkt man schon an den nächsten Schritt und überlegt, wie es das Paar unter der US-Flagge zu den Winterspielen nach Mailand 2026 schaffen könnte. Dafür bräuchte Davis’ Partner nämlich die US-Staatsbürgerschaft. Wie er die bekommen soll? Ganz einfach, meinen zumindest die Blogger von The Skating Lesson. Die beiden müssten nur heiraten.
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