piwik no script img

Weltweiter KlimaaktionstagStreiken und hoffen

Kai Schöneberg
Kommentar von Kai Schöneberg

Zum Klimaschutz ist eigentlich alles gesagt – doch die Staaten liefern einfach nicht. Deshalb heißt es wieder: auf die Straßen!

Proteste am letzten weltweiten Klimastreiktag am 20. September in München Foto: Michael Dalder/reuters

D ie K-Frage ist überall: Am Donnerstag ruft das EU-Parlament den Klimanotstand in Europa aus, das Bundeswirtschaftsministerium legt den Entwurf für das Kohleausstiegsgesetz vor. Am Wochenende starten die Klimaproteste in der Lausitz, am Montag beginnt die UN-Klimakonferenz in Madrid. Am Freitag werden erneut Millionen Jugendliche von Fridays for Future bei über 3.000 Aktionen weltweit für eine bessere Klimapolitik protestieren.

Ja, die meisten moralischen, wissenschaftlichen, technischen und finanziellen Fragen und Antworten zur Erderwärmung sind ausdebattiert. Und doch verhöhnen Trump, Bolsonaro, Gauland & Co. die öko-soziale Wende als Utopie von Spinnern. Und, fast noch schlimmer, die Weltgemeinschaft hat zwar das Pariser Abkommen mit seinem Ziel der Erderwärmung von allerallerhöchstens 2 Grad unterschrieben, setzt aber in der Realpolitik keinen Deut auf die Umsetzung, Bundesregierung inklusive: Die einstige Klimakanzlerin Angela Merkel beweist das derzeit eindrücklich mit ihrem Klimapaket.

Die globalen Gesetze zur Erdrettung sind längst bekannt, die Staatengemeinschaft liefert aber nicht. Da Klimawandel eindämmen den wachstumsgetriebenen Turbokapitalismus dekonstruiert, steuern wir – Stand jetzt – auf eine Apokalypse mit kaum gezügelter Erd­erwärmung zu. Aber logisch, es sind nicht nur die Politiker: Am PR-Powershoppingtag „Black Friday“ gehen wieder Millionen auf Schnäppchenpirsch. Dabei bedeutet Welt retten zwar nicht Askese pur, wohl aber bewussteren Konsum.

Die taz ist da erzkonservativ. Dieser Zeitung liegt der Erhalt des Planeten am Herzen. Deshalb legen wir heute erneut eine Ausgabe mit Klimaschwerpunkt vor. Wir beleuchten Fridays for Future, die Stars des neuen Klimabewusstseins – und die ungelöste Frage, was eigentlich aus FFF wird, wenn sich trotz allen Protestierens wenig tut.

Wir schauen auf die, die freitags wirklich streiken, anstatt zu arbeiten. Auf das „Klimatheater“ in Ägypten, die bevorstehende COP, die Klimapolitik in Vietnam (mies) und Großbritannien (gut!). Auf das vom Klima bedrohte Venedig und den Konnex von Popkultur und Erderwärmung. Wir fragen, was Rudi Dutschke und Luisa Neubauer gemein haben – gar nicht so wenig: Die 19er stellen allerdings weniger die Systemfrage als die 68er, sie stellen vor allem die Geschäftsmodellfrage.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Kai Schöneberg
Ressortleiter Wirtschaft und Umwelt
Hat in Bonn und Berlin Wirtschaftsgeschichte, Spanisch und Politik studiert. Ausbildung bei der Burda Journalistenschule. Von 2001 bis 2009 Redakteur in Bremen und Niedersachsen-Korrespondent der taz. Dann Financial Times Deutschland, unter anderem als Redakteur der Seite 1. Seit 2012 wieder bei der taz als Leiter des Ressorts Wirtschaft + Umwelt, seit August 2024 im Sabbatical.
Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Trump, Bolsonaro, Gauland & Co. sind die Sargträger der Menschheit.

    • @amigo:

      Schon eher die Henker.

  • “..,Aber die Staaten liefern einfach nicht.“ feelsdemocracyman