Weiter Wirbel um das Myfest: Eingrenzung der Grillzone
Wegen Sicherheitsbedenken soll es auf dem Myfest deutlich weniger Stände und Bühnen geben als bisher.
Nach dem Streit um den rechtlichen Status des Myfests geht es nun ans Eingemachte – oder besser: ans Selbstgebackene und Gegrillte. Aus Sicherheitsgründen wird die Zahl der Essenstände auf dem Fest in diesem Jahr deutlich reduziert, sagte Halis Sönmez vom Organisationsteam des Myfests der taz. „Früher hatten wir 340 bis 400 Stände von Anwohnern. Jetzt rechnen wir mit 120 bis 150 Ständen.“ Wenn einige Nachbarn ihre Börek und Köfte noch unters Volk bringen können und andere nicht, dürfte das im Kiez rund um die Oranienstraße für Zündstoff sorgen. Die Auswahl trifft der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gemeinsam mit den Organisatoren. „Wir werden anregen, dass sich Hausgemeinschaften bilden“, sagte Jörg Flähmig vom Bezirksamt.
Ein genervter Anwohner hatte im vergangenen Jahr Klage eingereicht, weil ihm das Fest zu laut, zu voll, zu gefährlich erschien. Dabei stellte sich heraus, dass das Myfest schon lange nicht mehr den Status einer politischen Versammlung hat – also nicht die Polizei, sondern der Bezirk als Anmelder für die Sicherheit zuständig ist. Weil das Bezirksamt diese Verantwortung nicht alleine tragen wollte, drohte das Myfest zwischenzeitlich ganz auszufallen. Autonome witterten Morgenluft: Sie kündigten an, am Nachmittag des 1. Mai mit einer kapitalismuskritischen Demo durch das Festgebiet ziehen zu wollen.
Das konnte weder die Innenbehörde noch der Bezirk wollen. Sie verständigten sich mit dem Myfest-Team darauf, das Fest doch als Versammlung stattfinden zu lassen – mit einem deutlich politischeren Charakter als bisher.
Um Fragen der Sicherheit muss sich nun also die Polizei kümmern. Schon jetzt sei klar, dass manche Straßen ganz frei gehalten würden, sagte Sönmez. So gebe es auf der Oranienstraße zwischen Oranien- und Heinrichplatz keine Bühnen mehr. Neun Bühnen seien im Festgebiet insgesamt geplant, rund halb so viele wie bisher.
Noch in dieser Woche soll es ein Treffen der Organisatoren mit der Polizei geben, um weitere Fragen zu klären, etwa die Fluchtwege oder Standorte für Toilettenwagen. Und auch die Linken schlafen nicht: Am heutigen Dienstag lädt das Bündnis der „Revolutionären 1.-Mai-Demonstration“ ins SO36, um mit Anwohnern über ein „Kiezfest von unten“ zu sprechen, das sie dem Myfest entgegensetzen wollen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!