Das bleibt von der Woche II: Lieber feiern und saufen als raufen

Das Bündnis der „Revolutionären 1. Mai-Demo“ will das Myfest verhindern. Doch sie repräsentieren nicht die Mehrheit im Kiez.

Die Revolutionäre sind in Kreuzberg nicht in der Mehrheit. Foto: dpa

Wer hat denn nun die Richtlinienkompetenz in Kreuzberg, wenn’s ums Feiern geht: die pragmatisch veranlagten Macher der Myfest-Crew oder die scheinbar visionären Verweigerer? Letztere treten als Bündnis „Revolutionäre 1.-Mai-Demonstration“ auf – sie haben die Schnauze voll vom aufgeblasenen Event-Myfest. Stattdessen werden auf einer Diskussion im Club SO36 am Dienstagabend Alternativen ins Spiel gebracht. Vielleicht mal ganz aussetzen, lautet eine. Oder besser noch: ein Kiez-Fest „von unten“ aufbauen.

Und haben sie nicht recht mit der Behauptung, dass der 1. Mai ein historisch gewachsener Tag ist, dem Protest anstelle von Kommerz viel besser zu Gesicht stünde? Irgendwie ja schon, wird man sich sagen. Gründe, auf die Straße zu gehen und lautstark seinen Unmut zu bekunden, gäbe es genug. Speziell in Kreuzberg, wo steigende Mietpreise oder Häuserräumungen ein heißes Thema sind. Sagen die Alternativen.

Sie finden auch, dass sich die Myfest-Crew um Halis Sömnez vor den Karren Frank Henkels spannen lasse. Ausnutzen würde der verhasste CDU-Innensenator die Kreuzberger. Weil vor lauter Feiern und Saufen der politische Gegenwind erlahme. All dies mag stimmen. Ebenso die Tatsache, dass die grölenden Myfest-Touris vielen Anwohnern missfallen.

Andererseits repräsentieren die Alternativen eben nicht die Mehrheit im Kiez. Die will offenbar lieber ein friedliches Myfest mit Musik, Tanz und einem großen Köfteangebot. Der „Kampf gegen das Kapital“, den Bündnissprecher Marco Lorenz am Dienstag propagierte, lockt keinen mehr hinterm Ofen vor – die Myfest-Crew weiß das. Und sie weiß auch: Feiern und Saufen gefällt den Meisten eh besser!

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