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WeinprobeÖkowein auf Papier

Lohnt es noch, Bio-Weinen und ihren Erzeugern in den einschlägigen Weinführern eine Sonderbehandlung in Form von Extraseiten, grünen Trauben respektive Blättern einzuräumen? Das Image vom schrulligen Öko-Winzer in Birkenstocksandalen ist schon längst passé.

Selbst die letzten Skeptiker räumen ein, dass ordentlicher bis spitzenmäßiger Rebensaft auch auf ökologisch korrektem Wege geschaffen werden kann. Behilflich waren bei dieser Einsicht nicht zuletzt Öko-Paukenschläge aus Frankreich, etwa vom Biodynamik-Prediger Nicolas Joly von der Loire oder von der Kultwinzerin Lalou Bize-Leroy aus Burgund, deren Spätburgunder unbestritten zu den weltweit besten gehört.

Dass der Aufstieg der Öko-Winzer auch diesseits des Rheins weiter geht, belegt etwa der „Berliner Weinführer“.

Das Druckwerk, bei dem der Fachautor Ulrich Sautter die Federführung inne hatte, beschreibt die hauptstädtischen Weingeschäfte – es sind rund 150 – nahezu komplett und stellt bemerkenswerte Kreszenzen aus den Sortimenten vor. Und siehe da, bio war auch hier am besten: Kein Wein wurde von den „Weinführer“-Verkostern höher bewertet als der 1998er Spätburgunder Rotwein vom Recher Herrenberg an der Ahr, ökologisch erzeugt vom Weingut Bäcker. Cheftester Sautter schmeckte „Schmusetannin“, das macht natürlich besonders neugierig.

Spitze auch der Preis des Tropfens: 32,90 Mark müssen für das schlanke 0,5-Liter-Fläschchen investiert werden (bei der Weinhandlung Bacco in der Kreuzberger Marheineke-Markthalle).

Doch auch auf der Liste mit Weinen mit besonders gutem Preis-Geschmacks-Verhältnis sind Bioweine gut vertreten: Der 98er Weißburgunder von Öko-Pionier Frank Brohl von der Mosel, für ganze 10 Mark ein echtes Schnäppchen. Eine Mark mehr muss man für einen „Wein mit Biß“ (O-Ton „Weinführer“) anlegen: den Weißburgunder aus den Händen der quirligen Pfälzerin Christine Janson-Bernhard.

Bei den Weinprofis, die alljährlich den Gault-Millau-Weinguide Deutschland erschlürfen – in der 2000er-Ausgabe werden 408 Erzeuger und 3.404 Weine vorgestellt und bewertet –, kriegen die Öko-Produzenten hingegen weder grüne Extrablätter noch Sonderseiten. Dass sich hinter Namen wie Wittmann (Rheinhessen), Clemens Busch (Mosel), Randolf Kauer (Mittelrhein) oder Fürstlich Castellsches Domänenamt (Franken) ökologisch wirtschaftende Erzeuger verbergen, muss sich der Leser aus dem Kleingedruckten erschließen. Macht nichts, solange die Säfte munden.Eberhard Schäfer

„Der Berliner Weinführer“, mit Kiezreportagen und Degustationsnotizen von Ulrich Sautter. Verlag Medienbüro Norbert Pobbig, Berlin 1999, 194 Seiten, 14,80 Mark. Erhältlich in vielen Weinhandlungen. „Gault Millau Weinguide Deutschland 2000“. Heyne Verlag München, 560 Seiten, 54 Mark.

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