Wegführung beim Berlin-Marathon: Nicht jede Linie führt ins Ziel

Ideal ist es, wenn man beim Berlin-Marathon immer der blauen Linie folgt. Auch wenn man zwischendurch auf grün umschwenken könnte.

Ein Teilnehmer des Berlin-Marathons läuft über ein auf der Straße aufgemaltes Herz

Endlich die Idealline gefunden beim Berlin-Marathon Foto: picture alliance/dpa

BERLIN taz | Sie ist für alle Laufbegeisterten quasi heiliger Boden, und dass sie nun wieder auf dem Asphalt glänzt, ist das ultimative Zeichen, dass es endlich so weit ist: die blaue Linie, die den Streckenverlauf auf den 42,195 Kilometern des Berlin-Marathons am Sonntag anzeigt. Sie ist zugleich die Ideallinie. Wer auf ihr unterwegs ist, verschenkt keinen Meter und damit keine Sekunde. Jeweils ein paar Tage vor dem Start ist sie plötzlich da, nachts zu verkehrsschwacher Zeit aufgemalt.

Doch in diesem Jahr ist pandemiebedingt wie so vieles auch die Sache mit der Linie anders. Und das nicht etwa wegen der roten Linie, die SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey – am Sonntag gleichfalls bei einem Wettkampf am Start, wenn auch einem ganz anderen – beim Thema Enteignung gezogen hat und damit auf Distanz zur Linkspartei gegangen ist.

Nein, es liegt daran, dass in der Stadtmitte neben der blauen stellenweise noch eine grüne Linie zu sehen ist. Das ist erstmals so, und das hat mit Corona zu tun. Diese grün gestrichelte Linie zeigt nämlich den Kurs des Halbmarathons an. Der findet normalerweise Ende März oder Anfang April statt, und bis zum Start des richtigen Marathons ein halbes Jahr später haben üblicherweise Millionen von Autoreifen die grüne Farbe wieder von der Fahrbahn gerollt.

In diesem Jahr war der Halbmarathon pandemiebedingt aber erst Ende August möglich – und die knapp fünf Wochen bis jetzt reichten nicht, um die grüne Linie wieder verschwinden zu lassen.

So liegen da also zwei Linien auf der Straße, und wer etwa hinter dem Potsdamer und Leipziger Platz der grünen folgt, der biegt in die Wilhelmstraße ein: und verlässt damit die Marathonstrecke.

Wer es nun also mit dem scharfen Sehen und der Farbwahrnehmung nicht so hat, der könnte theoretisch zum Laufabweichler werden und auf Abwege geraten. Rein praktisch dürfte sich diese Gefahr nicht ergeben, denn mehr als 99,9 Prozent der gut 25.000 Teilnehmer werden beim Rennen immer einen anderen zur Orientierung vor sich haben. Und dafür, dass der ganz vorne – ja, nur „der“, nicht auch „die“, denn die schnellsten Frauen kommen ein paar Minuten später ins Ziel – sich nicht verläuft und einen Lemminge-Effekt auslöst, dafür sorgt schon ein Führungsfahrzeug vorneweg.

Im Zweifelsfall dürften auch Zuschauer am Straßenrand davon abhalten, falsch abzubiegen, selbst wenn die coronabedingt nicht allzu dicht stehen sollten. Egal, der oder die vorne mit dem Führungsfahrzeug wird schon wissen, wo’s langgeht …

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