Wegen Text zu #MeToo in taz: Handelsblatt mahnt ab
Der Handelsblatt-Journalist Harald Schumacher schrieb in der taz einen Text zur #MeToo-Debatte. Dafür hat sein Arbeitgeber ihn abgemahnt.
Am 7. März schrieb der Journalist Harald Schumacher in der taz einen Text. Titel: „Ran an den Speck“. Darin berichtete er, wie eine namentlich nicht genannte deutsche Unternehmerin ihm bei einer Veranstaltung ungefragt in die Hüfte kniff. Im Rahmen der #MeToo-Debatte überlegte Schumacher, was die übergriffige Geste mit Machtstrukturen zu tun haben könnte – ohne sie mit den sexualisierten Übergriffen etwa eines Harvey Weinstein auch nur ansatzweise vergleichen zu wollen.
Offensichtlich gehe es nicht nur um Geschlecht, sondern auch um die Macht, die etwa Vorgesetzte über Angestellte haben, schrieb Schumacher. „Um Personen, die schon lange keinen Widerspruch mehr gewohnt sind und die Grenzen anderer nach Belieben ignorieren.“
Dieser Text hatte für Schumacher ein Nachspiel: Sein Arbeitgeber, der Handelsblatt-Verlag, mahnte ihn ab. Dagegen wehrt der Journalist sich juristisch. Am Mittwoch trafen sich beide Seiten erstmals vor Gericht zu einem Gütetermin.
Es geht um die Frage, ob der Verlag Schumacher verbieten durfte, eine Geschichte, die das Blatt offenbar selbst nicht veröffentlichen wollte, anderswo zu erzählen. Aus dem Gerichtstermin geht hervor, dass Schumacher das Thema zuvor mehrfach dem eigenen Blatt angeboten hatte, und dass es dort offenbar nicht gewünscht war. Der Verlag vertrat vor Gericht die Auffassung, Schumacher hätte vor der Veröffentlichung in der taz ein weiteres Mal um Erlaubnis bitten müssen.
Der nächste Gerichtstermin in Düsseldorf findet am 24. August statt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit