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Wegen Amoklauf in TokioVerurteilter Täter hingerichtet

Der 39-jährige Japaner hatte 2008 mit einem LKW und mit einem Messer wahllos sieben Passanten getötet. Das Gericht hatte eine Berufung abgelehnt.

Offizielles Regierungsfoto von 2010: Falltür unter einem Galgen in einem Gefängnis in Tokio Foto: Justice Ministry Handout/Reuters

Tokio dpa/ap | In Japan ist ein verurteilter Amokläufer, der 2008 in Tokios weltberühmtem Elektronik-Einkaufsviertel und Anime-Mekka Akihabara sieben Menschen getötet hatte, hingerichtet worden. Justizminister Yoshihisa Furukawa teilte mit, der 39-jährige Mann sei in einer Haftanstalt gehängt worden. Der Mann war 2011 zum Tode verurteilt worden. 2015 hatte der Oberste Gerichtshof eine Berufung abgelehnt.

Der bei der Tat 25 Jahre alte Japaner raste im Juni 2008 zur Mittagszeit mit einem Lastwagen in dem auch bei ausländischen Touristen beliebten Stadtviertel in eine Menschenmenge und tötete dadurch drei Menschen. Darauf sprang er aus seinem Fahrzeug und stach wahllos auf Passanten ein. Vier weitere Menschen kamen dabei ums Leben. Er habe „von allem die Nase voll“, war der junge Mann nach seiner Verhaftung von Medien zitiert worden.

Japan, die drittgrößte Wirtschaftsnation der Welt, ist in der Gruppe der G7 neben den USA das einzige Industrieland, das noch an der Todesstrafe festhält. Einer Umfrage der japanischen Regierung zufolge ist die Mehrheit der Befragten für die Todesstrafe.

Justizminister Furukawa sagte, die Strafe sei wegen noch immer vorkommender böser Gewaltverbrechen gerechtfertigt. Sie abzuschaffen, sei derzeit nicht angemessen. In Japan befinden sich laut Furukawa derzeit 107 Menschen im Todestrakt.

Kritik an der besonderen Art der Hinrichtungen

Menschenrechtsaktivisten prangern seit Langem den Umgang mit Hinrichtungen sowie die Haftbedingungen in Japan an. Als besonders grausam kritisieren auch ausländische Regierungen, dass den Todeskandidaten der Zeitpunkt ihrer Hinrichtung nicht mitgeteilt wird.

Die zum Tode Verurteilten leben oft jahrelang in Einzelhaft. Wenn dann schließlich der Exekutionsbefehl vom Justizministerium eintrifft, haben die meisten nur noch wenige Stunden zu leben. Angehörige erfahren erst nach der Exekution von der Vollstreckung, die vornehmlich in den frühen Morgenstunden stattfindet.

Zwar gilt Japan im internationalen Vergleich als ein Land mit relativ geringer Gewaltkriminalitätsrate. Doch haben in den vergangenen Jahren immer wieder Verbrechen für Schlagzeilen gesorgt.

Bei einem Amoklauf in einem Behindertenheim in Tokios Nachbarpräfektur Kanagawa hatte 2016 ein junger früherer Heimmitarbeiter 19 wehrlose Menschen erstochen. Bei einem Brandanschlag auf ein berühmtes Animationsfilmstudio in Kyoto brachte ein Japaner 34 Menschen um. Am 8. Juli dieses Jahres verübte ein Japaner in der Stadt Nara einen Mordanschlag auf Japans Ex-Ministerpräsidenten Shinzo Abe. Er gab als Motiv Hass auf eine religiöse Sekte an, zu der Abe Verbindungen habe.

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1 Kommentar

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  • Weshalb sollte es für den verurteilten Delinquenten von Vorteil sein, frühzeitiger vom Zeitpunkt der Vollstreckung zu erfahren. Die Uhr runter zählen ist doch viel schlimmer als alles andere. Problematischer ist doch eher, dass die Menschen überhaupt so lange im Todestrakt sitzen.