Webserie über Ikea und Drogen: Möbel auf Drogen montieren

Eine Youtube-Serie zeigt Menschen, die high Ikea-Möbel aufbauen. Der schwedische Konzern hat damit nichts zu tun – kriegt aber kostenlose Werbung.

Modelle eines riesigen Pilzes und eines ebensogroßen rauchenden Joint auf einem Hausdach

Auf welchen Drogen die Erschaffer dieses Kunstwerks wohl waren? Foto: imago/Zuma Press

Die Montageanleitungen von Ikea bringt Menschen zur Weißglut, stellt Beziehungen vor die Zerreißprobe oder macht einfach nur schlechte Laune. Und was hilft gegen schlechte Laune? Drogen. Das dachten sich zumindest die Produzenten von “Hikea“, einer Webserie auf Youtube, die Menschen dabei zeigt, wie sie Ikea-Möbel auf Drogen zusammenbauen.

In der ersten Folge der Serie bauen Giancarlo und Nicole ein Regal auf. Zuvor stellen sie sich ihrem Youtube-Publikum vor, sprechen über ihre bisherigen Drogenerfahrungen und legen sich jeweils ein Paper LSD auf ihre Zunge, die sie stolz in der Kamera präsentieren. Dann kann es losgehen. Die beiden fangen an zu bauen, lachen, haben Spaß, gönnen sich kurze Pausen zum Philosophieren am Fenster, oder um ihre Haarspitzen intensiv zu begutachten und hämmern sich langsam aber sicher in Richtung Finale.

Fast fünf Stunden später ist das Regal aufgebaut und die beiden gehen ein Stück spazieren. Und dann schaukeln sie gemeinsam bis das Video endet. Ein harmonischer Spaziergang nachdem man ein Ikea-Regal aufgebaut hat? Normalerweise undenkbar. Nicht umsonst haben Psychologen in einem Experiment für die amerikanische Zeitschrift The Atlantic herausgefunden, dass Menschen dazu tendieren, das Scheitern beim Ikea-Produkte-Aufbauen auf ihre Beziehung zueinander zu projizieren. Und das führt meistens zu Streit. Auf Droge dauert der ganze Prozess zwar länger, ist aber um einiges entspannter.

In Folge zwei baut Keith einen Tisch auf, nachdem er acht halluzinogene Pilze gegessen hat. Da sieht das Ganze schon etwas verzweifelter aus. Keith gibt mehrmals auf, geht aus dem Raum, will nicht mehr, reißt sich dann wieder zusammen und vollendet sein Werk. Zwar übergeht er 37 Schritte der Anleitung, sitzt dann aber glücklich lachend an seinem selbst zusammengebauten Tisch. Keith war es auch, der den Produzenten der Serie zum ersten Mal während des Drehs wirklich Sorgen bereitet hatte weil er 30 Minuten lang verschwunden war, sagen sie dem Onlineportal Co.Create.

Aber er kam zurück, trank einen Orangensaft, machte seinen Job zu Ende und ging in den Feierabend. Nachdem diese zweite Folge von Youtube gelöscht wurde, weil sie gegen die Nutzungsbedingungen verstößt, haben Fine und Taylor sie nochmals hochgeladen. Diesmal mit einem Disclaimer: „Drogen sind schlecht, nehmt keine Drogen“. Das Video ist jetzt ab 18. Warum die erste Folge nicht gegen die Nutzungsbedingungen verstößt, bleibt Youtube vorbehalten.

Die Macher über das Konzept

Was sind das für Menschen, die andere dabei filmen, wie sie auf Drogen Möbel zusammenbauen? Der Werbetexter Hunter Fine und der Creative Director Alex Taylor haben sich dieser Marktlücke angenommen. Beide leben in Brooklyn. Die Idee stammt aus eigenen Erfahrungen: “Wir mussten alle Mal Ikea-Möbel aufbauen, vielleicht sogar nachdem wir ein paar Bier getrunken haben. ‚Hikea‘ schien wie eine unterhaltsame Steigerung dieser Erfahrung“, sagen sie der taz. Es ist eine Art soziales Experiment um zu sehen, wie verschiedene Menschen auf verschiedene Drogen reagieren. Nachdem sie eine Online-Anzeige geschaltet haben, fanden sich schnell Freiwillige, die gleichzeitig auch ihre Wohnung bereit gestellt haben.

“Wir wollen uns nicht mit dunklen Suchtdrogen umgeben. Das hier soll eine fröhliche Serie sein.“

Der Name Hikea ist nicht ganz neu. Eine ähnliche Definition findet sich im Urban Dictionary bereits von 2008 unter “Highkea“: “Wenn du Marijuana rauchst, durch Ikea, den besten Ort der Welt läufst und für ein paar Stunden verrückte Dinge tust“. Und das scheint wirklich ein einigermaßen verbreitetes Hobby zu sein, denn unter dem Hashtag #Highkea findet man hunderte Tweets über das Ikea-Shoppen auf Drogen.

Hikea hingegen, beschäftigt sich mit dem was danach kommt. Kein Wunder, dass das Projekt gut ankommt. Der Youtube Channel ‚Hikea Productions‘ existiert zwar schon seit Anfang Mai, das Projekt wurde aber erst Anfang August veröffentlicht. Der Trailer hat nach zwei Tagen 10.000 Aufrufe auf Youtube. Fast 3.500 Menschen haben den Channel abonniert. Die Macher freut das: “Wir stecken viel Arbeit ins Filmen, Bearbeiten und die restliche Produktion. Wenn sich dann so viele Menschen dafür begeistern können, fühlt sich das natürlich gut an“.

Ikea Werbung für lau

Der schwedische Konzern hat sich bisher noch nicht bei den Produzenten gemeldet. Obwohl sie jedes Recht dazu hätten. Schließlich haben Fine und Taylor den Namen des Konzerns abgeändert, das Logo geklaut und das Unternehmen mit Drogen in Verbindung gebracht. Auf ihrer Webseite distanzieren sie sich deshlab klar von einer Verbindung zu Ikea und hoffen, dass der Konzern sie nicht verklagen wird, sondern “sich vielleicht doch insgeheim darüber freut“.

Freuen könnte sich das Unternehmen wirklich. Zum einen über die kostenlose Werbung, denn über den zwei ersten Episoden stehen jeweils die korrekten Namen der verwendeten Ikea-Möbel. Zum anderen aber auch darüber, dass die Videos zeigen, dass die Montage von ihren Möbeln auf Drogen immer noch länger dauert, als ohne. Andersherum wäre das nicht ganz so optimal für das Unternehmen.

Dass das Projekt keinen pädagogisch wertvollen Sinn hat, ist klar. Fine und Taylor wollen, dass Menschen einfach Spaß dabei haben, zuzusehen, wie andere auf Drogen auf eine stressige Situation reagieren. Doch es gibt Grenzen, wie sie der taz sagen: “Wir wollen uns nicht mit dunklen Suchtdrogen umgeben. Das hier soll eine fröhliche Serie sein“. Was genau meinen Fine und Taylor mit „dunklen Suchtdrogen“? Was sind LSD und “Magic Mushrooms“ in ihren Augen? Und wer wird sich in Zukunft noch dafür interessieren, dass Menschen „in einer fröhlichen Serie“ öffentlich harte Drogen nehmen? Weiter spannend.

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