Wasserwerfer-Panne bei der Polizei: So ’ne Flasche
Der „Wasserwerfer 10.000“ wurde von halbvollen PET-Flaschen schwer beschädigt. Peinlich für die Polizei – gut zu wissen für Demonstranten.
Die PET-FLASCHE ist billig, wird nach dem einmaligen Gebrauch eingeschmolzen, und die Weichmacher in dem dünnen Plastik sind sicher nicht gesundheitsfördernd. Als typische Getränkeverpackung der Discounter ist sie heimliches Symbol der Plebs. Anders Deutschlands neuestes Wasserwerfermodell, der „Wasserwerfer 10.000“, kurz „Wawe 10“: Er ist teuer, 900.000 Euro kostet das Spielzeug aus Österreich, seine Schale ist dick. Doch zwei Dinge haben einige PET-Flaschen und der „Wawe“ gemein: Sie sind blau und klobig.
Genau diese Form ist es, die den „Wawe 10“ besonders sicher machen soll, zumindest für die fünf Polizisten, die im Inneren sitzen. Raufklettern gehe nicht mehr, und auch Brandsätze sollen nicht mehr auf dem Fahrzeug liegen bleiben können. Seine Hülle ist besonders fest, eine Betonplatte soll selbst aus dem dritten Stock geworfen an der harten Fassade zersplittern. Der „Wawe 10“ fasst 10.000 Liter, die er in nur drei Minuten verschießen kann. 78 hat die deutsche Polizei bestellt. Sie sollen die 117 „Wawe 9000“ ersetzen.
Im März führte die Polizei Thüringen einen vor. Doch beim Probeeinsatz bekam die Polycarbonat-Panzerverglasung des Wawes drei faustgroße Schäden ab, berichtet der MDR. Dabei warfen die Polizisten keineswegs Steine oder Molotowcocktails, sondern Eier, Tennisbälle und halbvolle 0,5 Liter-PET-Flaschen. Erklären kann sich die Landespolizeidirektion den Schaden nicht.
Doch die Symbolik ist schön. Nicht mehr als ihre halbvollen Getränke braucht das Volk zum Aufstand. Die Konsumgesellschaft wirft ihre billigen, womöglich krank machenden Produkte dem Staat entgegen und zerstört ihn – ein bisschen. Die Einsatzfähigkeit des Wasserwerfers sei nicht beeinträchtigt, beschwichtigt zwar die Polizei, doch werde ein Sachverständiger in den kommenden Wochen entscheiden, ob die Frontscheibe ausgetauscht werden muss.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos