Wasserstoffstrategie der Bundesregierung: Grüne Energie
Die Forschungsministerin setzt einen Innovationsbeauftragten ein. Er soll dafür sorgen, dass die Wasserstoffstrategie ein Erfolg wird.
Die Durchsetzung der kniffligen Personalie war für das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) auch eine Konsequenz aus dem administrativen Hickhack der letzten Monate, als eine Verabschiedung der „Nationalen Wasserstoffstrategie“ wegen unzureichender Abstimmungen zwischen den Ministerien für Forschung, Wirtschaft, Umwelt und Entwicklung ein ums andere Mal verschoben werden musste.
Dabei ging es um die Kapazitäten der Elektrolyse-Anlagen und die Rolle von „blauem“ Wasserstoff, der wegen seiner Herstellung aus Erdgas im Unterschied zum „grünen“ Hydrogen nicht klimaneutral ist. Mit dem Corona-Konjunkturprogramm, das für die deutsche Wasserstoffforschung und -technik gigantische 9 Milliarden Euro bereitstellt, kam der Durchbruch.
„Wir brauchen eine Aufbruchstimmung und das klare Signal für Innovatoren und Investoren: Deutschland will Leitanbieter und Leitmarkt für grüne Wasserstofftechnologien werden“, erklärte Karliczek bei der Ernennung des Innovationsbeauftragten. Seine Funktion werde es sein, vor allem für eine Beschleunigung des Transfers zwischen Forschung und wirtschaftlicher Anwendung zu sorgen. „Damit aus den guten Ideen aber auch erfolgreiche Innovationen werden, muss der Sprung in die Praxis gelingen“, sagte die Ministerin. Eine intensive Nutzung des „grünen Wasserstoffs“ sei von zentraler Bedeutung für den Klimaschutz, aber auch für den Erhalt der Industrie in Deutschland.
Kaufmann, forschungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, unterstrich die Bedeutung von Innovation in seiner bisherigen Tätigkeit. „Als Berichterstatter für die Innovationspolitik und Hightech-Strategie sowie Mitglied der Gründungskommission und des künftigen Aufsichtsrats der Agentur für Sprunginnovationen liegt mir dieses Thema sehr am Herzen“, sagte der Stuttgarter Bundestagsabgeordnete.
Auch die deutsche Automobilindustrie wolle er an das Wasserstoffthema heranführen, sagte Kaufmann vor der Presse. Er musste aber einräumen, dass die Führungsrolle, die deutsche Autobauer in den 90er Jahren beim Wasserstoffmotor hatten, wieder verloren gegangen sei. Derzeit gibt es kein Wasserstoffauto „made in Germany“.
Damit sich dies ändert, kann Kaufmann in eine prall gefüllte Förderschatulle greifen. Mit seiner Ernennung startete das BMBF zugleich den Ideenwettbewerb „Wasserstoffrepublik Deutschland“ mit einem Umfang von rund 600 Millionen Euro. Ab sofort, so die Ministerin, seien „Innovatoren aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft aufgerufen, Ideen für den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft einzureichen“.
Besonderes Interesse besteht an Durchbrüchen bei der Wasserelektrolyse im Industriemaßstab und für Transportlösungen zum grünen Wasserstoff. Außerdem will das BMBF die Grundlagenforschung insbesondere für bessere Materialien und Komponenten, aber auch für alternative Erzeugungsverfahren verstärkt fördern.
Ob der erste grüne Wasserstoff in Deutschland im Industriemaßstab schon vor 2030 produziert werden könne, bezweifelte Kaufmann. Das gesamte Projekt „Wasserstoffrepublik“ sei eher auf einen Zeitraum von zwanzig Jahren ausgelegt. Und auch nicht auf Deutschland begrenzt: Wie Karliczek mitteilte, erarbeitet ihr Haus gegenwärtig einen „Potenzialatlas“ für 31 afrikanische Staaten, in denen mit deutscher Technikhilfe eine Wasserstoffproduktion aufgebaut werden könnte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Jahresrückblick Erderhitzung
Das Klima-Jahr in zehn Punkten
Anschlag von Magdeburg
Aus günstigem Anlass
Biden hebt 37 Todesurteile auf
In Haftstrafen umgewandelt