Was bringt das neue Jahr (IV)?: Auswärtsfahrten können kommen
Dank Stürmer Max Kruse und Trainer Urs Fischer wird sich Union Berlin mit einer starken Rückrunde für den Europapokal qualifizieren.
![](https://taz.de/picture/4596568/14/26535373-1.jpeg)
Klar, 2020 war Mist und Fußball noch nebensächlicher als sonst. Und ist es ohne Zuschauer:innen überhaupt richtiger Fußball? Eigentlich handelt es sich ja eher um freudlosen Coronaball. Wie auf einem tristen Kreisligaplatz hört man meckernde Trainer, vor Schmerz schreiende Schwalbenkönige und die klickenden Verschlussklappen der Teleobjektive von Fotograf:innen. Leider werden wir diese eigenartige Sportart auch 2021 auf absehbare Zeit erst mal nicht los.
Aber trotzdem wird nicht alles schlecht: Denn weil der 1. FC Union Berlin in diesem Coronaball ziemlich fantastisch ist, darf man als Fan sogar von der Qualifikation für den Europapokal träumen – und damit von internationalen Auswärtsfahrten. Und vielleicht ja nach der Sommerpause sogar wieder mit ausverkaufter Alter Försterei und gefüllter Gästesektion in Madrid, Lissabon oder London.
Denn sportlich gesehen sind die Aussichten bei Union so gut wie nie, und keiner steht so sehr für diesen Erfolg wie der neu verpflichtete Max Kruse.
Mit dem Angreifer ist der Überraschungstransfer dieser Saison geglückt. Der spielmachende Torjäger mit linkem Zauberfüßchen hob die Hinserie von Union Berlin auf ein anderes Level. Er war überall auf dem Platz zu finden, spielte die entscheidenden Pässe und verwandelte wichtige Elfmeter und Direktabnahmen, als wäre das nichts. Zudem passt sein Gemüt eines klassischen Fußballprolls ganz hervorragend zur sich bodenständig gerierenden Union.
Der Moment, als Union in der Blitztabelle kurz auf Platz zwei nur einen Punkt hinter den Bayern stand, ist bei vielen Fans als Screenshot verewigt. Überwintern wird Union auf einem unfassbaren sechsten Platz, der bei Saisonende die Qualifikation für die Euro League bedeuten würde. Noch optimistischer stimmte dabei sogar der Tiefpunkt der Hinrunde: Bei der 3:1-Niederlage im Stadtduell gegen Hertha verletzte sich Kruse, zudem holte sich der unverzichtbare Mittelfeld-Klavierträger Robert Andrich nach einem brutalen Foul eine rote Karte und drei Spiele Sperre.
Doch die Mannschaft von Trainer Urs Fischer ließ sich davon in den folgenden Spielen nichts anmerken und blieb konstant. Und die größten Erfolge der Hinserie erzielte Union sogar ohne Kruse und Andrich: Sie holte ein Unentschieden gegen den amtierenden Champions-League-Sieger Bayern München und besiegte ein verzweifelndes Borussia Dortmund. Wenn es gut läuft, wird ab dem Herbst wieder eine Berliner Mannschaft international spielen.
Zuletzt war Hertha 2017 in der Vorrunde der Euro League gegen Bilbao, Östersund und Luhansk ausgeschieden. Union löst damit Hertha als Nummer eins in Berlin ab, und das, obwohl eigentlich die Herthaner mit Europapokal-Ambitionen und 374 Investoren-Millionen seit 2019 im Kader gestartet waren. Dieses Jahr kann Real Madrid dann notfalls zum Coronaball nach Köpenick kommen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!