Wanderwege in Berlin: Läuft bei uns!
In Berlin sichern Hunderte Kilometer Wanderwege Freiräume für Naturschutz und Erholung. Doch der Druck auf die Grünflächen nimmt zu. Eine Wanderung.
Man muss sich trauen, kurz stehen zu bleiben, in der allgemeinen Eile um einen herum am Eingang zur U6 in Alt-Tegel, und dann ein bisschen den Kopf in den Nacken legen, um die kleine, weiße Schrift auf dem grünen Schild gleich neben der Treppe zum U-Bahnschacht hinunter lesen zu können. Hoch oben angebracht, vermutlich um Sticker-KleberInnen und Graffiti-KünstlerInnen die Arbeit zu erschweren, steht da „Barnimer Dörferweg“, und dann noch, dass es von hier aus 33 Kilometer bis ins Wuhletal und fast 10 Kilometer bis nach Lübars sind.
Das ist beides ganz schön weit weg an einem gewöhnlichen Vormittag mitten in der Woche, nicht mehr ganz mitten in der Stadt. Menschen hasten zur U-Bahn hinunter oder trinken Kaffee im Café oder Bier auf der Bank – all das geht morgens um kurz vor 10 Uhr in der Fußgängerzone von Tegel. Das Vorhaben, hier einen Wanderausflug zu starten, fühlt sich ungleich exotischer an.
Der mit einem blauen Querbalken auf weißem Grund markierte Weg ist ein leises Angebot inmitten lauter Reklame für neue Schuhe, billige Jeans oder Currywurst, man kann ihm folgen. Macht man das, stellt man fest, dass so ein Stadtfluchtversuch in Wanderstiefeln glatter verläuft, als man denken könnte, wenn man gerade noch neben einem muffigen U-Bahnschacht stand.
Zwei Kilometer etwa sind es auf dem Dörferweg durch die Ausläufer von Tegel, dann hat man die Auffahrt zur Stadtautobahn am Waidmannsluster Damm passiert und schlägt sich auf einem kleinen Weg in die Büsche, bis man bald vorm Tegeler Fließ steht, wo man solange ungestört den Kopf in den Nacken legen kann, wie man will. Noch mal ein bisschen weiter, in Hermsdorf, riecht es schon nach Kuh: Das sind die Wasserbüffel, die seit 2015 im Zuge eines mit EU-Mitteln geförderten Renaturierungsprojekts die Niedermoorwiesen hier von Strauchwerk frei fressen.
Grünes Wegenetz Bereits 1994 sah das damalige Berliner Landschaftsprogramm vor, bestehende Frei- und Parkflächen auf möglichst direktem wie grünem Wege miteinander zu verknüpfen. Aber erst 2004 nimmt das Wegenetz durch eine Kooperation der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt mit dem Fuss e. V. und dem BUND Gestalt an: 100 „FlaneurInnen“ erwandern die Wege, ermitteln Lücken und machen Vorschläge für Umwege.
Wanderkarten 2008 wird in Zusammenarbeit mit einem Verlag erstmals eine Wanderkarte herausgegeben. Markiert werden die Wege erst 2010. Sie sind von 1–20 durchnummeriert und einheitlich mit einem blauen Balken auf weißem Grund gekennzeichnet. Der längste Weg ist der Spreeweg (Nummer 1), der auf 63 Kilometern von Ost (Falkenhagener Feld) nach West (Hessenwinkel) dem Berliner Urstromtal folgt. Der kürzeste Weg ist mit nur 7 Kilometern der Bullengrabenweg in Spandau (Nummer 20). Jeder Weg berührt andere Wege im System, die Start-/Endpunkte liegen immer in der Nähe öffentlicher Verkehrsmittel. Karten für jeden Weg gibt es kostenfrei entweder als Download für Navigations-Apps oder als PDFs zum Ausdrucken: www.berlin.de/20-gruene-hauptwege. Alternativ analog im Buchhandel: Wanderkarte „Berlin und Umgebung“, 3. aktuelle Auflage April 2021, Dr. Barthel-Verlag, 6,50 Euro. Auf der Karte sind alle 20 Hauptwege und weitere Wanderwege markiert.
Der Berliner Wanderverband lädt regelmäßig zu Wanderungen ein, die auch für Nichtmitglieder offen sind. Alle Infos im „Berlin-Brandenburger Wanderplan 2021“, für 5 Euro im Buchhandel oder beim berliner-wanderverband.de. (akl)
Berlin ist durchzogen von einem dichten Wanderwegenetz. Der Barnimer Dörferweg vom Tegeler See bis ins Wuhletal bei Ahrensfelde ist Teil des Projekts „20 Grüne Hauptwege“, das 2004 von der damaligen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt in Kooperation mit dem BUND und den Fußverkehr-Lobbyisten von Fuß e.V. initiiert wurde. 575 Kilometer sind inzwischen markiert.
Das erklärte Ziel ist, Berlins Parkanlagen und die Naherholungsgebiete am Stadtrand möglichst ideal, das heißt auf grünen Wegen, miteinander zu verbinden. Hinzu kommen lokale Wanderwege in den Bezirken und internationale wie der Europäische Fernwanderweg E11, der vom niederländischen Den Haag bis in die polnischen Masuren verläuft und dabei den Treptower Park durchquert.
Weshalb das mit der Stadtflucht ja auch eigentlich ein ganz falscher Gedanke ist, denkt man bald, wenn am Großen Hermsdorfer See der Kuckuck (brütet hier besonders gerne, informiert eine Tafel am Wegrand) erfolgreich mit einer auf Anschlag gedrehten Musikbox eines ebenfalls Stadtflüchtigen am Seeufer konkurriert. Wenn Stadt und Natur sich ausschließen, läuft etwas schief. Denn während die Natur ganz gut ohne die Stadt könnte (am Ende wird alles wieder zu Wald in unseren Breitengraden), kann die Großstadt beziehungsweise können die Menschen in ihr nur schlecht ohne sie.
Christiane Fuchs, in der Senatsverwaltung für Umwelt zuständig für das Grüne-Hauptwege-Projekt, steht vor der kleinen Kirche auf dem Dorfanger in Lübars. In Lübars gibt es gefühlt so viele Pferde wie Menschen. Es gibt ernstzunehmende Landmaschinen und Roggenfelder, und jetzt im Juni trocknet der erste Grasschnitt auf den Wiesen zu Heu. Vor dem Gasthof „Alter Dorfkrug“ endet idyllisch die Buslinie 222: Wir befinden uns immer noch in Tarifzone B auf Berliner Stadtgebiet. Ein Landwirt hat an seinem Hoftor ein großes Plakat aufgehängt, das vor der Rückkehr des Wolfs warnt. Bis zu den Hochhäusern des Märkischen Viertels sind es wenige Kilometer.
„Wir befinden uns hier im Äußeren Parkring“, sagt Fuchs, die in der Umweltverwaltung für den Bereich Klimaschutz, Naturschutz und Stadtgrün arbeitet. Parkring?, fragt die Wanderin und sieht nur Dorf. Fuchs zieht eine Grafik ihrer Verwaltung aus dem Rucksack, darauf eine Art Fadenkreuz: ein kleiner Innen- und ein größerer Außenkreis auf einer Berlin-Silhouette, durchkreuzt von zwei blauen Linien, die sich da treffen, wo man den Tiergarten vermutet. Fadenkreuz, naja, Fuchs lacht: „Wir sagen dazu das ‚Grüne Achsenkreuz‘.“
Das Grüne Achsenkreuz mit dem Tiergarten als Herzstück ist Teil des 2016 beschlossenen „Berliner Landschaftsprogramms einschließlich Artenschutzprogramms“. Es soll, kurz gesagt, dafür sorgen, dass ökologische Belange in der Stadtentwicklung mitgedacht werden – sowohl aus Sicht des Naturschutzes als auch aus Sicht des Erholung suchenden Großstadtmenschen.
Der Innenkreis ist dabei quasi das Pendant des S-Bahnrings für den Fußverkehr: ein Gürtel aus Volks- und Bürgerparks, Friedhöfen und kleineren Grünflächen, die sich um die Innenstadt legen – wie etwa der Volkspark Wilmersdorf, der Mauerpark in Mitte, im Norden der Humboldthain am S-Bahnhof Gesundbrunnen, im Süden das Tempelhofer Feld. Der Weg Nummer 18 verbindet sie auf insgesamt 52 Kilometern.
Der äußere Parkring verbindet wiederum die großen Naherholungsgebiete wie den Tegeler Forst im Nordwesten, Barnim im Norden, die Müggelspree im Südosten und den Grunewald im Nordwesten miteinander. Sechs verschiedene „Hauptwege“ muss man abschnittsweise aneinanderreihen, um die Außenstadt so zu umrunden. Der Nord-Süd-Weg und der von Ost nach West verlaufende Spreeweg kreuzen sich wiederum im Stadtzentrum. Gemeinsam mit weiteren Hauptwegen binden sie strahlenförmig die Wohngebiete an die beiden „Parkringe“ und dazwischen liegende Freiflächen an.
Dieses System aus einem inneren und einem äußeren Grüngürtel und den sie verbindenden Radialen wurde schon 1910 entwickelt, ein früher städtebaulicher Wettbewerb im Hinblick auf die Eingemeindung vieler Dörfer unter das Dach von „Groß-Berlin“ zehn Jahre später. Schon damals fand man es offenbar wichtig, der Stadt Freiräume abzutrotzen und vor allem: sie zu sichern. „Das heutige Berliner Freiraumsystem aus dem Landschafts- und Artenschutzprogramm baut im Prinzip auf diesem Plan auf“, sagt Fuchs. „Die Grundidee wurde also bereits vor mehr als 100 Jahren gedacht.“
Diese Grundidee, das ist das integrierende, das verzahnende Element. Und da geht es dann nicht nur darum, von einem Park auf möglichst ebenso geradem wie grünem Wege in den nächsten zu gelangen. Es geht auch darum, dass der Mensch auf seine Kosten kommt, ohne dass die Natur dafür zu teuer bezahlen muss.
Bei den Wasserbüffeln am Tegeler Fließ klappt das schon ganz gut: Zwar geht Fläche zum Wandern und Picknicken verloren. Aber man kann ungewöhnliche Tiere dabei beobachten, wie sie eine Kulturlandschaft erhalten, die wiederum Biotop für andere Tiere ist. Der Moorfrosch zum Beispiel lebt hier, die Ringelnatter auch.
Fuchs ist als Landschaftsplanerin in der Umweltverwaltung, grob gesagt, dafür zuständig, dass der Naturschutz und der Erholung suchende Mensch bei der Stadtentwicklungsplanung nicht vergessen werden. Das ist mitunter gar nicht so leicht, und es wird schwerer, sagt Fuchs: Die Freiflächen würden weniger, die Begehrlichkeiten von allen Seiten nähmen zu.
Das ist kein Wunder, denn die Stadt wächst, wenn auch inzwischen langsamer – und der Druck, günstigen Wohnraum zu schaffen, ist hoch. Beispiel Siemensstadt 2.0, ein 70 Hektar großes ehemaliges Industriegelände im Nordosten Spandaus, einer von Berlins offiziellen „Zukunftsorten“. Hier soll bis 2030 ein nachhaltiges CO2-neutrales Wohnquartier entstehen, mit Siemens als großem Arbeitgeber vor Ort („Innovationscampus“). Fuchs ist an den Planverfahren beteiligt.
Größere Bauvorhaben müssen anderswo mit Flächen für Natur- und Klimaschutz ausgeglichen werden, so hat es der rot-rot-grüne Senat Ende 2019 mit dem „Öko-Konto“ beschlossen. Die Malchower Auenlandschaft oder der Biotopverband Wuhletal sind solche Öko-Konto-Flächen.
„Am besten ist es immer, wenn direkt ausgeglichen werden kann – also gleich in der Nähe“, sagt Fuchs. Bäume pflanzen, Hecken anlegen, Flächen entsiegeln – sowas. Fuchs zeigt auf die Wiesen hinter Lübars, die für den laienhaften Blick eigentlich ganz hübsch blühen. „Hier könnte man zum Beispiel noch einige Verbesserungen für den Lebensraum der Zauneidechse schaffen“, sagt sie: „Zum Beispiel offene Bodenstellen oder Totholzhaufen.“
Das Ausgleichen vor Ort klappe aber nicht immer, weil die von der Senatsverwaltung beauftragten Planungsbüros zusammen mit den Bezirken schlicht immer schwieriger etwas fänden, wo man ausgleichen könne. Bei der Siemensstadt 2.0 müsse verhältnismäßig wenig ausgeglichen werden, weil man keine Brache versiegele, sondern ein Werksgelände, wo der Anteil seltener Tier- und Pflanzenarten geringer sei.
Aber auch hier werde man ein „Defizit“ ausgleichen müssen, sagt Fuchs. Die Rieselfelder in Spandau etwa habe man als Ausgleich für Brutvögelreviere im Auge. Bis vor einigen Jahren versickerten auf den Feldern bei Gatow noch Abwässer, seitdem werden sie mit Biotopen und Baumanpflanzungen und Spazierwegen „aufgewertet“.
Mitunter seien die Möglichkeiten für Ausgleichsmaßnahmen aber ausgereizt, geeignete Flächen schlicht nicht mehr vorhanden. Dann werde mit Geldzahlungen ausgeglichen, die in einen Fonds für zukünftige Maßnahmen fließen: „Aber das ist definitiv die letzte Option“, sagt Fuchs. Denn natürlich ist der unmittelbare Nutzen für Mensch und Natur dann zunächst nicht vorhanden.
Das sieht auch Ansgar Poloczek so, der im Berliner Landesverband des Naturschutzbunds Nabu zuständig für den Artenschutz ist. Er kritisiert zudem, dass häufig versucht werde, Flächen wieder und wieder aufzuwerten als Ausgleich für Bauprojekte. „Man kann aber nicht zum Beispiel den Moorfrosch und die Zauneidechse auf einem Areal ansiedeln wollen, weil sie völlig unterschiedliche Bedürfnisse haben. Das ist ein Papiertrick.“
Poloczek sagt, die obligatorischen Stellungnahmen der Umweltverbände fänden zwar in den Bauplanverfahren durchaus Gehör bei Bezirken und Senat. Aber tatsächlich sei es nicht immer so, dass Naturschutz und Klima ausreichend Berücksichtigung fänden in der Bauplanung – obwohl diese beides „in die Entscheidungen über Festlegungen von zukünftigen Flächennutzungen einzubeziehen“ hat, wie die Umweltverwaltung auf ihrer Webseite erklärt.
Ein Beispiel dafür seien aktuell die Planungen für den ehemaligen Güterbahnhof in Pankow, wo ein Investor 2.000 Wohnungen sowie eine Schule und zwei Kitas bauen will – und einen Möbelmarkt nebst Parkplatz. Allerdings fühlt sich dort auch die, wie Poloczek sagt, „berlin- und vermutlich gar deutschlandweit“ größte Population der streng geschützten Kreuzkröte wohl. Man habe einen Kompromissvorschlag gemacht, weil die Stadt dringend Wohnraum brauche: „Gegen den Wohnungsbau stellen wir uns nicht – aber gegen das Möbelhaus und den Parkplatz“, sagt Poloczek. Gerade ein überirdischer Parkplatz sei „stadtplanerisch nicht mehr zeitgemäß.“ Der Senat habe allerdings dem Antrag des Bauherren stattgegeben, der auf das den Naturschutz überwiegende öffentliche Interesse gepocht hatte. Ob eine Klage dagegen Erfolg haben könne, lasse man gerade juristisch prüfen, sagt Poloczek.
Hinter Lübars windet sich der Dörferweg weiter durch eine halboffene Wiesenlandschaft mit Obstbäumen, bald ist man in Blankenfelde im äußersten Norden Pankows. Die unsichtbare Grenze zum Nachbarland Brandenburg ist nah. „In Zukunft werden wir viel mehr über Kooperationen nachdenken müssen, wenn wir Ausgleichsflächen suchen“, sagt Fuchs. Feldlerche und Zauneidechse ist die Landesgrenze egal.
Der Wanderin übrigens auch. Die steht, kurz hinter Blankenfelde, bald an der Bundesstraße 109. Und muss eine ganze Weile lang an ihr entlang stapfen, über die Autobahnbaustelle der A114 an der Bucher Straße hinweg. Richtig schön ist das nicht: Die grüne „Ideallinie“, sagt Fuchs, die sich am Schwarzwassersee kurz vor Blankenfelde verabschiedet, würde eigentlich über die Felder und schnurstracks über die A114 führen. Aber dass dort extra eine Fußgängerbrücke über die Autobahn und die Regionalbahntrasse gebaut würde, sei „unrealistisch“. Deshalb habe man den Umweg entlang der Bundesstraße 2014 zur „Idealstrecke“ erklärt.
520 Kilometer der Grünen Hauptwege verlaufen auf der „Idealstrecke“, ein Anteil von 95,5 Prozent. Die Lücken im idealen Wegesystem sind allerdings nicht immer einfach zu schließen. Häufig seien es zum Beispiel Privatgrundstücke, die eine gerade Wegeführung verhinderten, sagt Fuchs. Die könne das Land nur in den seltensten Fällen erwerben. Auf dem Barnimer Dörferweg ist fast überall „Lückenschluss“ (wenn man die „Idealstrecke“ entlang der Straße gelten lässt). Nur entlang des Naturschutzgebiets Falkenberger Rieselfelder kurz vor Ahrensfelde schlängelt sich der Weg auf 1,7 Kilometer Länge um private Grundstücke herum.
Wolfgang Pagel, Vorsitzender des Berliner Wanderverbands, kennt den Dörferweg gut. Die 20 Mitgliedsvereine im Verband betreuen als Kooperationspartner der Senatsverwaltung die Markierungen der Grünen Hauptwege. Sie melden der Verwaltung einmal jährlich im Oktober, wo Schilder fehlen oder Wege frei geschnitten werden müssen. Pagel ist für den Dörferweg vom Tegeler See bis etwa zum Pankower Ortsteil Karow zuständig. Jaja, die Bundesstraße, seufzt er: „Leider ist da jetzt die Ideallinie.“
Pagel sagt, die Wanderlust habe zugenommen. Das lasse sich zwar nicht unbedingt in den Mitgliederzahlen seines Verbands erkennen, der sei in den vergangenen Jahren eher geschrumpft: Aktuell zählt Pagel 2.000 Mitglieder, „vor 10 Jahren waren es etwa 1,5-mal so viele.“ Zudem sei der Altersdurchschnitt eher hoch.
Jüngere organisierten sich lieber „unverbindlicher und spontaner“ als in Vereinsstrukturen, sagt Pagel. Aber das Wandern an sich sei angesagt: Das mache sich nicht zuletzt an den vielen externen Gästen fest, die an den organisierten Wanderungen teilnähmen, die der Verband auch für Nichtmitglieder anbietet. Da habe man dann auch viele Jüngere dabei, oder solche, die vor allem sportlich unterwegs seien und Strecke machen wollten. Zudem sei die Verbandsbroschüre „Berlin-Brandenburger Wanderplan“ gerade im Coronajahr „so oft bestellt worden wie nie zuvor“, sagt Pagel, der seit 45 Jahren „Wanderwart“ ist, wie er erklärt.
In Ahrensfelde endet der Dörferweg recht unspektakulär hinter Reihenhäusern vor einem Feld. Im Rücken grasen zottelige Rinder mit langen Hörnern, sie haben einen ähnlichen Arbeitsauftrag wie die Tegeler Wasserbüffel. An einem Straßenschild klebt ein letzter blauer Markierungsbalken mit einer „13“, weil das die Nummer des Dörferwegs ist. Ein blauer Pfeil weist die Döllner Straße hinauf, jemand hat mit weißem Stift so schlicht wie poetisch „Anfang/Ende“ darunter geschrieben. Ein bisschen unspektakulär fühlt sich das an, nach 33 Kilometern, aber vielleicht gilt hier tatsächlich: Der Weg war das Ziel.
Nur ein paar S-Bahnstationen, dann kann man wieder den Fernsehturm sehen. Der Trubel der Innenstadt ist nah. Für die Natur und die Menschen, die sie gestalten, ist das Chance und Herausforderung zugleich.
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