Walpurgisnacht in Berlin: Gegen Profite mit Miete
Am Vorabend des 1. Mai demonstrierten tausende Menschen in Berlin. Neben Rassismus und Überwachung ging es vor allem um Wohnungsnot.
„Kein Gott, kein Staat, kein Mietvertrag“, skandierten die Demonstrationsteilnehmer*innen auf ihrem Spaziergang durch den Weddinger Kiez. Auf roten Flaggen stand in schwarzen Lettern „Revolution“, linker Rap begleitete den Auftakt am Leopoldplatz.
Die Demonstration fand am Dienstagabend als Auftakt zum ersten Mai statt. Das Kollektiv „Hände weg vom Wedding“ hatte unter dem Motto „Unsere Häuser, unsere Kieze – gegen die Stadt der Reichen“ dazu aufgerufen. Nach Veranstalterangaben schlossen sich etwa 3.000 Menschen dem Zug an, um gegen diverse Themen wie Rassismus und Kapitalinteressen auf dem Wohnungsmarkt, gegen Zwangsräumungen, Schwierigkeiten mit dem Jobcenter, Obdachlosigkeit und steigende Überwachung zu demonstrieren.
Die Route führte an mehreren Häusern vorbei, deren Mieter*innen sich zum Beispiel wegen Mieterhöhungen in Protesten engagieren. So hielt der Zug etwa an der Amsterdamer Straße, kurz „AmMa 65“. Mieterinnen des Hauses sprachen durch Mikrofone vom Dach eines Wagens zu den Demonstrant*innen. Die Bewohner*innen sehen ihr Wohnverhältnis durch einen neuen Investor bedroht. Ende letzten Jahres unterzeichnete dieser zunächst eine Abwendungsvereinbarung, verkaufte das Haus aber schließlich an die städtische Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land.
„Wir bleiben alle“
Redebeiträge und Grußworte kamen auch von linken Kollektiven, unter anderem von der Neuköllner Kneipe Syndikat, die seit Anfang des Jahres trotz abgelaufenen Mietvertrags weiterhin geöffnet hat. „Wir bleiben alle, gemeinsam gegen den Ausverkauf der Stadt“, rief ein Sprecher der Kneipe. Auch die Besetzer*innen aus der Großbeerenstraße 17a in Kreuzberg, die nun das Haus räumen sollen, kamen zu Wort.
Vor allem junge Menschen, teils in dunkler, teils farbenfroher Kleidung, aber auch ältere Linke und Familien nahmen am Protestzug teil. Unter ihnen sahen sich viele selbst von erhöhten Mieten oder unverhältnismäßigen Modernisierungsmaßnahmen betroffen.
„Meine Miete ist absurd hoch“, erklärte ein Teilnehmer, der für die Initiative „Deutsche Wohnen und Co enteignen“ auf der Veranstaltung Unterschriften sammelte. Protestler*innen hielten Plakate mit Botschaften wie “Miete ist Diebstahl“. Im feministischen Block war ein Banner mit der Aufschrift “Wir sind die Enkelinnen der Hexen, die ihr nicht verbrennen konntet“ zu sehen. Teilnehmer*innen schwenkten lila-schwarze Fahnen des Anarcho-Feminismus.
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