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Waldbrände in KalifornienDie Welt brennt

Susanne Schwarz
Kommentar von Susanne Schwarz

In Kalifornien zeigt sich die Klimakrise offen, massiv und gefährlich. Der kalifornische Gouverneur hat jetzt den Klimanotstand ausgerufen. Endlich.

Lässt sich nicht mehr wegreden und leugnen: Die Klimakrise zeigt sich in Kalifornien massiv Foto: Will Lester/dpa

E in riesiges orange-bräunliches Lichterloh, grauer Ascheregen: Die Bilder der dramatischen Brände im US-Bundesstaat Kalifornien gehen um die Welt.

Lange haben Klimaexpert:innen gerätselt, wie sie Menschen ein so abstraktes Problem wie die Klimakrise verständlich machen sollen. Ein langsam nach oben kletternder globaler Temperaturdurchschnitt, darunter kann sich kaum jemand etwas vorstellen. Dieses Problem gehört der Vergangenheit an. Die Klimakrise zeigt sich jetzt offen, massiv und gefährlich – wie aktuell in Kalifornien. Die Brände dort wurden durch eine extreme Dürre verschärft.

Ein einzelnes Wetterereignis kann die Klimakrise weder be- noch widerlegen. Aber die Extremwetterereignisse sammeln sich und passen genau in das Bild, das Klimawissenschaftler:innen seit Jahrzehnten zeichnen. Dass etwa Dürren in Kalifornien zunehmen dürften, ist Teil der Prognosen.

Im Wahlkampf der USA spielt die Klimakrise bislang trotzdem nur eine untergeordnete Rolle. Präsident Donald Trump leugnet den Klimawandel und seine überwiegend menschlichen Ursachen immer wieder. Sein Herausforderer Joe Biden wurde für seinen Klimaplan von Klimaschützer:innen gelobt, Themen wie die Coronapandemie und die damit verbundene Wirtschaftskrise haben das Thema aber wieder von der Tagesordnung verdrängt.

Die Zeichen erkannt

Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom hat indes die Zeichen der Zeit erkannt. Am Freitag hat er für seinen Bundesstaat den Klimanotstand ausgerufen. „Wenn Sie nicht an wissenschaftliche Erkenntnisse glauben mögen, dann vielleicht an die sichtbare Realität“, sagte er zu diesem Anlass resigniert. Weltweit sind es leider nicht nur die Klimaleugner:innen wie Trump, die den Klimaschutz ausbremsen.

Um die Erderwärmung bei 1,5 Grad gegenüber vorindustriellen Zeiten zu halten, müssten die Emissionen ab jetzt jedes Jahr um mindestens 7,6 Prozent sinken. Auf diesem Pfad sind selbst die Staaten nicht, die sich Klimaschutz sonst bei jeder Gelegenheit gern auf die Fahnen schreiben. Deutschland inklusive.

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Susanne Schwarz
Leiterin wirtschaft+umwelt
Jahrgang 1991, leitet das Ressort Wirtschaft + Umwelt und schreibt dort vor allem über die Klimakrise. Hat ansonsten das Online-Magazin klimareporter° mitgegründet.
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6 Kommentare

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  • „Ursache und Wirkung": 51% der klimazerstörenden Emissionen (CO₂, CH₄ NOₓ, NH₃, N₂O...) stammen aus den Tierqualindustrien! Auftrageber*innen der Tierqualindustrien: Konsument*innen von Tierqual„produkten"! Wer sind die Auftraggeber*innen der Tierqualindustrien? Omnivor*innen und Vegetarier*innen!

    Unbequeme Wahrheit eben!

  • 'Klimanotstand' ausrufen ist das eine. Aber de facto etwas zu tun, das andere. Wer den Lebensstil gerade auch in Kalifornien kennt, kann sich nicht vorstellen, dass sich daran in den nächsten 20 Jahren grundlegend etwas ändern wird.

    • @resto:

      Aufgrund des Ausrufs kann man aber besondere Entscheidungen treffen. Z.B. werden dann ALLE Entscheidungen auf einen Klimaeinfluss hin geprüft und die mit negativem Effekt werden abgelehnt.

    • @resto:

      So sieht es leider aus. Schöne Worte reichen eben nicht aus.

  • Das ist doch nur die halbe Wahrheit. In den natürlichen Wäldern in den USA gab es jede Menge Biber, die Bäche und Flüsse aufstauen, Kanäle bauen und Feuchtgebiete schaffen die als Feuerbremse wirken und Waldbrände sogar stoppen können. Ausserdem bieten die Feuchtgebiete Schutz für andere Tiere während des Feuers. Schliesslich verringern die Feuchtgebiete auch die Trockenheit des Waldes insgesamt und damit die Waldbrandgefahr. Das ist Stand der Wissenschaft, Die Biber wurden in Kalifornien nd auch im Rest der USA fast ausgerottet, haben jetzt aber ein comeback - ausser in Kalifornien.



    In Kalifornien bzw für das Californian Fish and Wildlife Dept. gelten Biber (trotz eindeutigster Gegenbeweise) als non-native species und als Schädling ("detrimental species) , der geschossen werden soll. Das heisst, keine Feuchtgebiete, grosse Trockenheit, hohe Waldbrandgefahr. Der Klimawandel ist ein Teil des Problems, ein großer anderer Teil ist hingegen hausgemacht, könnte korrigiert werden, aber die demokratische Regierung in Kalifornien zeigt wenig bis keine Einsicht und schiebt alles lieber auf den Klimawandel.

  • "Sein Herausforderer Joe Biden wurde für seinen Klimaplan von Klimaschützer:innen gelobt"

    das lob ist voreilig und unverdient.in seiner zeit als vizepräsident im team von Barack Obama hat er nichts oder fast nichts für den klimaschutz getan.



    das neoliberale establishment der demokratischen partei dass seine kandidatur durchgesetzt hat und bessere kanditat*innen verhinderte hat an diesem auch kein ernthaftes interesse.



    konsequenter klimaschutz geht nämlich nicht ohne staatliche rahmenplanung,ist in einem kontext der wechselseitigen prokapitalistischen erpressung von staaten durch deren konkurrenz um kapital und arbeit auch gar nicht möglich und ohne umverteilung weder sozialverträglich noch auf demokratische weise politisch durchsetzbar.



    indem er jahrzehntelang den militarismus und das wettrüsten gefördert hat entzog Joe Biden dem klimaschutz auch öffentliche mittel



    nach der wahl wird er seine versprechen im hinblick auf den klimaschutz brechen oder nur in geringem und zu geringem masse halten



    stattdessen wird er eine neoliberale politik im interesse der banken und konzerne machen die zu einer weiteren verarmung grosser teile der amerikanischen gesellschaft führt.

    dieser mann hätte wegen seiner vergangenheit als kriegstreiber nie präsidentschaftskandidat werden dürfen.das beste wäre es wenn er möglichst bald nach der wahl zurückträte.alt genug um diesen rücktritt mit der notwendigkeit der rücksichtnahme auf seine gesundheit begründen zu können ist er ja.

    seine baldige vizepräsidentin ist aussenpolitisch ein unbeschriebenes nicht mit blutigen militarismus besudeltes blatt.nur sie wäre im vergleich zu Donald Trump das kleinere übel.