Wahlen in Großbritannien: Was man vorher wissen muss
Mehrheitswahlsystem, klare Umfragen und eine lange Auszählungsnacht: Das muss man vor den britischen Wahlen am Donnerstag wissen.
Gewählt werden 650 Abgeordnete, die jeweils einen Wahlkreis per Direktmandat vertreten. England besteht aus 543 Wahlkreisen, Schottland hat 57, Wales 32 und Nordirland 18. Wer in einem Wahlkreis vorne liegt, zieht ins Parlament ein. Dieses Mehrheitswahlrecht begünstigt, dass die Regierungspartei die absolute Mehrheit an Unterhaussitzen hält.
Wie groß die absolute Mehrheit ausfällt, hängt meist vom Vorsprung der stärksten vor der zweitstärksten Partei ab. David Cameron errang 2015 mit 36,9 Prozent eine knappe Mehrheit mit 330 von 650 Sitzen für die Konservativen, da Labour mit 30,4 Prozent (232 Sitze) deutlich zurücklag. 2017 gewann Theresa May mit 42,4 Prozent deutlich Stimmen dazu, aber Labour holte den Rückstand mit 40 Prozent fast auf und die Konservativen verloren die absolute Mehrheit. 2019 legte Boris Johnson weiter auf 43,6 Prozent zu, Labour unter Jeremy Corbyn sackte auf 32,1 Prozent ab – die Tories gewannen eine hohe absolute Mehrheit mit 365 Sitzen, Labour nur noch 202.
Im Durchschnitt der Umfragen liegt Labour bei rund 40 Prozent und die Konservativen sind bei rund 20 Prozent. Das könnte Labour weit über 400 Sitze bescheren, die Konservativen könnten auf weit unter 100 abrutschen. Doch weil viele Wahlkreise hart umkämpft sind, sind die meisten Wahlforscher vorsichtig. Einigkeit besteht nur darin, dass die Konservativen die Wahl verlieren werden.
Die Wahllokale öffnen um 7 Uhr und schließen um 22 Uhr Ortszeit (23 Uhr MESZ). Zu diesem Zeitpunkt veröffentlicht die BBC ihren Exit Poll, eine Prognose der Sitzverteilung. Nach knapp zwei Stunden verkünden erste Wahlkreise ihre Ergebnisse. Die meisten folgen tief in der Nacht.
Gegen 4 Uhr früh am Freitag dürfte Rishi Sunak in seinem Wahlkreis Richmond in Yorkshire wissen, ob er im Parlament bleibt oder nicht. Das ist eine Schlüsselzeit auch für viele andere Tory-Politiker, deren Hoffnung auf eine Rolle in der Opposition davon abhängt, ob sie wieder ins Parlament einziehen.
Hauskater Larry in 10 Downing Street bleibt im Amt. Er residiert dort seit 2011, gehört dem ständigen Personal des Hauses und ist parteilos. Der neue Premierminister zieht bei ihm ein, sobald er am Freitag vom König ernannt wurde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“