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Wahl eines neuen OberbürgermeistersKiel wählt einen neuen Chef

Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt wählt am Sonntag einen neuen Oberbürgermeister. Vier Männer treten gegen Amtsinhaber Ulf Kämpfer (SPD) an.

Fehlt für den Wahlerfolg in Kiel hier nur noch das SPD-Logo? Foto: dpa

Neumünster taz | Wenn es noch so etwas gibt wie sozialdemokratische Hochburgen, gehört Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt Kiel dazu. Böse Zungen behaupteten lange, an der Förde würde sogar ein roter Eimer gewählt werden, solange SPD draufsteht. Doch bei der Europawahl im Mai verlor die Partei 18 Prozentpunkte. Gewinner*innen waren mit 37 Prozent die Grünen.

Bei der Oberbürgermeisterwahl am Sonntag dürfte Amtsinhaber Ulf Kämpfer (SDP) dennoch die besten Chancen haben: Die Grünen stellen keineN eigeneN KandidatIn auf, sondern unterstützen den 47-jährigen Juristen. Auch die FDP und die Vertretung der dänisch-friesischen Minderheit SSW stehen hinter Kämpfer.

Vier Kandidaten – alle weiß und männlich – treten für den Chefposten im Rathaus an. Neben Kämpfer sind es Andreas Ellendt (CDU), Björn Thoroe (Die Linke) und Florian Wrobel (Die Partei). Kämpfer ist seit 2014 im Amt, er folgte Susanne Gaschke (SPD) nach, die wegen einer Affäre um einen Steuernachlass zurücktreten musste.

Kämpfer war zuvor Staatssekretär im grün-geführten Umweltministerium gewesen. Er gilt als Grünen-nah, bis ins Privatleben: Kämpfer ist mit der Grünen-Politikerin Anke Erdmann verheiratet. Das Paar hat einen Sohn.

Mehr Fahrradwege gegen Feinstaub

Im Wahlkampf geht es vor allem um zu hohe Mietpreise. Kämpfer verspricht, Tausende Wohnungen bauen zu wollen. Auch beim zweiten Streitthema in der Stadt, der Luftverschmutzung, will Kämpfer seinen Kurs weiterfahren: Weder soll es Fahrverbote geben noch sollen die Kreuzfahrtschiffe aus dem Hafen verschwinden.

Das Feinstaubproblem soll sich durch mehr Fahrradwege und öffentlichen Nahverkehr in Luft auflösen und der Dieselruß der Kreuzfahrtriesen soll durch Landstrom-Anschlüsse minimiert werden. Geplant ist auch eine kostenlose Fährlinie über die Förde.

Auch die Gegner setzen auf das Wohnungsthema

Kämpfer verspreche zu viel und setze zu wenig um, kritisiert CDU-Kandidat Andreas Ellendt. Der Lehrer will Schulen sanieren, aber auch für ihn sind Wohnungsnot und Mobilität die Hauptthemen. Björn Thoroe (Linke) stellt ebenfalls das Wohnungsthema in den Mittelpunkt und will Ein-Euro-Tickets einführen, um mehr Menschen vom Auto in die Busse zu bringen.

Auch Florian Wrobel von der „Partei“ setzt auf Wohnen, Klimaschutz und Mobilität, hat aber eine nicht ganz ernst gemeinte Lösung: Der Theodor-Heuss-Ring, der stark mit Stickoxid belastet ist, könnte einfach übertunnelt werden.

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4 Kommentare

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  • Gegen Kämpfer treten nicht vier Männer an, sondern drei. Einer von der CDU, einer von der Linkspartei und einer von der "Partei". Die Autorin sollte Mal ihren Artikel lesen und mitzählen.

  • Und eine weitere Idee (nein, immer noch nicht von der Satire-Partei) war, eine Mauer zwischen Autos und Meßstation zu bauen.



    Hat man dann doch nicht gemacht.



    Dafür werden jetzt neuerdings die LKW von den Fähren direkt durch die Innenstadt geleitet. Dann müssen sie nämlich nicht an der Meßstation vorbei.

  • "Der Theodor-Heuss-Ring, der stark mit Stickoxid belastet ist, könnte einfach übertunnelt werden."



    Halten Sie das für Satire?



    Hier die Lösung von Kämpfer: Neben die Straße werden zwei Container gestellt, in denen die Schadstoffe ausgefiltert werden, die die Autos drei Meter daneben ausstoßen.



    Die Angst dieser Leute vor "dem Wähler" scheint grenzenlos zu sein. Und daß auch diejenigen Wähler sind, die einfach saubere Luft atmen wollen entzieht sich Ihrem Wahrnehmungshorizont komplett.

    • @Heiner Jessen:

      Und wieso sollten Menschen, die saubere Luft atmen wollen, etwas gegen das Ausfiltern von Schadstoffen haben?