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Waffenruhe in GazaEine Nacht ohne Angriffe

Seit Mitternacht haben weder Hamas noch die israelische Armee Angriffe gestartet. Nach 24 Stunden Feuerpause soll über die Grenzübergänge diskutiert werden.

Fertig machen zum Rückzug: Morgengrauen am Gazastreifen. Bild: reuters

KAIRO dapd/dpa | Die Waffenruhe zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden Hamas hat zunächst gehalten. Eine Armeesprecherin in Tel Aviv sagte am Donnerstag, seit Mitternacht habe es keine Raketenangriffe mehr auf israelische Städte gegeben. Auch Israels Luftwaffe habe keine Ziele im Gazastreifen angegriffen.

Am Mittwochabend seien noch nach offiziellem Beginn der Waffenruhe fünf Raketen auf Israel abgefeuert worden. Die Schulen im Umkreis von bis zu 40 Kilometern Entfernung vom Gazastreifen blieben am Donnerstag noch geschlossen. Die Armee rief die Bevölkerung dazu auf, weiterhin wachsam zu sein.

Nach acht Tagen erbitterter Kämpfe und zäher Vermittlungsbemühungen trat die Feuerpause am Mittwochabend in Kraft. Die Übereinkunft löste im Gazastreifen Jubel und Begeisterung aus: Anwohner fielen sich vor Freude in die Arme, aus Lautsprechern der Moscheen schallte „Gott ist groß“.

Die Schlüsselrolle in den Verhandlungen kam vor allem Ägypten zu, das zwischen Israel und Hamas vermittelt hatte. Beide Konfliktparteien verpflichteten sich demnach dazu, jegliche Angriffe auf den Gazastreifen und südisraelisches Gebiet einzustellen. Laut der Vereinbarung sollen auf eine 24-stündige Feuerpause Verhandlungen über die umstrittenen Grenzübergänge folgen. Ägyptische Vermittler sollten die Einhaltung des Abkommens sicherstellen.

US-Außenministerin Hillary Clinton begrüßte die Einigung und hob dabei vor allem die Vermittlerrolle Kairos hervor. „Die neue ägyptische Regierung hat die Verantwortung und Führung übernommen, die das Land seit langem zu einem Grundpfeiler von regionaler Stabilität und Frieden gemacht haben“, erklärte sie auf einer Pressekonferenz an der Seite ihres ägyptischen Kollegen Mohammed Kamel Amr in Kairo.

Die USA würden in den kommenden Tagen mit ihren Partnern in der Region zusammenarbeiten, um den eingeschlagenen Prozess zu festigen, die Bedingungen für die Menschen in Gaza zu verbessern und die Sicherheit der Bewohner Israels zu gewährleisten, sagte Clinton weiter.

Mehr als 160 Tote

Mit Luftangriffen auf den Gazastreifen wollte Israel den anhaltenden Raketenbeschuss militanter Palästinenser auf südisraelisches Gebiet stoppen. Bei den Gefechten wurden 161 Palästinenser getötet, darunter 71 Zivilisten. Fünf Israelis kamen bei palästinensischen Raketenangriffen ums Leben. Rund 10.000 Bewohner des Gazastreifens mussten in Schulen der Vereinten Nationen Zuflucht vor den Luftangriffen Israels suchen.

Angesichts der tiefsitzenden Feindschaft zwischen Israel und der Hamas zweifeln Beobachter allerdings, ob das Blutvergießen nun gänzlich beendet werden kann. So wird unter anderem befürchtet, dass sich die Hamas israelischen Forderungen nach einer Entmilitarisierung widersetzen wird.

In diese Kerbe schien der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zu schlagen, als er die Feuerpause bestätigte. „Ich weiß, dass es Bürger gibt, die eine umfangreichere Militäroperation erwartet hätten. Und es könnte der Fall eintreten, dass dies notwendig wird“, warnte er. „Aber zu diesem Zeitpunkt ist es für Israel das Richtige, die Gelegenheit für einen anhaltenden Waffenstillstand zu ergreifen.“

Hamas sieht Einigung als Sieg

Hamas-Chef Chaled Maschaal wertete die Einigung als Sieg seiner Gruppe. Die Israelis hätten „bei ihrem Abenteuer versagt“, erklärte er auf einer Pressekonferenz in Kairo. Israel steuere "unvermeidlich auf die Niederlage" zu. In seiner Erklärung vom Mittwoch sprach Maschaal zudem stolz über das Waffenarsenal, das sich die Hamas durch ihre eigene Waffenindustrie und Unterstützung aus dem Iran zugelegt habe. Seine Gruppe werde ein Maßnahmenpaket verlangen, dass der Isolation Gazas ein Ende setzen solle, erklärte Maschaal.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon begrüßte derweil das Abkommen zwischen Israel und der Hamas. Die Versorgung des Gazastreifens mit humanitärer Hilfe müsse Vorrang haben, erklärte er weiter.

Auch Außenminister Guido Westerwelle (FDP) begrüßte die Feuerpause im Gaza-Konflikt. „Wenn diese Waffenruhe hält, wäre das eine große Erleichterung für uns alle, aber vor allem für die Menschen in Israel und in Gaza“, sagte er am Mittwoch in Berlin. Alle Seiten stünden jetzt in der Verantwortung, damit aus einer Waffenruhe ein stabiler Waffenstillstand werde. „Wir werden tun, was wir können, um eine Stabilisierung der Situation zu unterstützen.“ Der Außenminister telefonierte am Abend mit seinem israelischen Kollegen Avigdor Lieberman. Dieser bedankte sich für den deutschen Einsatz zur Entschärfung der Situation.

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4 Kommentare

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  • J
    Jasmin

    Seit Waffenruhe eroeffneten Israelische Soldaten zwei mal Feuer auf Palaestinenser. Bei einem erst Beschuss kam ein Palestinenser in der 'Bufferzone' ums leben, der zweite Beschuss zielte auf Palaestinensische Farmer, 1 Toter und 19 Verletzte, 7 im kritischen Zustand.

  • U
    Ute

    Netanjahu wird sich auch schnell was neues einfallen lassen können, um die Waffenruhe zu beenden oder den Palästinensern das Leben schwer zu machen.

     

    Da darf man sich im Gazastreifen trotz der vielen Opfer israelischer Gewalt auch mal freuen, dass erst mal ein wenig Ruhe eingekehrt ist.

  • R
    R.J

    Wieso

    "wird unter anderem befürchtet, dass sich die Hamas israelischen Forderungen nach einer Entmilitarisierung widersetzen wird.."?

     

    Wenn alle Seiten ihre Waffen abzugeben hätten, ständen der Rückkehr der Palästineser diese doch nicht mehr im Weg.

     

    Es ist also zweifelhaft, dass die Hamas das ablehnen sollte.

  • R
    R.J

    Die BBC fügt solchen Sätzen, wie

     

    "Mit Luftangriffen auf den Gazastreifen wollte Israel den anhaltenden Raketenbeschuss militanter Palästinenser auf südisraelisches Gebiet stoppen."

    den Zusatz, "as it says" an,

     

    in der BRD is dies schlicht nicht üblich, bei ARD, ZDF vielen Rundfunkanstalten und eben auch den meißten Zeitungen.