piwik no script img

WM 2022 trotz Ausbeutung in KatarDer Emir und sein Sepp

Fifa-Boss Blatter zeigt sich in Doha zufrieden mit der Arbeit des Turnier-Gastgebers. Die Entscheidung über den Austragungsort werde nicht revidiert.

Sind einverstanden: Scheich Mohammed bin Hamad Al Thani und Sepp Blatter Bild: dpa

Wird jetzt alles gut in Katar? Joseph Sepp Blatter, der Präsident des Internationalen Fußballverbands, ist am Samstag in Doha von Sheich Tamim bin Hamad Al Thani, dem neuen Emir von Katar, empfangen worden, hat noch mit anderen Würdenträgern sowie dem Chef des Organisationskomitees für die Weltmeisterschaft 2022 Mohammed bin Hamad bin Khalifa Al Thani gesprochen. „Sehr zufrieden“ sei er mit den Gesprächen gewesen, war kurz danach in einer längeren präsidialen Einlassung auf der Website der Fifa zu lesen.

Es ging bei den Gesprächen auch um „bestimmte Probleme, derer man sich in Katar bewusst ist“, wie es in der Blatter’schen Einlassung heißt. Die Sklavenhaltergesellschaft, deren unmenschliche Ausbeutung im vergangenen Sommer Dutzende Arbeiter an den Baustellen für das Turnier 2022 das Leben gekostet hat, soll nun umgearbeitet werden, behauptet Blatter, der von der internationalen Gewerkschaftsorganisation Building and Wood Workers International Union (BWI) und der Internationalen Arbeitsorganisation ILO vor seiner Reise nach Katar kontaktiert worden war. Da habe man ihm nun zugesichert, „dass bereits vor mehreren Monaten begonnen wurde, auf die Probleme im Bereich der Arbeiter und der Arbeitsbedingungen zu reagieren“.

Dass davon noch nichts bei den Leibeigenen angekommen ist, hätte der französische Fußballer Zahir Belounis dem Fifa-Boss sicher gerne persönlich erzählt. Der Profi, der von seinem Besitzer kaltgestellt wurde und seit zwei Jahren kein Gehalt bekommen hat, würde das Emirat gerne verlassen. Das jedoch darf er nicht, weil sein Eigentümer ihm kein Ausreisevisum besorgen will. Blatter indes verzichtete auf ein Treffen mit Belounis.

Er war in Katar beschäftigt genug, die Wogen zu glätten, die er am Tag zuvor selbst ausgelöst hatte. Bei seinem Besuch im Iran am Freitag meinte der alternde Fußballboss, 77, er könne sich durchaus vorstellen, dass das WM-Turnier 2022 auf mehrere Staaten in der Region verteilt werden könne, und umschmeichelte die iranischen Funktionären mit der Aussage, dass er sich auch Iran als Gastgeber von Fußball-WM-Spielen vorstellen könne. Das kam gar nicht gut an in Katar, und so musste Blatter in Doha umgehend dementieren, dass es Pläne gebe, die WM in der Golfregion zu verteilen.

Und noch eines stellte Blatter in Katar klar. Die Entscheidung über den Austragungsort der WM 2022 in Katar wird „nicht revidiert“. Es scheint also völlig egal zu sein, was in dem Bericht stehen wird, den die Ethikkommission des Verbandes über mögliche Regelverstöße bei der Abstimmung über die WM 2022 erarbeitet.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • D
    dampfnudeldompteur

    ich verweis mal nur hierauf :

     

    http://www.spiegel.de/panorama/leute/luxus-uhren-aus-katar-rummenigge-zahlt-249-900-euro-strafe-a-932823.html

     

    und erspar mir weitere Kommentare..

    • @dampfnudeldompteur:

      Und ich erspare mir zu schreiben, was ich von Herrn Blatter und seinen Lakaien halte und was man mit ihnen im Mittelalter gemacht hätte, weil ich sonst wieder eine dämliche eMail der TAZ-Zensur bekomme.

  • Unser beliebter Sonnenkönig vom "Züricher Berg" war wieder einmal unterwegs! Alle seine ständigen Gedankenwechsel werden sofort von seinen 24 Exekutiv- und sonstigen Mitgliedern aus über 200 Ländern der Welt und dem gesamten IOC unwiderrufbar umgesetzt. Die "FIFA-Familie" ist intakt, lästige äußere Angriffe werden ungeduldet sofort im Keime erstickt!

     

    So bestätigte man ihn während seiner Reise u.a. auch, dass die Gerüchte um die schlimmen Zustände mit teilweiser Todesfolge bereits seit Monaten geklärt sind.....

    Wenn es nach ihm gehen würde, dann könnten die terminlich etwas störenden und nicht mehr in München stattfindenden Olympischen Winterspiele 2022, in Sommerspiele umgewandelt werden, da die eigentlich für den Sommer ausgeschriebene Fußball-WM nun in der "Kälte" stattzufinden hat! Seine nach Qatar gesandte "Task Force", die eigentlich "Eingreiftruppe" heißt, wird bestimmt bis April 2014 (!)einen günstigen Termin finden, mit dem Blatters Ex-Kollege bei Adidas, unser heutige IOC-Chef, T.Bach, dann einfach klarkommen muss....

     

    Das zwischenzeitliche eigenmächtige Verkünden, die WM auf mehrere Schultern zu verteilen, ist eine typische Gangart des "Familienoberhauptes" der FIFA!

     

    Die Hauptsache für ihn ist, dass sich an den Besetzung der für beide Großveranstaltungen vorgesehenen Marketingfirma (wie damals bei der ISL....) nichts ändert !

  • B
    Blechstein

    Der Unterschied zwischen Sepp und Depp ist nicht qualitativer Natur sondern nur graduell.

  • UW
    Ungeliebte Wahrheit

    Die WM ist ein profitables Wirtschafts-, Gewinn- und Dividendenunternehmen. Wie bei jedem Geschäfts- und Profitunternehmen, ohne Ausbeutung ist dies nicht möglich. Auch Katar ist hierbei nur ein hilfreiches und religiös-feudales (monarchistisches) Verbrechersystem der Profiteure.