Vorwurf gegen US-Richterkandidaten: Trump lehnt FBI-Ermittlung ab
Christine Blasey Ford wirft Brett Kavanaugh versuchte Vergewaltigung vor. Nach ihrer öffentlichen Äußerung wird sie Opfer von Schmähungen und Morddrohungen.
Der Justizausschuss müsse umfassend informiert sein, bevor er Kavanaugh zu den Vorwürfen befrage oder Entscheidungen treffe, hieß es in dem Schreiben weiter. Ford bezichtigt den Richterkandidaten, vor dreieinhalb Jahrzehnten während einer Teenager-Party versucht zu haben, sie zu vergewaltigen. Der Justizausschuss des Senats wird sich nun mit dieser Anschuldigung befassen. Dazu ist für Montag eine öffentliche Anhörung geplant, zu der das Gremium die Wissenschaftlerin einladen wollte.
Aus dem Brief der Anwälte geht nicht hervor, ob Ford ohne eine FBI-Untersuchung zu der Anhörung erscheinen wird. Ihre Anwälte weisen jedoch darauf hin, dass sie „boshafter Schikane und sogar Todesdrohungen“ ausgesetzt sei, seitdem sie am Sonntag mit ihren Vorwürfen gegen den Richterkandidaten an die Öffentlichkeit ging. Ford habe deswegen sogar mit ihrer Familie die Wohnung gewechselt. Ihre E-Mails seien gehackt worden, und im Internet habe sich jemand anderes als sie ausgegeben.
Die US-Demokraten forderten daraufhin eine Verschiebung der Anhörung. Die Senatorin Dianne Feinstein sagte, sie stimme mit Ford überein, dass eine Anhörung am kommenden Montag „unfair“ sei. Ein Termin für die Anhörung solle erst festgelegt werden, wenn die Ermittlungen abgeschlossen, Zeugen befragt, Beweise überprüft und alle Seiten angehört worden seien.
Derzeit erinnere das Vorgehen an den Fall von Anita Hill, sagte Feinstein. Im Nominierungsverfahren des Supreme-Court-Richters Clarence Thomas 1991 hatte seine ehemalige Mitarbeiterin Hill ihm sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Es entwickelte sich eine regelrechte Schlammschlacht, in deren Verlauf sich Hill schwerer Angriffe auf ihre Glaub- und Ehrwürdigkeit erwehren musste. Thomas wurde dennoch bestätigt und ist heute noch Oberster Richter.
Zustimmung des Senats ist notwendig
US-Präsident Donald Trump hatte den 53-jährigen Bundesberufungsrichter Kavanaugh im Juli für das Oberste Gericht ernannt. Ohne Zustimmung des Senats kann Kavanaugh das Amt jedoch nicht antreten.
Trump unterstützt die vom Justizausschuss angekündigte Prüfung des Vorwurfs, lehnte eine FBI-Untersuchung hingegen ab. Die Bundespolizei habe den Kandidaten im Rahmen des üblichen Nominierungsprozederes bereits durchleuchtet, erkläre der US-Präsident.
Ein von der Frau benannter Zeuge, Mark Judge, lehnte eine Aussage kategorisch ab. „Ich kann mich an diesen angeblichen Vorfall nicht erinnern“, hieß es in einem Schreiben seiner Anwälte an den Ausschuss. Zudem habe er „Brett nie so gesehen, wie er von Ford beschrieben wird“.
Mit Kavanaugh will Trump sein Wahlkampfversprechen erfüllen, dem mächtigen Supreme Court eine ausdrücklich konservative Ausrichtung zu geben. Da die obersten Richter auf Lebenszeit ernannt werden, könnte der als erzkonservativ geltende Kavanaugh die US-Rechtsprechung jahrzehntelang prägen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen