Vorwürfe gegen Betrieb in Sachsen: Bau auf, klag an
Einer Firma im sächsischen Bautzen wird Unterstützung rechtsextremer Strukturen vorgeworfen. Das möchte Hentschke Bau nicht hinnehmen.
„Fortschritt ist unsere Mission“, lautet das Motto des Bautzener Unternehmens Hentschke Bau. Das mittelständische Bauunternehmen informiert in Pressemeldungen über neu fertiggestellte Bauprojekte, über Auszeichnungen, aber auch über Erfolge der Sportler des von Hentschke Bau unterstützten Kraftsport- und Bodybuilding-Vereins Bautzen.
Es gibt aber auch Veröffentlichungen, die die Firma nicht so gerne sieht und gegen die sie juristisch vorgeht. Dazu gehört die Publikation „Vernetzt und etabliert“, die sich mit dem Engagement von Unternehmen für extreme Rechte in Ostsachsen befasst.
Veröffentlicht wurde sie von dem an der Universität Leipzig angesiedelten Else-Frenkel-Brunswik-Institut (EFBI), das demokratiefeindliche Einstellungen in Sachsen dokumentiert und auf diesen Daten basierende wissenschaftliche Analysen erstellt. Dafür waren die Sozialwissenschaftler*innen Johannes Kiess und Amelie Feuerer zuständig. Grundlage des dokumentarischen Teils sind Rechercheergebnisse des antifaschistischen Journalist*innenteams 15 Grad Research zu den politischen Aktivitäten von Unternehmen in Sachsen.
Unter der Überschrift „Baustelle rechte Hegemonie“ beschäftigt sich ein Kapitel in der Publikation mit der Hentschke Bau und dessen Hauptgeschäftsführer Jörg Drews, der seit einigen Jahren in der Region Bautzen aktiv ist. So habe die Hentschke Bau die AfD im Bundestagswahlkampf 2017 mit einer Spende von 19.500 Euro unterstützt. Zudem förderte die Hentschke Bau auch in Bautzen rechtsoffene Strukturen und Medien. Dazu gehört das 2008 entstandene Ostsachsen.TV, das von Drews mitfinanziert wird.
„In diesem von David Vandeven betriebenen Medium kamen neben regionalen Beiträgen zu Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft auch viele extrem Rechte zu Wort“, heißt es in dem Bericht. Als Beispiel werden der Aktivist der Identitären Bewegung Maximilian Thorn aus Bautzen, der Vorsitzende der AfD-Sachsen Jörg Urban, der sächsische AfD-Landtagsabgeordnete Sebastian Wippel und der Reichsbürger Peter Fitzek genannt.
Klage gegen Leipziger Uni
In dem Papier wird auch ein ehemaliger Mitarbeiter der Hentschke Bau zitiert, der dem Rechercheteam 15 Grad Research über rassistische Äußerungen im Pausenraum berichtete, denen von den anwesenden Beschäftigten niemand widersprochen habe. Unter anderem deswegen habe er die Firma verlassen.
Wegen der Studie hat die Firma Hentschke Bau Klage gegen die Leipziger Universität eingereicht. Gegenüber dem Sender MDR erklärte der Unternehmenssprecher Falk al-Omary, dass die Studie „zahlreiche unwahre Tatsachenbehauptungen und rechtswidrige Äußerungen“ enthalte. Auch Schadenersatzforderungen behalte sich das Unternehmen vor.
Das EFBI hingegen erklärte, dass man weiter zu den Inhalten der Untersuchung stehe, die auch weiterhin öffentlich sind. Neben der Universität hat die Baufirma auch die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist*innen Sachsen (VVN-BdA) verklagt, weil sie Trägerverein des Rechercheteams 15 Grad Research ist.
„Um Fördergelder erfolgreich zu beantragen, waren die Aktiven von 15°Research aber auf eine Vereinsstruktur angewiesen und diese haben wir ihnen gern als VVN-BdA zur Verfügung gestellt und sind deshalb auch verantwortlich im Sinne des Presserechtes für deren Veröffentlichung, sprich: wir stehen im Impressum“, erklärte eine Sprecherin der antifaschistischen Organisation.
Nicht das erste Mal
Sie betont, dass die VVN-BdA zu den inkriminierten Aussagen stehe. Allerdings stellt sich die VVN-BdA auf einen längeren Rechtsstreit ein, der mit finanziellen Belastungen verbunden ist. „Es ist unseriös, heute darüber zu spekulieren, wie das Verfahren ausgeht, weswegen wir damit rechnen müssen, dass diese Kosten bei uns hängen bleiben könnten“, heißt es in einer Stellungnahme der VVN-BdA Sachsen.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Baufirma gegen kritische Berichterstattung vorgeht. Vor knapp zwei Jahren berichtete der Journalist Sebastian Leber im Tagesspiegel, wie mit „unbeholfenen Abmahnversuchen“ kritische Berichterstattung verhindert werden solle. Auch damals ging es in dem Artikel um die Förderung von rechtsoffenen Foren durch Jörg Drews.
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