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Vorschlag der GrünenKrankenversicherung für Flüchtlinge

Alle Menschen, die in Deutschland leben, sollen gesetzlich krankenversichert sein, fordern die Grünen. Es sei ein Armutszeugnis, dass Flüchtlinge kaum versorgt sind.

Flüchtlinge in München sind in den Hungerstreik getreten Bild: dpa

MÜNCHEN afp | Die Grünen haben gefordert, dass Flüchtlinge in Deutschland dieselbe medizinische Versorgung erhalten wie gesetzlich Versicherte. Wie die Süddeutsche Zeitung in ihrer Mittwochsausgabe unter Berufung auf einen Entschließungsantrag der Fraktion berichtete, schlagen die Grünen vor, dass alle in Deutschland lebenden Menschen unabhängig von ihrem aufenthaltsrechtlichen Status in die gesetzliche Krankenversicherung einbezogen werden. Die Kosten in Höhe von rund 490 Millionen Euro pro Jahr solle der Bund den Kassen erstatten.

Es sei ein „humanitäres Armutszeugnis, dass in Deutschland für Schutzsuchende nur eine medizinische Minimalversorgung voller bürokratischer Hürden“ vorgesehen sei, sagte die Grünen-Gesundheitspolitikerin Maria Klein-Schmeink der Zeitung. Unnötig auftretende oder verschleppte Erkrankungen vergrößerten nicht nur das Leid der Menschen, sondern auch „den späteren medizinischen Behandlungsaufwand“.

Besonders schlimm sei die Situation für Asylsuchende, die an den Folgen traumatischer Ereignisse litten, sagte Klein-Schmeink der SZ. Diese hätten keinen Zugang zu psychosozialer und psychotherapeutischer Betreuung. Eine Vermittlung an niedergelassene Therapeuten sei fast unmöglich, weil die Sozialämter in der Regel keine Kostenübernahme für Psychotherapien gewährten.

Die Bundesländer sind wegen der wachsenden Zahl von Flüchtlingen derzeit hohen Belastungen ausgesetzt.

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3 Kommentare

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  • "Diese (Asylsuchenden) hätten keinen Zugang zu psychosozialer und psychotherapeutischer Betreuung."

     

    Wissen die Grünen eigentlich, wie lange deutsche Kassenpatienten teilweise auf einen Therapieplatz warten, oder haben sie darüber in ihrem privatversicherten Elfenbeiturm inzwischen den Überblick verloren?

  • Vielleicht könnte man dann im gleichen Zuge Menschen berücksichtigen, die wegen Obdachlosigkeit keine Krankenversicherung haben. Oder weil sie die Beiträge, aus welchen Gründen auch immer, nicht zahlen können. Damit wir wieder eine umfassende Gesundheitsversorgung für alle haben.

  • Sehr grosszügig. Mal eben so eine halbe Milliarde ausgeben zu wollen.

    Mich stört dieses "Unabhängig von ihrem Aufenthaltsrechtlichen Status".

    Auch den Grünen muss klar sein, dass wir dann sehr zeitnah wieder eine Missbrauchsdebatte führen, wenn wir jedem der sich hier aufhält ob zurecht oder nicht, eine spitzenmässige Gesundheitversorgung schenken.

    Wenn die Grünen nur mal genau so fleissig Vorschläge zur Bekämpfung von Kinderarmut oder gar Hunger im eigenen Land machen würden, wie jetzt Werbewirksam immer weitere Zugeständnisse für Flüchtlinge, dann fänd ich das besser. Zumal man grad in Berlin ein sehr praktisches Beispiel dafür sieht, was passiert, wenn die Grünen das Thema Flüchtlinge verantwortungsvoll in die Hand nehmen.