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Vorschläge vom Verein KlimaschutzBesser Anbau als Neubau

Die Bauwirtschaft ist klimaschädlich. Ein Netzwerk aus Unternehmen, Verbänden und Kommunen diskutiert, wie Wohnraum nachhaltig genutzt werden könnte.

Es gibt mehr Einfamilienhäuser in Deutschland als Familien Foto: Jan Woitas/dpa

Freiburg taz | Mit einem Diskussionspapier zum Thema Wohnraumsuffizienz will der Verein Klimaschutz im Bundestag (KiB) die Debatte über Alternativen zum Wohnungsneubau beleben. Der Hintergrund: In Deutschland steigt die Wohnfläche pro Kopf immer weiter an; sie hat inzwischen 47 Quadratmeter erreicht. Das Papier liegt der taz vor, es soll am Mittwoch veröffentlicht werden.

„Anders als vielfach behauptet“, so KIB, gebe es „selbst in Ballungsgebieten keinen Mangel an Wohnfläche, zumindest rechnerisch“. Das zentrale Problem sei vielmehr, dass „Wohnraum nicht bedarfsgerecht verteilt“ sei. Zum Beispiel erlebe Deutschland mittlerweile die „absurde Situation“, dass es mehr Einfamilienhäuser als Familien gebe – 13 Millionen versus 12 Millionen.

KIB ist ein Netzwerk von Praktikern aus Unternehmen, Verbänden und Kommunen. Der Verein ging im Mai 2022 aus dem „Verein für eine nationale CO2-Abgabe“ hervor, der sein ursprüngliches Ziel erreicht sah, als mit dem Brennstoffemissionshandelsgesetz eine steigende CO2-Steuer für die Sektoren Verkehr und Heizen eingeführt war. Seither versucht der Verein unter neuem Namen neue Akzente im Klimaschutz zu setzen.

Neubau binde Personal, Mittel und Baustoffe, die für Sanierung benötigt würden

Da der Neubau von Häusern aufgrund der Herstellung der Baustoffe sehr CO2-intensiv ist, hat KIB sich jetzt den Neubau vorgenommen. Diesen einzudämmen sei auch insofern ein wichtiger Schritt, weil der Neubau Personal, Mittel und Baustoffe binde, die „dringend in der energetischen Sanierung von Bestandsgebäuden benötigt“ würden.

Ein Konzept zur besseren Ausnutzung vorhandener Wohnraumflächen finde man in der Schweiz, so das Papier. Dort gebe es bei Genossenschaftswohnungen häufig Vorgaben für die Belegung, etwa derart, dass nur ein Zimmer mehr vorhanden sein darf, als Mieter in der Wohnung gemeldet sind.

Wohnraumsuffizienz bedeute aber nicht Verbot von Neubau, so die Autoren. Vielmehr sollten „in einer Entscheidungskaskade alle Optionen ausgelotet werden“ – also auch Aufstockungen, die Umwidmung von Bürogebäuden, die Nutzung von Leerstand und die Teilung von Einfamilienhäusern. Bis zu 330.000 zusätzliche Wohneinheiten könnten so jährlich entstehen.

Regelungen verhindern An- und Ausbau

Weil der Verein die Strategie verfolgt, Klimaschutz durch Anpassung von Gesetzen und Verordnungen den Weg zu bereiten, listet er auch Rechtsnormen auf, die er angepasst sehen möchte. So sei heute in Wohngebieten die zulässige Wohnungsanzahl pro Grundstück teilweise auf eine Wohnung plus Einliegerwohnung limitiert – was die Wohnungsteilung oder den Dachgeschoss-Ausbau verhindere.

Ebenso verhinderten Regelungen hinsichtlich der Dachneigung und des Baus von Gauben den Ausbau von Dachgeschossen. Enge Bebauungsgrenzen behinderten mitunter den Anbau von Außentreppen zur Erschließung von neuen Wohnungen in den oberen Geschossen. Nur ein Aspekt taucht in dem Papier nicht auf: welche Steuerungsmöglichkeiten die Novelle der Grundsteuer hätte bieten können.

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7 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • "Zum Beispiel erlebe Deutschland mittlerweile die „absurde Situation“, dass es mehr Einfamilienhäuser als Familien gebe – 13 Millionen versus 12 Millionen." Wie wird hier Familie definiert? Und was ist mit den ganzen Häusern, in denen ursprünlgich mal eine klassische Familie (Elternpaar mit Kindern) wohnte, die Kinder aber groß wurden und auszogen? Sollen die (jetzt alten) Eltern zwangsausgesiedelt werden?



    Vor wenigen Wochen hat die taz von einem Fall in Berlin berichtet, bei dem in einem heruntergekommenen Haus nur noch ein alter Mann lebt. Das Haus soll jetzt modernisiert werden, der alte Mann müsste ausziehen, die angebotene neue Wohnung wäre weit weg von seinem bisherigen Lebensumfeld. Alle Kommentare waren sich einig, dass der Mann weiter im alten Haus leben sollte.



    Es wäre interessant gewesen, wenn Herr Janzing den Verein Klimaschutz auch zu diesem Fall befragt hätte.

    • @Offebacher:

      Bei Ihrem Beispiel ließe sich das ja schon verbinden: Modernisieren und für mehr Menschen nutzen, aber für jenen eben auch.



      Es ist irgendwann nicht mehr schön, wenn Oma Friede ein großes Haus und den Garten in Schuss halten muss. Weder für die Umwelt, den Platz, noch vor allem für Oma Friede.



      Einliegerwohnung, Studenten/Monteurszimmer mit Mithilfe, barrierefreie nahe Wohnungen, es gäbe so viel.



      In den Niederlanden zieht man übrigens von Haus zu anders geschnittenem Haus, mehrmals im Leben, auch bei Kauf.

  • Nichts bereitet der Mehrheit der Menschen in Deutschland mehr Verdruss als die dröge Realität und ihre Statistiken.

    Der Beitrag fasst wesentliche Erkenntnisse zusammen, und dennoch wird der Verein KIB keine grundsätzliche Abkehr von der falschen Siedlungsentwicklung in der BRD in irgendeiner Legislatur erzielen. Dafür sind die kulturellen Träume vom EFH zu stark in den Köpfen der Menschen in Deutschland verankert.

    Über die Hälfte der jungen Deutschen wünschen sich das EFH als idealen Wohnort.

    Währenddessen sind die 16,2 Mio. EFH mit durchschnittlich 1,79 Personen belegt, Bauten, die im Schnitt Platz für vier Personen hätten.

    Es werden immer noch EFH errichtet, zwar nicht mehr 100 000 pro Jahr wie in den letzten Jahren, aber immer noch zu viele.

    Wer profitiert von der Errichtung dieser Bauten? Die vielen Zulieferer: von der Autoindustrie bis zu den Herstellern von Haushaltsgeräten, des Weiteren die Kreditinstitute, Versicherer ... mit anderen Worten: ein harter Kern an Gleichgesinnten.

    • @Wilfried Wang:

      EFH wie furchtbar - ist schon ein Jammer das die jungen Leute nicht wie in der DDR einen schicken Plattenbau bevorzugen :D

  • Die Rechnung scheint nicht aufzugehen, wenn man sich die tatsächliche Wohnsituation der Menschen ansieht. Vielleicht ist die rechnerische und tatsächliche Definition von Familie auch einfach nicht gleich.



    Andererseits kam es mir sehr eigenartig vor, dass Leute sich beschwert haben, wie teuer ihr "Wochenendgrundstück" innerhalb des Stadtgebiets denn geworden sei.

    Auch werden Menschen nicht einfach zusammenziehen, nur weil ein Zimmer frei wird. Der Wunsch nach Privatsphäre und wirklich zuhause zu sein ist nun einmal da, das macht man mit Anfang 20 noch mit, danach ist es nur was für die besonders extrovertierten. Für die anderen ist es purer Stress und das Vertrauen müsste auch da sein.

    Zum Umziehen müsste auch ein passendes Angebot da sein. Warum sollte z.B. meine 70-Jährige Mutter aus ihrer 3-Zimmer-Wohnung ausziehen, wenn die anderen die Größe einer Abstellkammer hätten und trotzdem das doppelte kosten würden und ganz woanders wären? Wer zahlt und organisiert den Umzug? Das ist bei einer Rente unter der Grundsicherung auch nicht drin.

  • Klar ist die bestmögliche Nutzung von Bestandsimmobilien ökologisch effizienter als Neubau.

    Klar ist aber auch: Was die Dämmung angeht, bekommt man Altbauten ohne irrsinnig hohen Ressourcen-Aufwand nicht einmal in die Nähe von Neubauten.

    Leider dulden die Vorschriften zur Energieeffizienz, insbesondere das neue Heizungsgesetz, das nicht auf Dauer.



    Bei vielen Altbauten ist die Sanierung und die weitere Erhaltung auf der Basis der strengen Regeln teurer als Abriss und Neubau.

    Das heißt, die aktuelle Gesetzeslage wird, anders als die hier aufgegriffene Forderung, zu weiterer Vernichtung von Wohnraum führen.

  • Einliegerwohnungen. Barrierefreie kleine Alternativen zum Einfamilienhaus in der Nähe. Damit Andreas und Sabine Meyer das ihre der nächsten Generation oder der nächsten Familie verkaufen wollen o.ä.



    Bitte NICHT teure Edelbutzen für die Geldwäscher, NICHT neue landfressende triste Einfamilienhausghettos am Ortsrand.