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Foto: Volker Wiciok

Von Benin zur Ausbildung nach SolingenWeiter Weg zur Lehre

In Westafrika sind die Berufsaussichten für Akademiker schlecht. Deshalb lernen Jekhiel Agossou und Belvisse Tchincoun in Deutschland Altenpflege.

D eutschunterricht in Abomey-Calavi. Die dicht bewohnte Pendlerstadt grenzt direkt an Benins Hafenmetropole Cotonou und wird immer stärker zum Wohnort für Studierende. Die Stadt ist schließlich Standort der größten Universität des Landes. Nur wenige Autominuten vom Campus entfernt hat der Verein „Spaß mit Deutsch“ sein Büro. In den Regalen stehen Lehrbücher und Duden. An den Wänden hängen Deutschlandkarten und Poster, die bekannte Sehenswürdigkeiten zeigen. Hier werden Deutschlernende für Sprachprüfungen, die sie beispielsweise im Goethe-Institut im Nachbarland Togo ablegen können, fit gemacht. Die beiden kleinen Klassenräume sind auch ein beliebter Treffpunkt.

Jekhiel Agossou, 21, und Belvisse Tchincoun, 29, sind in den vergangenen Monaten oft täglich hier herkommen, haben Vokabeln gelernt, Wörter im Duden nachgeschlagen und versucht, so viel Deutsch wie möglich zu sprechen, um sich auf ihre Ausbildung zur Pflegefachkraft vorzubereiten. Die findet nicht in Benin statt, sondern in Solingen. Kurz vor der Abreise übt der Lehrer Amos Mayowa Atchoba, der an der hiesigen Universität Germanistik studiert hat, deshalb noch einmal mit ihnen, wie man sich auf Deutsch vorstellt und begrüßt und gibt ihnen ein paar praktische Tipps zur Sprache.

Bisher haben junge Beni­ne­r*in­nen meist nach Studienplätzen im Ausland gesucht – häufig eine frustrierende Angelegenheit. Denn selbst bei Zusagen lassen sich die Lebenshaltungskosten und Gebühren ohne ein Stipendium nur in wenigen Fällen finanzieren. Dennoch ist der Wunsch nach einem Studienplatz im Ausland groß. Ganz oben auf der Beliebtheitsskala steht die einstige Kolonialmacht Frankreich. Die Schulsysteme sind ähnlich, und Unterrichtssprache ist in beiden Ländern Französisch.

Deutschland ist für seine Ausbildung bekannt. Man lernt etwas und bekommt ein Gehalt

Jekhiel Agossou, vor Beginn seiner Ausbildung

Für Jekhiel Agossou war das aber keine Option. „Deutschland ist für seine Ausbildung bekannt. Man lernt etwas und bekommt ein Gehalt. Das wollte ich unbedingt machen“, sagt er.

Den Tipp dazu hatte er von einem Freund bekommen, der in Deutschland lebt. Anschließend suchte der 21-Jährige im Internet nach Informationen. Eine Internetseite der Bundesregierung listet 350 Ausbildungsberufe auf, die Be­wer­be­r*in­nen aus dem Ausland offen stehen. Auf eins weist die Seite aber sofort hin: Ohne Deutschkenntnisse funktioniert gar nichts. Bei der Suche nach Ausbildungsbetrieben wird es noch schwieriger. Es finden sich kaum Hinweise in Englisch oder Französisch.

Inzwischen spricht Jekhiel Agossou, der seit 2019 Unterricht nimmt, mit immer mehr Selbstverständlichkeit die deutsche Sprache. In Solingen, wo es hingehen soll, folgt vor dem eigentlichen Ausbildungsbeginn noch ein zweimonatiger Intensivkurs. Dabei war Agossou nie zuvor in Deutschland und weiß nicht wirklich, worauf er sich da einlässt. Wie viele Bewerbungen er geschrieben hat, weiß er nicht mehr genau. Die Zusage kam schließlich von der Evangelischen Altenhilfe Wald, die ihn zum Pflegefachmann ausbildet. Kurz vor seiner Ausreise sagt er. „Es ist alles sehr aufregend. Ich freue mich sehr und meine Eltern auch.“ Seine Stimme überschlägt sich ein bisschen.

Belvisse Tchincoun sitzt neben ihm. Er ist ruhiger, spricht bedachter. Auch er hat in den vergangenen Jahren darauf hingearbeitet, eine Ausbildung in Deutschland zu machen. Die Sprache hörte er immer wieder bei Freunden. Sein eigenes Studienfach Personalmanagement reichte ihm nicht aus. Dazu kam eine persönliche Erfahrung. „Nach meinem Abitur habe ich mich um meinen Vater gekümmert. Er war schon älter und hatte einen Unfall. Für mich war das ein Segen, weil ich es sehr gerne getan habe. Dann habe ich angefangen, nach einer Ausbildungsmöglichkeit zu suchen. Es ist wichtig, die Arbeit, die man täglich macht, auch zu mögen.“ Er wolle Menschen pflegen.

Ohne Sprachkenntnisse geht nichts: Agossou und Belvisse Tchincoun büffeln vor der Ausreise Foto: Katrin Gänsler

Die Zusage für den 29-Jährigen kam schließlich ebenfalls aus Solingen. Vor zwei Jahren war Tchincoun schon einmal kurz davor, einen Platz zu erhalten. Doch daraus wurde nichts, sagt er knapp und geht nicht weiter auf Details ein. In einigen Ländern gibt es längst Programme und Institutionen, die bei der Rekrutierung von zukünftigen Auszubildenden helfen, nicht jedoch in Benin. Belvisse Tchincoun musste alles selbst regeln: „Die Suche ist sehr kompliziert. Auch habe ich nicht immer eine Antwort bekommen.“ Dabei werden Auszubildende in Krankenhäusern und vor allem Altenpflegeeinrichtungen händeringend gesucht. Zu den Bedingungen, um das Visum zu beantragen, gehört ein unterschriebener Ausbildungsvertrag.

Nach Deutschland, um zu bleiben?

Dabei ist die Anwerbung von In­ter­es­sen­t*in­nen aus dem Ausland für Pflegeeinrichtungen interessant, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Gerade im Gesundheitsbereich lautet der Vorwurf häufig aber auch: Sie fördert, dass gut ausgebildetes Personal nicht mehr dem heimischen Arbeitsmarkt zur Verfügung steht, sondern fern der Heimat verbleibt. Auszubildende – aber auch Studierende – müssen sich in Benin oft anhören, dass sie alles täten, um weiterhin im Ausland zu leben.

Besser Lernen in Benin

Die Lehrwerkstatt Studium und Ausbildung im Ausland sind in Mali attraktiv. Das Land bemüht sich aber auch um eine bessere Ausbildung von jungen Menschen in der Heimat. Eine Kfz-Lehrwerkstatt in Dogbo ist Teil des Ausbildungszentrums der nichtstaatlichen Organisation ESI, das auch Schwei­ße­r*in­nen, Bä­cke­r*in­nen und Elek­tri­ke­r*in­nen ausbildet. Ziel ist es, jungen Menschen aus sozial schwachen Familien eine Berufsausbildung zu ermöglichen und zugleich die Ausbildungsstandards zu erhöhen.

Der Unterricht Die Ausbildung besteht zu 80 Prozent aus praktischem und zu 20 Prozent aus theoretischem Unterricht. Dieser duale Unterricht gilt als Vorteil gegenüber dem Lernen in Werkstätten, die die Theorie vernachlässigen. Das staatlich anerkannte Diplom, das die Ab­sol­ven­t*in­nen nach erfolgreicher dreijähriger Lehrzeit erhalten, ist attraktiv.

Die soziale Lage Verlässliche Zahlen zur Arbeitslosigkeit gibt es in Benin nicht. Die große Mehrheit der rund 12 Millionen Ein­woh­ne­r*in­nen arbeitet ohnehin im informellen Sektor und hält sich oft mit verschiedenen Jobs über Wasser. Laut Weltbank wächst die Bevölkerung jährlich um 2,7 Prozent. (taz)

„Das ist keine Option für mich“, sagt Tchincoun dazu, „ich plane, nach den drei Jahren zurück nach Benin zu gehen.“ Sein Traum ist es, dort ein eigenes Altenheim mit gut ausgebildetem Personal zu eröffnen, vielleicht sogar das erste im ganzen Land. Das Konzept gibt es bisher nicht, da traditionell die Pflege innerhalb der Familien geleistet wird. Das funktioniert aber immer weniger: Junge Menschen zieht es in die Stadt, und die Alten bleibt oft auf dem Land zurück. Auch fühlt sich die junge Generation nicht mehr unbedingt für die Versorgung von Eltern und Großeltern verantwortlich.

Ankunft im kalten Europa

Ein paar Wochen später sind Belvisse Tchincoun und Jekhiel Agossou in Solingen angekommen. Die Altenhilfe Wald hat ihre Unterkunft mitten in der Innenstadt angemietet. Die Dachgeschosswohnung liegt für junge Leute ideal: Nach Corona kommt gerade wieder erstes Leben in die Cafés und Kneipen, Geschäfte und Restaurants.

Für das Gespräch führt Tchincoun in ein noch nicht benutztes Zimmer, in das später ein weiterer Auszubildender einziehen soll – die Matratze auf dem Bett ist noch mit Folie umwickelt. Tisch, Stühle und Schrank in hellem Holz vermitteln vor weißer Raufasertapete Jugendherbergs-Atmosphäre. In der Küche steht ein simpler weißer Gasherd.

Tchincoun und Agossou sind zum ersten Mal in Deutschland, und hier sei so vieles anders als in Benin, erzählen sie: „Die ganze Technologie“, sagt der 21-Jährige Agossou, wenn er nach den größten Unterschieden gefragt wird. „Die Breite, der Zustand der Straßen. Das erste Mal Zug fahren.“ All das sei schon aufregend gewesen. „Hier haben wir eine Heizung“, sagt Tchincoun und wirkt etwas verwundert. Klar, die ersten Tage in Solingen seien „sehr, sehr kalt“ gewesen. Am 2. Juni, dem bis dahin heißesten Tag des Jahres, sei die Temperatur dagegen „okay“.

„Nicht schlecht“ sei Solingen, sagt Agossou. Er habe erste Bekanntschaften gemacht, beim Sport Freunde kennengelernt: Der schlanke, drahtige junge Mann spielt leidenschaftlich gern Basketball. Und im Maltesergrund-Park, nur 500 Meter von der Wohnung entfernt, hat er hinter dem „Haus der Jugend“ einen Basketballplatz entdeckt, der erst vor zwei Jahren einen neuen Boden und neue Körbe bekommen hat. Spontan träfen sich dort jeden Tag junge Leute auf ein Match, erzählt er. Gerade erst ist Agossou vom Maltesergrund zurückgekommen, trägt noch Sportklamotten und Turnschuhe.

Belvisse Tchincoun, der Ältere, wirkt dagegen zurückhaltender. In sein neues Leben tastet er sich vorsichtiger. „Nein, Freunde oder Bekannte habe ich noch nicht kennengelernt“, sagt der 29-Jährige. In seiner freien Zeit will auch er die Stadt kennenlernen: „Ich gehe viel spazieren.“

Wer aber Jekhiel Agossou lange genug Fragen stellt, der bemerkt, wie sehr ihm seine mehr als 6.000 Kilometer entfernte Heimat fehlt: „Mein Bruder ist nicht da, meine Schwester ist nicht da.“ Die beiden 14 Jahre alten Zwillinge vermisst er sehr. „Aber ich will etwas aus meinem Leben machen – und immerhin sind wir ja zu zweit“, sagt er mit einem schnellen Seitenblick auf Belvisse.

„Die Entscheidung, nach Deutschland zu gehen, war absolut richtig“, bekräftigt der Ältere. „Deutschland ist im Gesundheitswesen, in den Pflegeberufen führend“, ist Tchincoun überzeugt. An seinem Traum, in Benin später einmal ein eigenes Altenheim aufzubauen, hält er fest. Schließlich habe ihm der Motorradunfall seines Vaters, eines heute 72-jährigen Lehrers, gezeigt, wie schnell Menschen unterstützungs- und pflegebedürftig werden können.

Die beiden jungen Männer aus Benin sind an ihrem Arbeitsplatz in Solingen beliebt Foto: Volker Wiciok

Was die beiden People of Color beschäftigt, ist die Distanz, mit denen ihnen viele Solinger begegnen. „Bei uns in Benin kann man in einen Bus steigen und fragt einfach irgendjemanden, wie es ihm geht“, sagt Tchincoun. Agossou wird deutlicher. „Manche Leute grüßen uns nicht zurück. Im Bus setzt sich niemand neben uns.“ Ob das nur Reserviertheit oder latenter Rassismus sei, fragen sich wohl beide. Beleidigt oder bedroht worden seien sie in Deutschland aber nicht, erklären sie.

Auch bei der Arbeit seien manche der von ihnen betreuten Se­nio­r:in­nen sehr zurückhaltend. „Viele andere sind aber offen, dankbar und sehr freundlich“, findet Agossou: „Die Leute auf der Arbeit – das ist jetzt unsere neue Familie.“

Die neue Heimat

Die Evangelischen Altenhilfe mit ihrer in apricot und grau gestrichenen Fassade liegt in einer ruhigen Straße im Solinger Stadtteil Wald. Dort leben aktuell 98 Bewohner:innen. Das Haus ist damit zu einhundert Prozent belegt. „Dazu kommen 10 Kurzzeitpflegeplätze, 14 Plätze in der Tagespflege, unser ambulanter Pflegedienst mit rund 250 Kli­en­t:in­nen – und ein mobiler Mittagstisch“, erzählt Geschäftsführerin Barbara Franke. Das Durchschnittsalter der Be­woh­ne­r:in­nen liege bei 84 Jahren. „Der jüngste ist ein Schlaganfallpatient um die 60. Älteste Bewohnerin ist eine 101-jährige Frau.“

Für deren Betreuung sind rund 180 Beschäftigte im Einsatz. Die zu finden, sei aber nicht einfach, sagt Franke: „Der Arbeitsmarkt ist leergefegt. Das ist eine Wüste.“ Die 60-Jährige hat es deshalb längst aufgegeben, mit Stellenanzeigen nach neuen Mit­ar­bei­te­r:in­nen zu suchen.

Grund dafür seien längst nicht nur die Gehälter – schon unmittelbar nach dem Examen verdient eine Altenpflege-Fachkraft immerhin 3.003,48 Euro brutto, dazu kommen Schichtzulagen. Im ersten Lehrjahr liegt die Ausbildungsvergütung bei 1.165,69 Euro brutto. Tchincoun und Agossou müssen davon natürlich auch Miete und Busfahrkarte bezahlen. Große Sprünge sind für sie in Solingen erst einmal nicht drin.

Die neuen Pfleger kommen gut an

Bei den Be­woh­ne­r:in­nen scheinen die beiden jungen Männer aus Benin gut anzukommen, als sie bei der Verteilung des Mittagessens mit anpacken. „Oh, schicker Anzug“, sagt die 81-jährige Eva Futschek halb überrascht, halb anerkennend zu Agossou: Hemd und Hose des 21-Jährigen strahlen mit auffälligem Muster in den Farben Blau, Gelb und Schwarz.

„Ich habe den Krieg in Solingen-Ohligs mitgemacht“, erzählt Futschek. „Jetzt lebe ich seit sechs Jahren in der Altenhilfe – und bin froh, dass ich hier bin.“ Und „die beiden“, sagt sie mit Blick auf die beiden jungen Männer aus Benin, „die machen ihre Sache sehr, sehr gut“. Lob kommt auch von Emilia Mosler. Die 91-Jährige hört schlecht, Fragen müssen für sie aufgeschrieben werden. Ihr Urteil aber ist klar: „Sehr gut“, sagt Mosler laut. „Ich finde es schön, dass sich jemand um mich kümmert.“

Die Arbeit auch am Wochenende und an Feiertagen, Krankheit und Tod der Be­woh­ne­r:in­nen seien „natürlich schon belastende Faktoren“, weiß Einrichtungsleiterín Franke. Dazu komme die oft extrem hohe Erwartungshaltung von Angehörigen. „Dabei ist eine ‚Eins-zu-eins-Betreuung‘ nicht bezahlbar und damit unmöglich“ – schon heute verursacht ein Betreuungsplatz monatlich Kosten bis zu 4.907,96 Euro.

Pfleger dringend gesucht

Die Geschäftsführerin setzt deshalb alle Hoffnung auf ihre Auszubildenden. „Wir bilden so viele Nachwuchskräfte aus, wie wir kriegen können“, erklärt die resolute Frau. „Aktuell haben wir 30 Azubis. Sie sind Anfang bis Mitte 20, stammen aus Deutschland, aber auch aus Kamerun, Uganda, aus Rumänien, Weißrussland und Palästina – und seit Neuestem eben auch aus Benin.“ Erste Kontakte zu den Auszubildenden aus Afrika habe ein engagierter Ministerialbeamter aus Kamerun hergestellt, den Franke 2017 auf einem Pflegekongress in Berlin kennengelernt hat.

People of Color sind in der Evangelischen Altenhilfe Wald also nichts Ungewöhnliches. Allerdings: „Als vor drei, vier Jahren die ersten Azubis aus Afrika zu uns kamen, waren manche Pflegebedürftige natürlich reserviert“, erzählt Franke offen. „Es gab auch Bewohner:innen, die gesagt haben: ‚Von den Schwarzen lasse ich mich nicht anfassen.‘“ Sie sei deshalb behutsam vorgegangen, habe zunächst nur weibliche Azubis eingestellt. Belvisse Tchincoun und Jekhiel Agossou sind die ersten Männer aus Afrika, die in der Einrichtung ausgebildet werden.

Lob und Anerkennung kommen bei Tchincoun und Agossou an. Zwar beginnt ihre eigentliche Ausbildung erst im Juli – noch machen beide ein einführendes Praktikum. Stolz zählen sie aber schon jetzt die Tätigkeiten auf, die sie kennengelernt haben: „Waschen, Duschen“, aber auch die vorsichtige Lagerung Bettlägeriger. Ihr Praxisanleiter Andreas Schäfer lächelt zufrieden. „Es gibt schon erste Bewohner:innen, die nach mir fragen“, sagt Jekhiel Agossou. „Ich finde das gut.“

Diplom-Pflegewirtin Franke will deshalb weiter auf Azubis auch aus Afrika setzen. Bis 2030 gingen rund Hunderttausend Pflegekräfte in Rente, warnt sie. Gleichzeitig steige die Nachfrage nach Heimplätzen. Nötig sei deshalb mehr unbürokratische Unterstützung, gerade bei der Visa-Vergabe. „Mit den deutschen Botschaften haben wir ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht: Bei manchen Bot­schafts­mit­ar­bei­te­r:in­nen ist offensichtlich noch nicht angekommen, dass wir hier in Deutschland einen Pflegenotstand haben“, klagt Franke, die seit 25 Jahren in der Corinthstraße arbeitet. „Sie verlangsamen die Visa-Vergabe – und nehmen sich Zeit, die wir aufgrund der Demografie nicht haben.“ Das alles sei „sehr ärgerlich“.

Umso mehr hofft Franke, dass Tchincoun und Agossou nach ihrer Ausbildung in Solingen bleiben. Mögen die beiden schon heute von einem Urlaub in Benin träumen, von dem sie hoffen, ihn sich während ihrer dreijährigen Lehrzeit in Deutschland leisten zu können – ihre Chefin setzt auf den Faktor Zeit: „Das wird schon“, sagt Franke. „Wir sind eine sehr nette, freundliche Einrichtung, bieten richtig gute Arbeitsbedingungen.“

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3 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Die "People of Color", mussten doch noch rasch eingeführt werden. Hinweise auf die Hautfarbe dürfen natürlich nicht fehlen. Wo käme man da hin, wenn man anstatt "was die beiden People of Color beschäftigt, einfach geschrieben hätte, "was die beiden beschäftigt"?



    Wieso kann man über zwei Männer aus Benin nicht schreiben wie über zwei Italiener oder Franzosen?



    Was die beiden Weissen beschäftigt, ... Schon mal so was gelesen?

  • So sind sie, die PwC (People without Color): Je mehr sie zahlen, um so größer ist ihre „Erwartungshaltung“ (anderen gegenüber) und um so geringer ist ihre Bereitschaft, Probleme selbständig zu lösen. Man könnte auch sagen: Geld verdirbt vielleicht nicht unbedingt den Charakter. Es macht aber extrem unselbständig.

    Diese Unselbständigkeit aber hat Folgen. Wer es gewohnt ist, jedes Problem gegen Bar- oder Kreditkartenzahlung oder per Überweisung lösen zu lassen, der fragt nicht mehr nach dessen Ursachen. Auch nicht nach den Spätfolgen für and‘re (und sich). Er sieht höchsten herab auf Nationen, in denen Familienstrukturen „intakt“ sind und Generationen einander stützen, ohne dass Geld eine sichtbare Rolle spielt. Weil er sich ja frei fühlen darf in der stinkenden Stadtluft von (familiären) Abhängigkeiten und Pflichten. Ein Gehalt genanntes Schmerzensgeld macht’s möglich.

    Erstaunlicherweise macht ihre mehr oder weniger offen zur Schau getragene Arroganz die Vermögenden für einige Menschen sehr attraktiv. So attraktiv, dass sie diejenigen, denen sie eigentlich verpflichtet wären und die sie angeblich auch lieben (etwa ein 75-jähriger Vater), im Stich lassen, und statt dessen hinter einem Ozean wildfremde Personen für Geld pflegen, die ihnen im besten Fall mit latenter Überheblichkeit begegnen und schlimmstenfalls mit offenem Hass.

    Gut, ein pflegebedürftiger Vater lässt sich vielleicht manchmal gehen seinem Kind gegenüber. Alter macht halt mitunter auch böse. Professioneller Abstand macht eine schwierige Aufgabe also nicht unbedingt schwerer. Aber wer kümmert sich um die alten Beniner, wenn das Land seine jungen Leute zum Training nach Frankreich und Deutschland schickt - wo ihnen anschließend unsittliche Angebote gemacht werden, so dass sie das Zurückkommen bis zu ihrer Rente aufschieben?

    Schon klar: Leute, denen es (angeblich oder tatsächlich) noch schlechter geht. Und wer macht am Ende das Licht in aus? Der Staatschef. Alle anderen beißen vorher ins Gras.

    • @mowgli:

      Zwei Europäer, die in die USA gehen um sich auszubilden, machen einen wichtigen Schritt in ihrer Karriere.



      Zwei Afrikaner, die nach Europa gehen, um sich auszubilden, lassen diejenigen im Stich, "denen sie eigentlich verpflichtet wären und die sie angeblich auch lieben."



      So ist das in dieser Welt.