Volksinitiative von Fridays for Future: Ultraschnell Stimmen gesammelt
Fridays for Future finden Hamburgs Klimaschutzgesetz unzureichend. Aktivist:innen sammeln 23.000 Unterschriften für „Hamburger Zukunftsentscheid“.
„Wir sind bei den Hamburgerinnen und Hamburgern auf viel Zustimmung gestoßen, sodass wir deutlich schneller als vorgesehen die benötigten Unterschriften sammeln konnten“, sagt Sprecherin Lou Töllner.
Während Hamburgs neues Klimaschutzgesetz zu Jahresbeginn in Kraft trat, starteten die Umweltaktivist:innen zeitgleich die Volksinitiative, die sich gegen eben dieses Gesetz richtet. Der rot-grüne Senat hatte mit der Novelle des Klimaschutzgesetzes seine eigenen Ziele noch einmal verschärft und neue Maßnahmen zur Umsetzung versprochen: Die CO2-Emissionen sollen bis 2030 um 70 Prozent gegenüber 1990 sinken, 2045 soll Hamburg gar CO2-neutral sein. Gelingen soll das etwa mit einer Photovoltaikpflicht für Bestandsgebäude.
Doch Töllner hält das Vorhaben für unzureichend: „Hamburg hat ein Klimaschutzgesetz verdient, das einen klaren Rahmen für die Klimaneutralität setzt und alle auf dem Weg dorthin mitnimmt.“ So fehle es im Gesetz besonders an festgelegten jährlichen Klimazielen, anhand derer die Einhaltung überprüft werden kann. „Damit steigt der Druck auf alle Senator*innen, sich an die Ziele zu halten“, sagt Töllner.
Selbst die Handelskammer drückt aufs Gaspedal
Auch will FFF erreichen, dass jede Klimaschutzmaßnahme auch „sozialverträglich“ sein muss, höhere Kosten durch Klimaschutz also nicht von Haushalten mit geringem Einkommen geschultert werden müssen.
Unterstützung erfährt die Volksinitiative von anderen Umweltgruppen. „Damit es für den Senat nicht vollends peinlich wird, sollte er sich gut überlegen, wie er mit der Volksinitiative umgeht“, sagt etwa der Vorsitzende des Nabu-Hamburg Malte Siegert. Schließlich habe auch die Handelskammer erst vor wenigen Tagen erklärt, die Wirtschaft wolle fünf Jahre vor dem vom Senat anvisierten Jahr klimaneutral sein.
Mit den 23.100 Unterschriften hat FFF nun den ersten Schritt genommen zu einem Volksentscheid. Sollte die rot-grüne Mehrheit in der Bürgerschaft sich nicht hinter das Vorhaben stellen, stünde als nächstes ein Bürgerbegehren mit rund 65.000 nötigen Unterschriften an. Einen verbindlichen Volksentscheid strebt FFF zeitgleich zur nächsten Bundestagswahl im Herbst 2025 an.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance