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Volksbegehren Tempelhofer FeldDas Feld ist fast bestellt

Für den Volksentscheid gegen eine Bebauung müssen am Wochenende noch zehntausende Unterschriften gesammelt werden. Der Stadtentwicklungssenator bleibt gelassen.

Baut gern: Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) Bild: dpa

Wenige Tage vor Ende des Volksbegehrens für ein unbebautes Tempelhofer Feld gibt sich Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) entspannt. „Ich sehe noch nicht, dass es zu einem Volksentscheid kommt“, sagte Müller am Freitag auf der Jahrespressekonferenz seiner Senatsverwaltung.

In der Tat wird es eng für die Initiative „100 % Tempelhof“. Nach eigener Darstellung hatte sie bis Freitag 160.000 Unterschriften gesammelt. Damit es zum Volksentscheid kommen kann, werden bis Montagabend rund 173.000 Unterschriften wahlberechtigter Berliner gebraucht. Um dieses Quorum zu knacken, wollen Unterstützer der Initiative das ganze Wochenende über in der Stadt noch einmal für ihr Anliegen werben.

Das Volksbegehren richtet sich gegen die Pläne der Senatsverwaltung, am Rande des ehemaligen Flughafengeländes rund 4.700 Wohnungen zu errichten. Ein erstes Stadtviertel soll ab 2016 am Tempelhofer Damm entstehen. Von den dortigen 1.700 Wohnungen soll die Hälfte zu vergleichsweise günstigen Mieten von 6 bis 8 Euro pro Quadratmeter vergeben werden.

Müller betonte noch einmal, wie wichtig das Tempelhofer Feld für die Neubaupläne des Senats sei: „Das Feld ist beste innerstädtische Lage, hervorragend angeschlossen durch den öffentlichen Nahverkehr. Viele Menschen suchen genau das.“ Man müsse solche Potenziale nutzen, zumal es nur noch relativ wenige innerstädtische Flächen gebe, die man bebauen könne. Müller stellte klar, dass das 230 Hektar große innere Flugfeld frei bleiben solle und kostenlos zugänglich bleibe. Das entspricht rund zwei Dritteln der Gesamtfläche.

Auch der Neubau für Berlins Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) soll auf dem Gelände entstehen. Ein „spektakuläres architektonisches Statement der Stadt“ müsse er sein, so Müller, schließlich solle die Bibliothek nichts weniger als der „Kommunikationstreffpunkt der Stadtgesellschaft“ werden. Im Dezember waren die zwei Siegerentwürfe des Architekturwettbewerbs vorgestellt worden: ein länglicher, nahezu schwebender Betonkorpus und ein gläserner Würfel. Müller ließ wenig Zweifel, dass er ersteren für spannender hält.

Initiative zweifelt

Die Initiative „100 % Tempelhof“ hingegen will das Feld im jetzigen Zustand erhalten. Sie bezweifelt, dass neue Wohnungen den Mietmarkt entlasten und verlangt statt eines Bibliothekneubaus – ein Prestigeprojekt des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) – die Sanierung bestehender Standorte, etwa der Amerika Gedenkbibliothek. Das Feld sei ökologisch und für die Erholung der Städter zu wichtig, um es zu verbauen.

Am Montagabend wird die Gruppe alle noch nicht eingereichten Unterschriftenlisten der Landeswahlleiterin übergeben. Die Bürgerämter müssen sie dann überprüfen. Die Erfahrung mit anderen Volksbegehren zeigt, dass rund zehn Prozent der Unterschriften ungültig sind.

Erreicht die Initiative das Quorum, wird über die Frage voraussichtlich im Mai oder Juni bei einem Volksentscheid abgestimmt. „Wenn es dazu kommt, ist das auch egal. Wir haben ja gesehen, dass man Volksentscheide nicht unbedingt gewinnen muss“, sagte Müller dazu. Er bezog sich damit auf den Energie-Volksentscheid im November, der nicht an den Mehrheitsverhältnissen, sondern knapp am Quorum gescheitert war. Müller kündigte an, sich aktiv am Abstimmungswahlkampf zu beteiligen.

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9 Kommentare

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  • S
    Sommerwiesel

    In der Nähe des Oranienplatzes wird eine Bücherei geschlossen werden müssen, auch dort werden Unterschriften dagegen gesammelt, es werden eben solche Einrichtungen gebraucht.

  • Es geht bei der Initiative nicht nur um's Erhalten sondern auch um das Gestalten.

     

    Qualitativ hochwertiger Wohn- und Lebensraum wird eben nicht mit Grossprojekten geschaffen die unser Stadt die Aesthetik von rekultivierten Abraumhalden aufdrücken. Sondern mit mit kleinteiligem, verdichtendem Gestalten das die Geschichte des Ortes und die Bedürfnisse der Bewohner Quadratmeter für Quadratmeter berücksichtigt.

     

    Deshalb ist es wichtig, dass diese Initiative zustande kommt. Eine lebendige Stadt ist wertvoller als die profitmaximierte Verwertung urbaner Ressourcen.

     

    Wir sollten diese Lektion in Berlin lernen und uns beteiligen.

    • @Delphina Jorns:

      Wenn ihr seltsames Denken schon damals an den Tag gelegt worden wäre, dann hätte es im 19 jh eine Revolution von den ganzen Proletariiern gegeben, weil man keine Mietskasernen anlegen wolle, oder zumindest mehr nachdenken müsse, ob es zum Ort passt.

       

      Die Bebauung ist am äußeren Rand, damit passt sie sich in denn Kontext ein.

       

      Was diese Nimys wollen ist grenzenlose Gier nach Grünflächen und sie geben einen Sch*** auf die Bedürfniisse all der anderen Menschen in der Innenstadt die Angst vor steigenden Mieten oder Luxussanierung haben.

      • H
        Hans
        @Tim Leuther:

        Sie kämpfen gegen die falschen Windmühlen Don Leuthner. Statt die Luxussanierungen und Investoren zu bekämpfen, meinen Sie all jene zu NIMBYs erklären zu müssen, die in ihrer "grenzenlose Gier nach Grünflächen" (das muss man sich mal ausdenken, bizarromat) versuchen, Teile der Schönheit Berlins und des innerstädtischen Biotops zu bewahren.

         

        Wo ist Ihr Sancho Pansa?

  • WI
    Was ist denn jetzt eigentlich??

    Ich wette die selben Leute die das unterschreiben demonstrieren gegen Mietpreiserhöhungen... Good job !!

    • H
      Hans
      @Was ist denn jetzt eigentlich??:

      Jep.

      Es lindert den Durst der Investoren nur kurz, ein paar merh Wohnungen auf den Markt zu werfen. Die sind schnell vermietet/verkauft und dann geht es weiter. Nicht mehr Wohnungen sind von Nöten, sondern eine andere Politik.

  • Berlins Zentral- und Landesbibliothek könnte auch in den alten Flughafengebäuden rein. Die stehen nämlich fast alle leer und kosten unnötig Geld

    • @mrf:

      Was ist denn eigentlich an der Zentral und Landesbibliothek schlecht? Die AGB ist an einer Umsteigestation und die andere ist noch zentraler.

       

      Wenn Berlin Geld in Bibliotheken stecken will, dann gibt es da sicher viele Bedarfe.

       

      Abgesehen davon: Wie dumm ist es denn noch Geld in Bibliotheken zu stecken. Steckt das Geld in öffentliche Nachhilfe.

      • H
        Hans
        @Tim Leuther:

        "Wie dumm ist es denn noch Geld in Bibliotheken zu stecken"

        So dumm, dass man will, dass auch Menschen aus einkommensschwachen Haushalten sich den Luxus erlauben können, Bücher zu lesen.

         

        Bestreiten Sie wirklich, dass wir Bibliotheken nicht mehr brauchen?

         

        Das wäre wohl eher in die Kategorie "dumm" einzuordnen.