Viel Geld verdienen mit Schreiben: Die Bestseller-Formel

Reich werden durch ein Buch, das wäre schön. Warum ich einmal keinen Bestseller schrieb und stattdessen den Müll runterbrachte.

Die Biografie von Prinz Harry liegt im Kulturkaufhaus Dussmann auf einem großen Stapel zum Verkauf bereit.

Einen Bestseller schreiben ohne Idee? Kopf hoch Osman, das haben andere auch schon geschafft! Foto: dpa | Jens Kalaene

Es ist ein ganz großes Vorurteil, dass im Fernsehen permanent Fußball läuft. Das stimmt leider gar nicht. Nicht mal im Fußballkanal läuft ständig Fußball.

Also schalte ich den Fernseher aus und tue so, als würde ich was schreiben, um nicht den Müll runtertragen zu müssen.

„Osman, was machst du denn da?“, ruft die zweitgrößte Nervensäge des Mittleren Orients.

„Wonach sieht es denn aus, was ich mache? Dreimal darfst du raten“, antworte ich ironisch.

„Du tust so, als würdest du was schreiben, damit du den Müll nicht runtertragen musst.“

„Öhm … Nein, das stimmt nicht. Du darfst weiterraten.“

„Ist irgendwo auf der Welt jetzt Halbzeitpause?“

„Nicht dass ich wüsste.“

„Rechnest du aus, wie viel Schulden wir haben?“

„Nein. Ich versuche, ein Buch zu schreiben.“

„Dann schreib doch mal endlich ein Buch, für das wir auch Geld bekommen. So was Ähnliches wie Harry Potter. Das Ding hat sich Millionen Mal verkauft.“

„Wirklich? Gut, dann nenne ich mein neues Buch Harry Dotter.“

Eminanim tippt schnell auf ihrem Smartphone rum und sagt ziemlich enttäuscht:

„Den gibt’s leider schon. Harry Dotter, Harry Protter, Harry Puffer. Harry im Puff. Das sind alles junge Zauberer wie Harry Potter.“

Du kannst schreiben, was du willst – jemand war stets schneller als du

„Na gut, was hältst du davon, wenn ich nicht über einen jungen Zauberer schreibe, sondern über einen, der erst in eine Zauberschule geht, um dort die Zauberei zu lernen?“

„Harry Potter geht doch auch in eine Zauberschule, du Dummy.“

„Echt? Hmm … Und was hältst du davon, wenn ich ihn nicht zur Schule schicke, sondern in einen Betrieb und das Buch dann ‚Zauberlehrling‘ nenne?“

Eminanim tippt wieder schnell auf dem kleinen Apparat und knurrt:

„Gibt’s auch schon. Und zwar von Goethe höchstpersönlich. Er war mit der Idee um die zweihundert Jahre schneller als du.“

„Und wenn ich mein neues Buch schlicht Zauber-Buch nenne? Ohne Potter, ohne Dotter?“

„Warte mal. Gibt’s leider auch schon. Zauber-Buch, Zauber-Tuch, Zauber-Malbuch, Das magische Zauberbuch, Zauberbuch für die Familie, Zauberbuch für Familienfrieden, Zauberbuch für Dummies …“

„Ist gut, ist gut. Und wenn ich was ganz Schlaues mache und die Wörter Zauber und Magie einfach tausche?“

„Ich hab’s gleich. Na toll, andere waren wieder schneller. Weiße Magie, Schwarze Magie, Grüne Magie, Magie für Jungs, Magie für Mädchen, Magie für Kinder, Magie für Hexen, Magie für alle, Kaltgepresstes Kokosöl …“

„Kaltgepresstes Kokosöl?“

„Ich glaube, das gehört nicht in die Liste. Das Problem ist, du kannst schreiben, worüber du willst. Jemand war stets schneller als du und hat es bereits hundert Jahre vor dir geschrieben.“

„Wenn das so ist, dann hat sich das Problem ja erledigt. Ich mach den Fernseher an.“

„Nix da, du trägst jetzt den Müll runter!“

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