piwik no script img

Verurteilter Neonazi kandidiertNPD zeigt ihr "wahres Gesicht"

Für die Kommunalwahlen in Brandenburg tritt der NPD-Kandidat Alexander Bode an, der 1999 einen Asylbewerber zu Tode gehetzt hat und dafür im Gefängnis saß.

Immer wieder ist die Metallplatte zum Gedenken an den Toten mit Hakenkreuzen und Glasscherben von Bierflaschen geschändet worden. : dpa

Die Maske ist weg. Seit Monaten hat die Brandenburger NPD versucht, sich mit Blick auf die Kommunalwahlen Ende September als bürgerliche Partei darzustellen. Doch mit der Aufstellung des verurteilten Neonazis Alexander Bode als Kandidat für das Ostlausitzer Städtchen Guben und den Kreistag Spree-Neiße ist das vorbei.

Guben, das an der Grenze zu Polen liegt, ist bundesweit bekannt für den tragischen Tod des Algeriers Omar Ben Noui. Als der Asylbewerber im Februar 1999 von elf Jugendlichen durch die Stadt gehetzt wurde, trat er in Todesangst die Scheibe einer Haustür ein, um dort Hilfe zu finden. Dabei verletzte Omar Ben Noui sich eine Beinarterie, und er verblutete. Rädelsführer der Verfolger war Alexander Bode. Der damals 21-Jährige wurde dafür zu zwei Jahren Jugendknast verurteilt. Danach war es ruhig um ihn. Bis Ende vergangener Woche bekannt wurde, dass er für die NPD kandidiert.

Doch anstatt sich offensiv gegen die Gesinnung des heute 29-jährigen Bode in Stellung zu bringen, halten sich die Gubener Stadtväter zurück. Bürgermeister Klaus-Dieter Hübner (FDP) hat keinen Kommentar, außer, man hätte es rechtlich sowieso nicht verhindern können. Und der SPD-Fraktionschef des Stadtparlaments, Axel Scherler, findet es "bedauerlich" und will abwarten, ob Bode überhaupt gewählt wird. Die NPD habe hier nur wenige ferngesteuerte Anhänger. "Und die Hetzjagd von damals ist ja auch nicht detailliert aufgeklärt", wiegelt der 70-jährige Politiker ab.

Der Politologe Jürgen Dittberner findet das nicht richtig. "Im Zweifel glaube ich dem Gericht und nicht irgendwelchen Gerüchten oder der NPD-Propaganda", erklärt der Politologe der Uni Potsdam. Man dürfe das nicht verharmlosen. "Indem die NPD zu ihrem Kandidaten Bode steht, zeigt sie endlich allen ihr wahres Gesicht. Sie sind Gesinnungstäter, ausländerfeindlich und werden, anders als sie propagieren, nie in der Mitte der Gesellschaft ankommen."

Das findet auch der Landrat des Spree-Neiße-Kreises, Dieter Friese (SPD). Er fordert "alle Demokraten auf, solche Verbrecher wie Alexander Bode nicht zu wählen. Ich bin entsetzt darüber, dass ein verurteilter Neonazi und Totschläger für den Kreistag kandidieren darf". Friese befürchtet zudem einen bundesweiten Imageschaden für seinen Landkreis.

NPD-Landeschef Klaus Beier freut sich hingegen über die öffentliche Resonanz der Kandidatur. Natürlich sei der Tod des Algeriers ein "bedauernswerter Vorfall" gewesen, aber Alexander Bode sei nicht schuldig. "Der hat ihn ja nicht einmal angefasst." Dass Bode wegen Rädelsführerschaft hinter Gitter musste, übersieht Beier geflissentlich. "Wir ermöglichen diesem jungen Menschen, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren."

Zur Kommunalwahl treten nach eigenen Angaben die NPD mit 80, und die an Mitgliederzahlen gleich starke DVU mit 117 Kandidaten an. Damit sie sich nicht gegenseitig ihre potenziellen Wähler abjagen, haben sie die Brandenburger Landkreise unter sich aufgeteilt. Rechtsextreme treten so in Brandenburg erstmalig fast flächendeckend an.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen