Vermittlung Arbeitsloser in Zeitarbeit: Arbeitsagentur sieht Fehler
Die Vermittlung Arbeitsloser in Zeitarbeit hat zugenommen. Die Bundesagentur für Arbeit will die Zusammenarbreit mit der Branche jetzt überprüfen.
BERLIN rtr | Die Bundesagentur für Arbeit (BA) überprüft ihre Zusammenarbeit mit der stark gewachsenen Zeitarbeitsbranche. BA-Chef Frank-Jürgen Weise sagte der Zeitung Die Welt, es gebe „Fehlentwicklungen“.
Hintergrund ist, dass sich der Anteil an Vermittlungen Arbeitsloser in Zeitarbeit gegenüber normaler Beschäftigung massiv erhöht hat. Die Zeitung zitierte aus einem Diskussionspapier, dass der Anteil der Zeitarbeit 2007 bei den Stellenvermittlungen noch halb so hoch gewesen sei wie der regulärer Arbeit. Mittlerweile hätten sich die beiden Werte angeglichen, und im Boomjahr 2010 habe der Anteil der Zeitarbeit sogar über dem regulärer Beschäftigungsverhältnisse gelegen.
Weise sagte, der BA-Vorstand werde gemeinsam mit den Führungskräften der Agentur, den Mitarbeitern und der Personalvertretung über das Diskussionspapier von Hauptpersonalrats-Chef Eberhard Einsiedler beraten. Dieser kritisiert, dass die Jobvermittler besonders große Anreize hätten, in Zeitarbeit zu vermitteln. Denn die Integration eines Arbeitslosen in die Zeitarbeit zähle genauso als Erfolg wie die direkte Vermittlung in ein Unternehmen. Der Erfolg der einzelnen Agenturen wird auch an der Zahl der Integrationen gemessen.
Vermittlung in Zeitarbeit anders gewichten
Da eine Vermittlung in Zeitarbeit einfacher sei und die Zeitarbeitsbranche besonders viele Stellenvorschläge übermittele, gebe es in dem Bereich eine große Dynamik. Der Zeitung zufolge gelangen zehn BA-Agenturen sogar zwischen 60 und 69 Prozent ihrer Besetzungserfolge über die Zeitarbeit.
„Wir wollen weg von einer Erfolgsbetrachtung, die vor allem Zahlen im Blick hat“, zitiert die Zeitung aus dem Papier Einsiedlers: „Wir wollen uns stärker an Qualität und am nachhaltigen Kundenwohl orientieren.“ Der Zeitung zufolge endet rund die Hälfte der Beschäftigungsverhältnisse in Leiharbeit nach weniger als drei Monaten.
Weise sagte, eine Erfolgsmessung müsse auch den Aspekt der Nachhaltigkeit erfassen. Eine BA-Sprecherin sagte der Zeitung, das könne heißen, dass eine Vermittlung in Zeitarbeit künftig anders gewichtet werde als die in einen Betrieb.
Leser*innenkommentare
irmi
Gast
Zeitarbeitsfirmen haben nur ein Ziel, sich gesund zu verdienen, die Leute an sich sind ihnen egal. Die Löhne die man den Leuten zahlt sind unter der Mindestlohngrenze. Dann heißt es man zahle ihnen eine Kilometerpauschale von etwas über einem € dann ist man bei einem Stundenlohn von 8 € brutto. So kann man es auch darstellen.
Die Arbeitsagenturen geben an Leihfirmen ab, dann haben sie mit den Arbeitssuchenden keinen Stress und die schöne Nebenwirkung in der Statistik ist der Arbeitssuchende nicht mehr aufgelistet und die Regierung brüstet sich dann mit Senkung der Arbeitslosen.
Welche Partei auch immer dran ist, es wird sich nichts verbessern. Es zählen doch nur die Großverdiener und die Beamten.
Albano
Gast
Die Frage wäre doch, wie die Jobcenter im Hartz-IV-Bereich vermitteln.
Ich könnte mir vorstellen, dass die Zeitarbeit dort einen Vermittlungswert von 80 Prozent erreicht, denn in den Arbeitsämtern sitzen nur 'gut ausgebildete' Vermittler, während es in den Jobcentern genau andersherum ist: Dort arbeiten vielfach sogar Personen und Kräfte, die in der Zeitarbeit selber gearbeitet haben und die andererseits mangelhafte Kenntnisse der lokalen Wirtschaft, Personalabteilungen etc. aufweisen.
Damit sie überhaupt Vermittlungen zustande bringen, müssen sie auf die Zeitarbeitsbranche zurück graifen. Das bedeutet, die Kunden (Arbeitslose) verdienen erheblich weniger, müssen mit staatlicher Unterstützung anfangen. In gewisser Weise schaffen sich diese Vermittler, die häufig befristet beschäftigt sind, stabile Arbeitsverhältnisse für sich selbst. Nachteil ist nur, dass es unglaublich viel Geld, warhscheinlich jährlich wachsende Gelder, kostet, solch ein System zu unterhalten.
Aber eins ist auch logisch: 2007 arbeitete das Hartz-System gerade mal zwei Jahre, da war das System noch geprägt von Mitarbeitern der Arbeitsämter. Danach wurden massenhaft neue Kräfte eingestellt, die eben nicht mehr aus der Ausbildung bei der BA stammten, sondern die teilweise in Schnelllehrgängen ausgebildet wurden. Entsprechend verschob sich dann die Vermittlungsqualität von mittelmäßig zu sehr schlecht, bzw. sehr kostenintensiv, weil die Zeitarbeit heute keine Übergänge, sondern Dauerverhältnisse geschaffen hat.
mauersegler
Gast
Bei der nächsten Wahl nicht vergessen, wer dafür ursächlich veranwortlich ist: SPD und Grüne, die sich angesichts der kommenden Wahl arbeitnehmerfreundlich geben und auf das schlechte Gedächtnis ihres Stimmviehs spekulieren.
willi deutschmann
Gast
Es gibt aber Zeitarbeitsfirmen, die legen Beschäftigungsverhältnisse auf Dauer an, wenn der Mitarbeiter zu einsatzwechseln bereit ist. Die telweise niedrige Dauer von Beschäftigungsverhältnissen rührt auch daher, dass Zeitarbeitsfirmen eher geneigt sind, auch schwachen Bewerbern eine Chance zu geben, dass das dann nicht immer funktioniert, ist doch selbstverständlich. Mit den ganzen momentan angedachten Maßnahmen erhöhen wir doch nur wieder die Sockelarbeitslosigkeit. Ist das das Ziel der Arbeitsverwaltung?
eMCe
Gast
Ach na sowas, die ArbeitsAgency kriegt mit das die Zeit, Leih und sonstigen prekären Beschäftigungen nix taugen?
Das ganze System ist pervers und deswegen sind einige Partein und Verbände für ein bedingungsloses Grundeinkommen(nicht damit man sich auf die faule Haut legt...).
Die ArbeitsAgency "zwingt" die Leute in Jobs (Zeit, Leih und Servicegesellschaften) die Steuergelder kosten, in Firmen die weder die Arbeiststättenverordung, noch das Arbeitszeitgesetz noch Sicherheitsvorschriften kennen und von Manieren noch nie was gehört haben, wo alle Verträge befristet sind womit man die Leute dann noch schön erpressen kann.
Inklusive fingierter "Vergehen" um die kosten zu drücken und ihnen Geld einzukürzen.
Die allermeisten Leih, Zeit und Servicegesellschaften sind Betrügerbanden, gebilligt von der ArbeitsAgency und der Bundesregierung.
Und das schlimmste ist und das werden auch irgendwann alle die verstehen die bisher immer mit "musste mal mehr arbeiten" oder "hättest mal was anständiges gelernt" um die Ecke kommen - absehbar wird es nur noch prekäre Beschäftigung geben, sie werden euch alle kriegen sofern ihr nicht Akademiker seid die forderungen stellen können.
Jeder der jetzt noch eine "feste Stelle" hat, hat nur glück gehabt, der nächste Job wird ganz sicher ein unbefristeter und prekärer sein.
Man gründet nämlich massenhaft diese Firmen selber(Servicegesellschaften der Kliniken zb.) und zeigt auf die anderen und das man hier doch 12cent mehr bezahlt...
Detlev
Gast
Wenn es keine Einsicht bei den Politikern gibt, wird das System weiterlaufen. Und das wird dann Jahr für Jahr extrem teuer werden, denn schon jetzt stocken 1,3 Mio. Menschen ihren Lohn auf. Dafür werden pro jahr scohn 11 Mrd. ausgegeben und die Zahl wird steigen, weil das Gesetz es ermöglicht. In zehn Jahren wird es immer mehr extrem arme Rentner geben, so dass die Armut plötzlich bei ex-Normalarbeitnehmern ankommt. Ob sich dann noch jemand an Schröder, Fischer, Clement, Müntefering, Scholz oder Steinbrück erinnert?
Rene Ratlos
Gast
Danke für die auf den Punkt gebrachten Kommentare! Endlich Bestätigung und in Worte gefasst, was vorher nur ein tiefes unbehagliches Gefühl war! Eine Frage bleibt: Wenn CDU/FDP und SPD/Grüne unwählbar für armutsbedrohte Arbeitnehmer sind und eine ratlose Person aus dem Osten aber auch nicht die alten SED-Kader in der Linkspartei (ehemals SED-PDS)unterstützen möchte, da die damals auch Klassenunterschiede in einer propagierten klassenlosen Gesellschaft gelebt haben --- was/wen kann man denn dann noch wählen? Piraten haben sich nicht dazu geäußert, andere Schwerpunkte und sicher fehlen personelle Kompetenzen, alles in der braunen Ecke fällt aus wegen Dünnschiß und Dummbroten. ....was nun fragt sich eine ratlose wahlberechtigte Person...???...
wolfgang wagner
Gast
Wann wird den Zahlentricksern in Nuernberg endlich der Garaus gemacht?
Einfach die Selbstverwaltung beenden und demokratisch legitimierte Steuerung organisieren.
Manuel
Gast
Das Spiel hatten wir doch schon mal...
Kurz bevor die Regierung Kohl abgewählt wurde, hatte die Bundesanstalt für Arbeit die glorreiche Idee, die Erhebung der Arbeitslosenzahlen an zu passen. Mit dem Ergebnis das diese danach deutlich realistischer, also höher aus fielen. Was folgte war der marktradikale neosozialliberale Dilettantismus der Regierung Schröder. Wenn die Arbeitsagentur jetzt anfängt Leiharbeit aus der Statistik zu nehmen, dann ist das Signal klar: Diese Regierung erwartet ihre Abwahl. Und der Boden wird bereitet für die nächste Runde sozialdemokratischen Verrats!
Vermittlungscourtage
Gast
Dann wollen wir mal die Wahrheit hören! Es geht den Arbeitszeitvermittlungsagenturen doch ganz klar nur um die ca. 3.000,00 EUR Vermittlungscourtage, die sie abkassieren können. Das dadurch alle drei vier Monate eine Neueinstellung passiert, ist doch logisch! Diese Vermittlungscourtage gehört ersatzlos gestrichen und den SGB-II-Empfängern zur Verfügung gestellt. Z. B. für Vorstellungs- und Arbeitskleidung, Weiterbildung, aber vor allem für eine bessere Bildung ihrer Kinder!
Sabie Sauer
Gast
Ein super Ausbeutungssystem ist das.
SPD - Arbeitsminister Clement hatte damals gemeinsam mit "Genosse-der-Bosse-"Schröder mit Beihilfe von der pseudo grünen und pseudo christichen Fraktionsvorsitzenden Göring-Eckhardt die Agenda 2010 und Hartz IV durchgesetzt. Joschka "pseudo Linker" Fischer war natürlich auch mit dabei und fast alle SPD-ler und Grüne im Bundestag.
Mit der Agenda 2010 wurde die Zeitarbeit etabliert. Später machte Herr Clement, der politisch genau so wenig sozialdemokratisch tickt wie der Ex-Finanzminister Peer "Genosse der Banken" Steinbrück massig Geld mit der Ausbeutung von Zeitarbeiterinnen, als Chef einer Zeitarbeitsfirma. Das macht er, soweit man hört, noch heute. Die ArbeitnehmerInnen für die Rot-Grün das letzte mal vor 1998 noch Politik gemacht hat, sind bis heute die opfer von SPD und Grünen.
Sie kriegen, sobald sie z.B. wegen des Missmanagements extrem überbezahlter Manager (das Leistungsprinzip gilt bei den "Eliten" nicht!) arbeitslos wurden, meist nur noch monateweise Zeitarbeitjobs oder Minijobs, von denen kein Mensch leben kann.
Die Bildung ist da egal. Es geht HandwerksmeisterInnen und AkademikerInnen ebenso wie Ungelernten.
Übrigens die Aufstockergelder, die die Leute brauchen, weil sie u.a. für ihre Zeitarbeit -Vollzeitarbeit nicht adequat von den Arbeitgebern bezahlt werden zahlen die SteuerzahlerInnen.
Rot-Grün hat die ArbeitgeberInnen entlastet, damit die noch höhere Gewinne machen können. Die Armutslöhne der ArbeitnehmerInnen waren von ihnen politisch gewollt. Und sind es noch heute. Für das knappe Überleben unterbazhlter ArbeitnehmerInnen zahlen die Steuerzahlerinnen über Aufstockungsleistungen der Jobcenter.
Das ist ein absolut perverses System, das die Armut in Deutschland enorm nach vorn gebracht hat. Die reichen hat es noch reicher gemacht.
Schönen Dank auch, SPD und Grüne. Wann löst ihr euch endlich auf? Interessenvertreterparteien der Arbeitgeber, Banken und Hedgefonds gab es mit CDU/CSU und FDP längst - ihr seid seit eurer Regierungszeit 1998-2005 überflüssig, da ihr politisch immernoch neoliberal seid.
petrakelly
Gast
Das haben wir ursächlich alles der unsozialen Politik von SPD und Grünen zu verdanken.
Mit ihrer Agenda 2010 hatte Rot-Grün den Arbeitsmarkt dereguliert und Zeitarbeit, Minijobs, prekäre Beschäftigung insgesamt, gekoppelt mit der Einführung eines riesigen Niedriglohnsektors in Deutschland, etabliert.
Diese beiden Parteien fordern noch nicht mal heute, wo wir auch dank Rot-Grün real 16 Mio. Arme in Deutschland haben (rot-grüne Armuts-Hartz-IV-Gesetze !) einen Mindestlohn von mindestens 10 Euro pro Stunde und die Abschaffung von zeitarbeit, Minijobs und der ganzen Lohndrückerei.
Rot-Grün hatte auch den Finanzmarkt dereguliert mit den bekannten Folgen.
heute stellen sich SPD und Grüne allen Ernstes wieder ls soziale Parteien dar. jeder informierte Mensch kann da nur noch kotzen.
Keine Stimme für SPD oder Grüne 2013 ! Keine Stimme für die neoliberale Einheitspolitik von CDU/SPD/FDP und grünen!
Nur die Linkspartei vertritt noch (!) die interessen der ArbeitnehmerInnen und Arbeitslosen. Bei der Piratenpartei weiß man nicht, wo sie ind er Sozialpolitik steht.
Außerdem: Die Arbeitsagentur hat durch die strukturellen Geldkürzungen wegen von oben angeordneter Sanktionen einen enormen Überschuss. Das muss in die sinnvolle Fortbildung Arbeitsloser investiert werden !
SPD und grüne haben im Bundstag nicht mal für die Abschaffung der Sanktionsmaßnahmen gestimmt, die dazu führen, dass die Arbeitslosen noch ihren micktigen Hartz-Iv-Satz gekürzt kriegen, was eindeutig gegen die Verfassung verstösst. Der Staat darf das Existenzminimum nicht kürzen! Und selbst der volle Hartz-Iv-Satz liegt real sowieso schon unter dem Existenzminimum. Deshalb gibt es in Deutschland rund 2000 Armenküchen ("Tafeln").
Wenn die Jobcenter 50 Prozent der arbeitslosen stets in je nur einige Monate andauernde Zeitarbeitsverträge vermitteln, dann kommen sie nie raus aus dieser Ausbeutungsmaschinerei, an der sich die Arbeitgeber eine goldne Nase verdienen. Denn ZeitarbeiterInnen werden viel schlechter bezahlt, als festangestellte.
Die ganze Arbeitsmarktpolitik ist seit Rot-Grün nur auf die Vermehrung des Profits auf Arbeitgeberseite ausgerichtet. Die ArbeitnehmerInnen leiden unter unsicheren Zeitarbeitsverträgen mit schlechter Bezahlung, aus der am ende des Berufslebens todsicher Altersarmut folgt.
SPD und Grüne haben sich bisher nicht von ihrer beschissenen Agenda 2010- und Hartz-Iv-Politik verabschiedet. Deshalb sind sie unwählbar. Ihre Politik schadet den meisten der Wählerinnen.
Hartzer
Gast
Wie "weise" ist das denn von Herrn Weise? Diese Erfolgsduselei war immer gewünscht und wurde gern noch mit Manipulationen geschönt. Hohe Vermittlungsquoten! Zusätzlich waren auch noch die privaten Arbeitsvermittler Nutznießer dieser Verhältnisse. Da wurde und wird zu lasten von Aus - und Weiterbildung viel Geld zur Statistikpflege verwandt. Diese und ähnliche Strukturen können unter Neoliberalen ganz tolle Blüten treiben. Nur der kurzfristige "Erfolg" zählt, koste es was es wolle. Der Mensch ist dabei nur eine Nummer. Herzlichen Dank an Schröder und Konsorten! Gab es da von Steinbrück ein Einsehen oder gar ein Hinweis zum Kurswechsel? Weit gefehlt. Andere Köpfe und gleicher leerer Inhalt in der Birne.
Zeitarbeiter
Gast
Jobcenter sind die Handlanger der Sklavenindustrie.