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Vermieter will Taubenfütterer bestrafenAufforderung zur Denunziation

Das städtische Hamburger Wohnungsunternehmen Saga will, dass Mie­te­r:in­nen ihre Nach­ba­r:in­nen melden, wenn sie Tauben füttern.

Haben in der Coronakrise auch unter den Restaurantschließungen gelitten: Hamburger Stadttauben Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Hamburg taz | Stadttauben haben einen zwiespältigen Ruf – für manche sind sie schützenswerte Federgeschöpfe, andere sehen in ihnen eine geflügelte Plage. Ähnlich gespalten scheint das Hamburger Wohnungsunternehmen Saga zur Taubenfütterung zu stehen. Vergangene Woche erhielten Mie­te­r:in­nen in Hamburg-Rahlstedt eine Mitteilung mit der Aufforderung, keine Tauben mehr zu füttern. Das sei eine Ordnungswidrigkeit, die mit erheblichen Geldbußen geahndet werden könne, schreibt die Saga in der Mitteilung.

Einem der Mie­te­r:in­nen wurde sogar gedroht, man würde den städtischen Ordnungsdienst informieren, da Tauben auf seinem Balkon nisteten. „Das deutet darauf hin, dass Sie Tiere über ihren Balkon füttern“, schlussfolgert die Saga. Nach taz-Informationen hat der Betroffene die Tauben nicht gefüttert und wusste bis zum Eingang des Schreibens nicht, dass sie auf seinem Balkon nisten. Viel könnte er gegen das Vogelnest auch nicht machen: Sobald Eier darin liegen, ist es verboten, Taubennester zu entfernen.

Dass Tauben-Füttern eine Ordnungswidrigkeit ist, stimmt zudem nur teilweise. An öffentlichen Plätzen in Hamburg ist es tatsächlich verboten und kann mit einer Geldstrafe von bis zu 5.000 Euro geahndet werden. Auf privaten Grundstücken sieht es dagegen anders aus: Ein Fütterungsverbot könne hier Gegenstand privatrechtlicher Mietverträge sein, schreibt die Verbraucherschutzbehörde. Ein Verstoß würde also laut dem Mieterverein zu Hamburg keine Geldstrafe mit sich ziehen, sondern Ermahnungen und schließlich eine Kündigung des Mietvertrags.

Die Saga fordert ihre Mie­­te­r:in­nen in dem Schreiben zudem auf, die Nach­ba­r:in­nen namentlich zu nennen, wenn sie mitbekommen, dass diese Tauben füttern – eine Aufforderung, die datenschutzrechtlich schwierig scheint. Laut dem Hamburger Datenschutzbeauftragten ist entscheidend, ob das Fütterungsverbot im Rahmen des Mietverhältnisses besteht. Im Fall der Saga ist es in der Hausordnung verankert – und das Denunzieren lokaler Tau­ben­lieb­ha­be­r:in­nen somit tatsächlich erlaubt.

Tauben sind sehr faule Tiere

Andrea Scholl, Verein Stadttauben Hamburg

„Häufig gehen Beschwerden über Tauben von anderen Mietern aus“, sagt der Vorsitzende des Mietervereins zu Hamburg, Siegmund Chychla. Die Nach­ba­r:in­nen wendeten sich dann an die Vermieter, weil Simse, Wäsche oder Sitzmöbel verunreinigt würden. „Für den Vermieter bedeutet das, dass er Interessen gegeneinander abwägen muss“, so Chychla. Häufig seien Hinweise von Nach­ba­r:in­nen die einzige Möglichkeit, Rückschlüsse darüber zu ziehen, wer im Haus für die Probleme verantwortlich ist. „Grundsätzlich plädieren wir dafür, dass Mieter erst mal miteinander sprechen und das Problem untereinander lösen, bevor mit der Hausverwaltung gesprochen wird“, sagt Chychla.

Um die Überbevölkerung der Stadttauben langfristig in den Griff zu bekommen, seien andere Lösungen notwendig, sagt Andrea Scholl vom Verein Stadttauben Hamburg. „Das Fütterungsverbot der Stadt Hamburg, das sich gegen Tauben richtet, ist eigentlich tierschutzwidrig“, sagt Scholl. Es gebe keinen vernünftigen Grund dafür, Stadttauben auszuhungern, da sie ihre Eier unabhängig vom Futterangebot legten.

Um sich kurzfristig vor Sachbeschädigung durch Tauben­dreck zu schützen, könnten Vermieter eine Futterstelle einrichten, die außer Reichweite von Balkonen liegt. „Langfristig lässt sich das Problem allerdings nur mit Taubenschlägen lösen“, sagt Scholl. Diese böten eine Möglichkeit der Geburtenkontrolle. „Tauben sind sehr faule Tiere“, sagt Scholl. Den größten Teil ihrer Zeit verbrächten die Vögel im Taubenschlag, sie würden dort sowohl fressen als auch koten.

Ironischerweise steht einer der drei Taubenschläge, die der Verein derzeit verwaltet, auf einem Dach der Saga-Immobilienverwaltung in Mümmelmannsberg. Dieser sei „ein echter Erfolg“, sagt Scholl. Rund 400 Eier seien im letzten Jahr durch Gips­eier ausgetauscht worden. Das sei eine tiergerechte Art, den Nachwuchs zu reduzieren.

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