Verkehr ohne Klimaschutz: Laster wird man nicht so schnell los
So geht Klimaschutz nicht: Der anhaltende Trend zu PS-starken Autos und Gütertransport per LKW verhindert Umweltfortschritte im Verkehr.
Krautzberger forderte unter anderem strengere Abgasvorschriften für Lastwagen. Denn immer mehr Güter würden auf den Straßen statt auf der Schiene transportiert: Zwischen 2000 und 2013 sei der Güterverkehr per Lkw um rund 31 Prozent gestiegen. Es müsse eine intensivere Diskussion über ambitionierte CO2-Grenzwerte für Lastwagen geben, sagte die UBA-Chefin. Die größten Widerstände dagegen gebe es wohl bei den Autoherstellern.
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) etwa hält dagegen: Die Situation bei Lastwagen sei nicht mit der bei Pkws vergleichbar, sagte ein Sprecher. Für schwere Nutzfahrzeuge gebe es keine offiziellen CO2-Werte, heißt es in einer Stellungnahme des Verbandes. Denn der Markt sei „wesentlich stärker fragmentiert“. Bei den Nutzfahrzeugen gebe es starke Unterschiede – zum Beispiel bei Kipplastern und Fernverkehrs-Lkws. Die einzelnen Arten seien kaum vergleichbar.
Das sieht der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD) anders: In Japan und USA gebe es bereits Bemessungen, erklärte eine Sprecherin. Der VDA versuche, mit dem Beispiel vom Kipplaster vom viel größeren Problem der Lkws auf der Straße abzulenken, kritisierte der VCD.
Verantwortlich für die schlechten Zahlen im Verkehrssektor ist laut UBA aber nicht allein die Logistikbranche. Krautzberger nannte auch den Trend zu großen, PS-starken Autos. Die Nachfrage nach den bulligen SUV ist in Deutschland in den vergangenen Jahren gestiegen.
Einsparungen aufgezehrt
Die Abkürzung SUV steht für Sport Utility Vehicle und bezeichnet eine Art Geländewagen mit Limousinen-Flair. Laut einer Analyse des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer dürfte sich der Boom der Riesenautos aufgrund des niedrigen Dieselpreises sogar beschleunigen. Denn knapp zwei Drittel aller SUV-Fahrzeuge liefen mit Dieselkraftstoff.
Aber auch generell wird mehr mit dem Auto oder dem Motorrad gefahren: Der Anteil des motorisierten Individualverkehrs am Personenverkehr ist nach den neuen Umweltdaten seit 2003 weiter von 74 auf knapp 76 Prozent gestiegen. Der vermehrte Verkehr habe die Einsparungen im CO2-Ausstoß, etwa durch modernere Motoren, „aufgezehrt“, kritisierte UBA-Präsidentin Krautzberger.
Der größte Anteil am Treibhausgas-Ausstoß geht mit 39 Prozent allerdings auf das Konto der Energieversorger. Eines muss man den Klimasündern dennoch zugestehen: Anders als im Verkehrssektor sind die Emissionen in der Branche im Vergleich zu 1990 nicht gestiegen. Die Energiewirtschaft konnte sie um 24 Prozent verringern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin