Verkauf griechischer Flughäfen: Schäuble sichert die Sahnestücke
Athen besiegelt die umstrittene Privatisierung von 14 Regionalflughäfen. Der neue Besitzer ist der deutsche Betreiber Fraport.
Für die attraktiven Airports muss Fraport 1,23 Milliarden Euro zahlen. Der Deal wurde im griechischen Amtsblatt bestätigt, der Vertrag ist noch nicht fertig. Dennoch kommt der Mitteilung eine hohe Bedeutung zu. Denn selbst Premierminister Alexis Tsipras hatte sich bis zuletzt gegen die Übernahme der Flughäfen gesträubt.
Die Bundesregierung setzte aber durch, dass das lukrative Geschäft mit einer Sonderklausel im Memorandum für das neue griechische Hilfsprogramm verankert wurde. So musste sich Athen verpflichten, im Eiltempo „unwiderrufliche Schritte“ zu unternehmen, damit der Verkauf zustande kommt. Bei anderen Privatisierungs-Vorhaben wurden keine so detaillierten Vorgaben gemacht.
Die Sonder-Konditionen seien „bizarr“, kritisierte der grüne Europaabgeordnete Sven Giegold. Die EU-Kommission, die an der Aushandlung des Memorandums beteiligt war, sieht darin jedoch kein Problem. Es handele sich um die „erste konkrete Entscheidung“ im Rahmen des „sehr ambitionierten Privatisierungsprogramms“, sagte eine Sprecherin der Brüsseler Behörde.
Betrieb der Flughäfen für 40 Jahre
Fraport hat es eilig. Das Frankfurter Unternehmen hat unmittelbar nach dem grünen Licht aus Athen Personal auf den Peleponnes geschickt. „Die Verhandlungen werden in Kürze aufgenommen“, sagt Fraport-Sprecher Christopher Holschier. Vorgesehen sei nicht der Kauf, sondern die Konzession für den Betrieb der Flughäfen für 40 Jahre, betonte er. Fraport gehört zu 31,35 Prozent dem schwarz-grün regierten Land Hessen und zu 20,02 Prozent den Stadtwerken Frankfurt am Main. Außerdem hält die Deutsche Lufthansa 8,45 Prozent der Anteile.
Ulrich Wilken, Linke
Scharfe Kritik an der Übernahme übt die Fraktion der Linkspartei im hessischen Landtag. „Es ist ein Hohn, wenn sich Fraport an diesem Ausverkauf des griechischen Tafelsilbers beteiligt und Profite nicht mehr für die griechische, sondern für die deutsche Ökonomie erwirtschaftet“, sagte Ulrich Wilken, rechtspolitischer Sprecher der Linksfraktion.
Grüne befürworten das Geschäft
Die regierenden hessischen Grünen dagegen sehen den Zuschlag an Fraport als Hilfe für die griechische Wirtschaft. „Die Flughäfen bleiben im Eigentum Griechenlands“, betonte der flughafenpolitische Sprecher der Landtagsfraktion Frank Kaufmann. Fraport investiere in die Infrastruktur und zahle eine Abgabe für den Betrieb. „Dieses Gesamtpaket finden wir richtig.“
Über den Deal freuen dürfte sich auch Finanzminister Wolfgang Schäuble. Er macht es ihm leichter, zweifelnde Abgeordnete von CDU/CSU zur Zustimmung zum neuen Griechenland-Programm zu bewegen. Noch bei der Sitzung der Eurogruppe am vergangenen Freitag seien die Bedingungen für die Privatisierung härter gefasst worden, heißt es im Hause Schäuble. Nun hat sich Athen gefügt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Spardiktat des Berliner Senats
Wer hat uns verraten?
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!