Verkauf des Berliner Verlags: Idealismus oder Profit

Ein Unternehmerpaar kauft die „Berliner Zeitung“ und will künftig auf digitale Angebote setzen. Es täte gut daran, auch in Köpfe zu investieren.

Eine Ampel steht auf "Rot", im Hintergrund ein Hochhaus

Sackgasse oder Wegweiser? Der Verkauf des Berliner Verlags könnte eine neue Perspektive bieten Foto: dpa

Der Zeitungsverlag DuMont trennt sich nach zehn Jahren vom Berliner Verlag, der die Berliner Zeitung, den Boulevard-Titel Berliner Kurier und das Anzeigenblatt Berliner Abendblatt herausgibt. Neuer Eigentümer wird das Berliner Unternehmerehepaar Silke und Holger Friedrich, die bislang noch Unbekannte in der Medienwelt sind.

Die Ankündigung von Holger Friedrich, die Ausrichtung der Berliner Zeitung zu modernisieren und künftig auf stärkere digitale Angebote zu setzen, klingt vielversprechend. Zu lange wurde die Digitalisierung und Modernisierung von DuMont verschleppt. Es ist klar, dass Journalismus auf digitale Formate setzen muss, wenn er langfristig überleben will.

Auch wenn das Ehepaar Friedrich bislang nicht in der Medienbranche tätig war, scheinen sie digitale Expertise mitzubringen – Holger Friedrich gründete ein Softwareunternehmen und saß im Vorstand eines weiteren.

Nach jahrelanger Unsicherheit und Fantasielosigkeit der Eigentümer könnte der Verkauf nun also eine neue Perspektive für die Beschäftigten wie für die Zeitungen an sich bringen. Eine Steigerung der Qualität der journalistischen Angebote ist der richtige Weg in die Zukunft, wenn die Übernahme kein weiterer Schritt des Niedergangs des alten Berliner Verlags werden soll.

Silke Friedrich stellt den Kauf als „zivilgesellschaftliches Engagement in bewegten Zeiten“ dar. Es bleibt abzuwarten, ob es dem Unternehmerehepaar in erster Linie idealistisch darum geht, den Lokaljournalismus in der Hauptstadt fit für die Herausforderungen der Zukunft zu machen – oder ob die Modernisierung lediglich ein Vehikel für die Profitmaximierung ist. Eine erste Probe für die soziale Verantwortung der neuen Eigentümer werden die noch laufenden Tarifverhandlungen sein.

Die Journalistenverbände drängen auf einen schnellen Tarifabschluss. Zu Recht. Die Friedrichs täten gut daran, in die Köpfe zu investieren. Schließlich müssen auch die schickesten digitalen Produkte für die Zivilgesellschaft täglich mit Leben, Expertise und Originalität gefüllt werden.

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Alexander Nabert war Medienredakteur der taz. 2018 und 2019 recherchierte er im Rechercheressort zu "Hannibals Schattennetzwerk": taz.de/hannibal.

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