Verhältnis zwischen China und den USA: Peking fühlt sich „dämonisiert“
Die Beziehungen zwischen China und den USA sind angespannt. Auf die Kritik aus Washington reagiert die Volksrepublik mit schriller Rhetorik.
US-Vize-Außenministerin Wendy Sherman traf ihren chinesischen Amtskollegen Xie Feng in einem Hotelressort fernab der Pekinger Medienöffentlichkeit. Der Treffpunkt zeigt Chinas striktes Coronaregime: Auch wenn in Peking seit über einem halben Jahr keine lokale Infektion mehr registriert wurde, kommt kein internationaler Besucher in Chinas Hauptstadt ohne mindestens 14 Tage Hotelquarantäne. Dementsprechend verlegt die Staatsführung die spärlich gesäten Regierungsgipfel in die Provinzen, in diesem Fall in die gesichtslose Küstenstadt vor den Toren Pekings.
Sowohl die USA als auch China hatten für die gemeinsame Agenda vor allem Konfliktthemen mitgebracht. Die Beschwerdeliste der Amerikaner reicht von der Kontroverse zum Corona-Ursprung über Menschenrechtsverbrechen in Xinjiang und Hongkong bis zu jüngsten Hackerangriffen aus China.
Die Volksrepublik fordert vor allem, dass sich Washington nicht mehr Chinas „innere Angelegenheiten“ einmischt. Pekings Kernbotschaft sprach Vize-Außenminister Xie schon vor dem Treffen aus: Die USA würde China „dämonisieren“ und probieren, die Verantwortung für ihre eigenen strukturellen Probleme Peking anzulasten. Zudem würde man China als „imaginäre Feind“ ausmalen. Die bilateralen Beziehungen stünden „vor ernsthaften Schwierigkeiten“.
Peking fürchtet Bidens China-Politik mehr als die Trumps
Der unterschwellige Konflikt zwischen den beiden Wirtschaftsmächten hatte sich schon unter US-Präsident Barack Obama abgezeichnet. Während Donald Trumps Amtszeit äußerte sich die Feindseligkeit dann in zunehmend harscher Rhetorik auch Washingtons und einem erbitterten Handelskrieg.
Der jetzige US-Präsident Joe Biden führt wieder diplomatische Konventionen ein, ist in der Sache aber ebenso konsequent. Da er bei seiner China-Politik aber einen transatlantischen Schulterschluss sucht, wird er von Peking jetzt noch stärker gefürchtet als sein Vorgänger. Bisher reagiert Peking auf Bidens China-Politik vor allem mit schrillerer Rhetorik.
Wie ernst es um die Beziehungen steht, lässt sich unter anderem daran festmachen, dass beide Länder letztes Jahr jeweils das Gros der jeweiligen Korrespondenten der anderen Seite ausgewiesen haben. Zudem sind die Botschafterposten in Peking und Washington derzeit beide nur interimsweise besetzt, was es schon seit Jahrzehnten nicht mehr gab.
Laut Weißem Haus ging es bei Shermans Besuch ohnehin vor allem um Schadensbegrenzung: Man wolle verhindern, dass der Konflikt weiter eskaliere. Dieses Minimalziel scheint trotz der rhetorischen Angriffe zumindest erreicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Wirkung der Russlandsanktionen
Der Rubel rollt abwärts
Frauen in der ukrainischen Armee
„An der Front sind wir alle gleich“
Rauchverbot in der Europäischen Union
Die EU qualmt weiter
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“