Verhältnis Türkei und PKK: Im Nordirak setzen sich türkische Bodentruppen fest
Der Vorstoß ist Teil einer Kampagne gegen den bewaffneten Arm der PKK. Dabei hat es jüngst Bewegung im Verhältnis zwischen ihr und der Türkei gegeben.
Die der kurdischen Selbstverwaltung in Syrien und ihren bewaffneten Kräften SDF nachstehende Nachrichtenagentur Hawarnews berichtet: Seit dem 7. April hindere die türkische Armee die Menschen in der Region daran, ihre Felder zu erreichen. Die Menschen müssten zudem an den Kontrollpunkten ihre Ausweise vorzeigen.
Thomas Schmidinger, Professor an der University of Kurdistan Hewlêr in Erbil und Experte für die kurdischen Gebiete, sagt: Die Region Bradost sei in Aufruhr. Schon zuvor sei die Türkei dort mit Luftangriffen aktiv gewesen. Das Neue sei nun aber die Präsenz von Bodentruppen und ein Auftreten der Türkei als Besatzungsmacht. Diese stehen damit nur etwa achtzig Kilometer von Erbil, der Hauptstadt der Kurdischen Autonomieregion im Nordirak, entfernt.
Das Vorrücken des Militärs ist Teil seiner Kampagne gegen die Hêzên Parastina Gel (HPG), den bewaffneten Arm der PKK, die von Türkei, EU und USA als Terrorgruppe eingestuft wird. HPG-Kräfte sind im Nordirak an mehreren Orten aktiv: in den Kandil-Bergen an der Grenze zum Iran, wo die militante Organisation seit Anfang der 1990er Jahre ihren Hauptsitz unterhält; in der Region Shingal, die eigentlich zum Zentralirak gehört und wo unter anderem Kämpfer der PKK die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) zurückdrängten; und auch in den Bradost-Bergen.
Die Türkei lehnt die Forderungen der PKK bislang ab
In der Türkei selbst hatte es bezüglich des Verhältnisses zur PKK jüngst Bewegung gegeben: Vor etwas mehr als einem Monat rief PKK-Gründer Abdullah Öcalan zur Auflösung der Organisation auf. Deren Führung knüpfte das aber an Gegenleistungen seitens der Türkei – was diese wiederum ablehnt. Auch einen Waffenstillstand, den die PKK jüngst einseitig verkündete, lehnt die Türkei bislang ab.
Die türkischen Angriffe auf irakischem Territorium lässt die kurdische Regionalregierung meist einfach durchgehen: Sie liegt selbst im Clinch mit der PKK. Außerdem ist die Türkei, mit der sie sich eine Grenze teilt, einer ihrer wichtigsten Handelspartner. Das Gleiche gilt für den Zentralirak, der somit ebenfalls kein Interesse an einem Konflikt mit der Türkei hat.
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