piwik no script img

Verfassungsschutzbericht BrandenburgSo viele Rechtsextreme wie noch nie

Mehr als 2.700 Nazis zählt der Verfassungsschutz Brandenburg in seinem Bericht. Auch weil Anhänger*innen des AfD-“Flügels“ darin auftauchen.

Die Neonazi-Gruppe „Freie Kräfte Prignitz“ aus Eberswalde hortete Handgranaten Foto: Jens Kalaene/picture alliance

Potsdam epd/dpa | Die Gefahren durch den Rechtsextremismus haben in Brandenburg deutlich zugenommen, die Zahl potenzieller Rechtsextremist*innen im Bundesland ist auch wegen AfD-Verdachtsfällen auf einen Höchststand gestiegen. Das geht aus dem Verfassungsschutzbericht hervor, den Innenminister Michael Stübgen (CDU) und Behördenchef Jörg Müller am Montag in Potsdam vorstellten. Der Wert sei um zwei Drittel auf 2.765 auf den bisher höchsten Stand in der Geschichte des Landes gestiegen. Im Jahr 2018 wurde die Zahl potenzieller Rechtsextremist*innen mit 1.675 angegeben.

Die Zahl der Rechtsextremist*innen in Brandenburg hat damit zum sechsten Mal in Folge zugenommen. Dieser Höchststand wäre auch ohne Berücksichtigung der Anhänger*innen des „Flügels“ und der „Jungen Alternative für Deutschland“ erreicht worden, die 2019 als sogenannte Verdachtsfälle eingestuft wurden, betonte Stübgen.

Im Rechtsextremismus werde eine Entgrenzung und Modernisierung vorangetrieben, so Stübgen. Dieses Umfeld bilde eine durchlässige Grauzone und bewege sich sowohl ideologisch als auch personell „diesseits und jenseits der Schwelle zum herkömmlichen Rechtsextremismus“. Ziel sei, den Rechtsextremismus mit der Mitte der Gesellschaft zu verzahnen, hieß es. Dieses Ziel habe inzwischen auch der gesamte Landesverband der AfD.

Rund 46 Prozent der dem Verfassungsschutz bekannten Rechtsextremist*innen in Brandenburg gelten als gewaltbereit, hieß es weiter. Zugleich seien rechtsextreme Gewaltstraftaten rückläufig gewesen. 2019 seien insgesamt 90 entsprechende Fälle erfasst worden, 33 weniger als im Vorjahr.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte den rechtsnationalen „Flügel“ der AfD im Januar 2019 als Verdachtsfall im Bereich des Rechtsextremismus eingestuft, ebenso die Nachwuchsorganisation der AfD, die Junge Alternative (JA). Der Verfassungsschutz Brandenburg stufte den AfD-Landesverband im Juni dieses Jahres als rechtsextremistischen Verdachtsfall ein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Die wundersame Vermehrung der „Einzelfälle“.