Ver.di gegen Ökostromanbieter Lichtblick: Grün aber unfair
Der Hamburger Ökostromanbieter Lichtblick lehnt es weiter ab, über die Einführung eines Tarifvertrags zu verhandeln. Das ärgert nun sogar die Grünen.

Seit vergangenem November versucht Ver.di den Ökostromanbieter dazu zu bringen, erstmals in der Unternehmensgeschichte einen Tarifvertrag auszuhandeln. Doch das einstige Start-up-Unternehmen, das 2018 vom niederländischen Energieversorger Eneco übernommen wurde, mauert weiter – zum Unverständnis von Betriebsrat und Gewerkschaft: „Es passt einfach nicht zusammen, dass sich ein Unternehmen mit einem fairen Image schmückt und gleichzeitig die Sozialpartnerschaft ablehnt“, sagt Krings.
Das Unternehmen hält einen Tarifvertrag nicht für nötig: „Lichtblick hat dem Betriebsrat ein sehr attraktives Gesamtpaket vorgelegt“, sagt Unternehmenssprecher Ralph Kampwirth. Erreicht werden solle mit dem Angebot auch eine marktgerechte Vergütung. Nach Angaben von Ver.di seien die Gehälter vor allem in den unteren Lohngruppen des Unternehmens deutlich unter dem, was in der Energiebranche üblicherweise gezahlt werde.
„Dafür braucht es einen Tarifvertrag, wie es ihn auch bei den großen Energieversorgern gibt“, sagt Krings. Zwar gebe es bereits einige gute Angebote des Arbeitgebers an die Beschäftigten – etwa die Möglichkeit, ein Sabbatical zu nehmen. Aber: Erst mit einem Tarifvertrag seien diese Angebote auch langfristig gesichert.
Grüne Bürgerschaftsfraktion appelliert an Unternehmen
Weil sich Lichtblick als soziales Unternehmen präsentiert, das mit seiner Arbeit für eine bessere Welt sorgen will, ist die ablehnende Haltung zum Tarifvertrag nun auch ein Hamburger Politikum geworden.
Die grüne Bürgerschaftsfraktion appelliert an das Unternehmen: „Lichtblick sollte sich bewusst sein, dass Menschen nicht nur nachhaltig konsumieren wollen, sondern von milliardenschweren Unternehmen auch erwarten, dass sie ihren Mitarbeiter*innen faire, branchenübliche Tariflöhne zahlen“, sagt die arbeitsmarktpolitische Sprecherin Filiz Demirel.
Einen Streik will die Gewerkschaft nicht mehr ausschließen. „Die Hand für Tarifverhandlungen bleibt aber weiter ausgestreckt“, sagt Krings.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen