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Verdächtige UnternehmenTürkei zieht Terrorliste zurück

Ankara hat Unternehmen wie BASF und Daimler mit Terrorismus in Verbindung gebracht. Nun heißt es, es habe sich um ein „Kommunikationsproblem“ gehandelt.

Der Fahnenmix legt was anderes nahe – aber die Bundesregierung geht auf Distanz zur Türkei Foto: dpa

Berlin rtr | Die Türkei hat nach Angaben des Bundesinnenministeriums eine Liste mit deutschen Firmen zurückgezogen, die angeblich an Terrorismusfinanzierung beteiligt sein sollen. Dies habe der türkische Innenminister bei einem Telefonat mit seinen deutschen Kollegen am Montag erklärt, sagte ein Ministeriumssprecher in Berlin: „Er versicherte, weder ermittelten türkische Behörden in der Türkei noch in Deutschland gegen auf der Liste aufgeführte Unternehmen.“

Dessen ungeachtet steht die Bundesregierung einem Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen skeptisch gegenüber. Die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer sagte, eine Zustimmung zur Modernisierung der Zollunion zwischen der EU und der Türkei sei für Deutschland derzeit nicht vorstellbar.

Der türkische Innenminister habe in dem Telefonat erklärt, bei der Liste von rund 700 deutschen Unternehmen habe es sich um ein „Kommunikationsproblem“ gehandelt, sagte der Sprecher des Bundesinnenministeriums. Ursprünglich habe die türkische Sektion von Interpol dem Bundeskriminalamt die Liste mit der Bitte um Ermittlungshilfe übermittelt. Vergangenen Samstag sei sie förmlich zurückgezogen worden. Die deutschen Unternehmen seien aufgefallen, weil sie Geschäftsbeziehungen mit türkischen Firmen unterhalten hätten, gegen die in der Türkei wegen des Verdachts der Terrorismusfinanzierung ermittelt werde.

Nachdem die Bundesregierung am Donnerstag einen Kurswechsel in ihrer Türkeipolitik angekündigt hatte, stellte sie am Montag auch das wirtschaftliche Zusammenwachsen der Europäischen Union mit der Türkei in Frage. Man müsse nun mit den EU-Partnern erörtern, ob ein Ausbau der Zollunion in der derzeitigen Lage sinnvoll sei, sagte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums. Die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer ergänzte, eine Zustimmung zur Modernisierung der Zollunion sei für Deutschland derzeit nicht vorstellbar.

Demmer betonte: „Wer der Europäischen Union beitreten will, schließt sich einer Union der Werte an.“ Es sei an der Türkei zu klären, wie sie sich das zukünftige Verhältnis zur EU vorstelle. Der Verhandlungsrahmen mit der Türkei sehe vor, das bei andauernden Verstößen gegen Grundrechte die EU-Kommission die Aussetzung der Verhandlungen empfehle. Die EU-Kommission müsse sich vertieft mit der Frage befassen, ob die Voraussetzungen für eine Aussetzung der Beitrittsverhandlungen gegeben seien.

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7 Kommentare

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  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Wenn es um die Wirtschaft geht zeigt die Bundesregierung Zähne, bei inhaftierten deutschen Journalisten sieht das anders aus und die Erfolge sind sehr mässig.

  • Der Druck auf die Türkei sollte zumannen mit der EU noch viel stärker erhöht werden.

    Die Erdogans werden weiter klein beigeben.

     

    Nur so hilft man der Opposition.

  • „Er versicherte, weder ermittelten türkische Behörden in der Türkei noch in Deutschland gegen auf der Liste aufgeführte Unternehmen.“

     

    In diesem Satz steckt der gesamte Größenwahn des Erdogan Regimes:

    Wie wollen denn türkische Behörden in Deutschland ermitteln? Mittels der DiTiB oder des MIT, dem türkischen Auslandsgeheimdienst?

    Wie war das noch mit dem "Einmischen in innere Angelegenheiten"?

     

    Gilt wohl nur in der Türkei!

  • Der deutsche Außenminister hat richtig reagiert.

    Jetzt zieht die Türkei die angeblichen Vorwürfe gegenüber der deutschen Unternehmen zurück.

    Eine kleine Niederlage für Erdogan!

  • Das Dementi und der Rückzug der Liste können die Tatsache nicht heilen, daß tatsächlich ermittelt wurde. Wer eine Liste erstellt und zudem Amtshilfshilfe international anfordert, ermittelt unzweifelhafterweise. Hier von 'Kommunikationsproblem' zu reden, ist ein unglaubwürdiger Versuch, sich aus der Affaire zu ziehen, zumal diese Ansicht reichlich verspätet und erst nach Sanktionsdrohumgen vertreten wird.

    Fakt ist, daß kein Unternehmen in der Türkei mehr Rechtssicherheit haben kann. Da kann der türkische Innenminister, der außerdem gar nicht für Strafverfolgung zuständig ist, sich im nachhinein auf den Kopf stellen, wie er will - das Vertrauen ist zerstört. Was ist außerdem mit den unrechtmäßig verhafteten deutschen Staatsbürgern? Was machen denn Firmen, wenn ihre Belegschaft verhaftet wird? Mit der Türkei ist also nicht mehr gut wirtschaften - da braucht die Politik gar nicht mehr viel machen, des Rest erledigen nun Betriebswirtschaftler.

  • Rückzug der türkischen Armee hinter die türkische Grenze, Beendigung des Ausnahmezustandes in der Türkei, die Garantie zu freien Wahlen.

    Die Türkei sollte auch von der Verpflichtung des 2% Rüstungsziels der Nato freigestellt werden können, im Zuge der Aufwendungen der syrischen Flüchtlingskrise. Ein guter Draht zu einem entspannten friedensbereiten Iran, mit Blick auf eine Deeskalation der Gewalt im Irak,

    macht die Visafreiheit analog zur dreimonatigen visafreien Aufenthaltserlaubnis als EU Bürger in der Türkei durchaus denkbar.

    Durch die Mitgliedschaft der Baltenstaaten in der GUS, können Russen schon seit langem, visafrei in der EU reisen.

  • Diese Liste kann die Türkei zurückziehen, aber aus den Köpfen der Menschen bekommen sie die Liste, wahrscheinlich sogar in Jahren, nicht. Jeder weiß jetzt das es sie gibt, und niemand kann mehr unbelastet mit der Türkei handel treiben. Wer kann schon beurteilen welcher türkische Handelspartner demnächst in Gülenverdacht gerät, und schon ist man Terrorhelfer.