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Verbraucherschützerin über Fake Shops„Manche Betrüger kopieren AGB“

Einkaufen im Netz ist bequem, kann aber gefährlich sein. Verbraucherschützerin Michèle Scherer erklärt, wie man sich vor Betrug schützt.

Online sicher einkaufen? Geht, wenn man ein paar Regeln beachtet Foto: dpa/Sebastian Gollnow
Simone Schmollack
Interview von Simone Schmollack

taz: Frau Scherer, immer mehr Menschen kaufen im Internet ein. Steigen für sie die Gefahren, auf Betrug hereinzufallen?

Michèle Scherer: Durchaus, denn auch die Betrüger sind wendig. Sie verändern bekannte Maschen und werden erfindungsreicher. Im Netz treffen sie auf ein breites Publikum, denn jeder Mensch, der online ist, ist für sie ein potenzielles Opfer.

Verbraucherschutzstellen verzeichnen zunehmend Beschwerden zu Fake Shops, also Internetläden, die keine sind, hinter denen sich Betrüger verbergen.

Für Verbraucherinnen und Verbraucher wird es immer schwieriger, solche Fake Shops zu erkennen. Manche sind mittlerweile recht professionell aufgebaut, beispielsweise kopieren sie Startseiten von echten Unternehmen und bauen sie nach. Besonders raffinierte Kriminelle kopieren selbst AGB.

Warum ist das wichtig zu wissen?

Bisher konnte man auch am Blick ins AGB einer Internetfirma erkennen, ob es sich um ein echtes oder unechtes Unternehmen handelt. Schlecht kopierte AGB’s enthalten beispielsweise viele Sprachfehler, die zustande kommen, wenn sie von einer Übersetzungsmaschine übertragen werden.

Worauf sollten Verbraucherinnen und Verbraucher weiterhin achten?

Wichtig ist die URL, die Adresse, unter der man eine Seite im Netz findet. Passt die URL zum Angebot? Wer Schuhe kaufen möchte auf einer Seite, deren URL zu einer Fahrschule gehört, befindet sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem Fake Shop. Vorsicht geboten ist auch bei starken Rabattangeboten: Ist der Preis im Vergleich zu anderen Anbietern extrem günstig, sollte man das Angebot sehr kritisch prüfen.

Bild: André Wagenzik
Im Interview: Michèle Scherer

Die Juristin ist 32 Jahre alt und arbeitet als Referentin Digitale Welt in der Verbraucherschutzzentrale Brandenburg. Sie mahnt Anbieter ab, die sich nicht an geltendes Recht halten und klärt Verbraucher*innen über Rechte und aktuelle Betrugsmaschen auf.

Es gibt doch auch seriöse Internetfirmen, die mit Preisnachlassen arbeiten.

Wenn ein Shop ein ursprünglich sehr teures Produkt extrem billig anbietet, sollte man genau hinschauen. Häufig streichen die Firmen auf der Angebotsseite den vermeintlichen Ursprungspreis durch und schreiben den neuen Superpreis daneben.

Wie ist es mit der Bezahlung?

Niemals Vorkasse bezahlen, also ohne die Ware bekommen zu haben. Häufig bieten Fake Shops beim Bezahlvorgang verschiedene Zahlungsmöglichkeiten an, aber am Ende bleibt nur noch die Vorkasse, vermeintlich wegen technischer Fehler. Davon sollte man in jedem Fall Abstand nehmen.

Bekommt man sein Geld dann zurück?

In der Regel nicht. Das ist ja der Grund, warum Kriminelle Shops faken. Die Seiten verschwinden meist nach kürzester Zeit aus dem Netz.

Lohnt es sich in solchen Fällen, zur Polizei zu gehen?

Es sollte in jedem Fall eine Anzeige erstattet werden. Nur wenn die Polizei von den Fake Shops weiß, kann sie dem nachgehen.

Sollte man sich selbst auf die Suche nach den Tätern machen?

Das dürfte kaum von Erfolg gekrönt sein. Fake Shops hinterlassen keine Adressen oder Telefonnummern, unter denen sie zu erreichen sind. Häufig arbeiten sie anonym mit Postfachadressen, von denen niemand eine Antwort erwarten darf.

Darf man Gütesiegeln glauben?

Auch Gütesiegel werden erfunden oder kopiert. Mit einem Klick auf ein Gütesiegel weiß man in der Regel, ob das echt ist oder nicht. Bei einem echten gelangt auf die Seite des Siegelbetreibers, der das Siegel vergeben hat. Ein unechtes ist meist nur ein Bild, dahinter befindet sich nichts.

Sollte man besser auf Online-Käufe verzichten?

Nein, im Netz einzukaufen hat viele Vorteile: Man muss nicht aus dem Haus gehen und kann auch nachts einkaufen, die Produkte sind in der Regel verfügbar, es gibt eine große Produktpalette. Wenn man die genannten Warnsignale beachtet und sich nicht von Schnäppchen leiten lässt, kann man beruhigt im Netz einkaufen.

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1 Kommentar

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  • Ich weiß, dass dieses Artikel vor allem um Verbraucherschutz geht, und nicht um andere Aspekte des Online-Handels. Trotzdem sind die völlig unzureichende Schlussbemerkungen (Sollte man besser auf Online-Käufe verzichten?) für eine Zeitung mit einem Interesse an Nachhaltigkeit sehr enttäuschend sind.

    Die “Vorteile” in der Antwort verraten Vieles: “Man muss nicht aus dem Haus gehen”. Das heißt, der neue Trend geht auf Kosten der Gesundheit, macht die Menschen wahrscheinlich isolierter, und zerstört kleine Läden und Stadtzentren.

    Die Umweltfolgen sind SEHR groß. Ich zitiere (ausgerechnet!) das Handelsblatt:



    “Tag für Tag, das hat das Wirtschaftsmagazin „Plusminus“ ausgerechnet, gehen 800.000 Pakete zurück. Das mache 400 Tonnen CO2. Täglich. Die gleiche Menge würden 255 Auto-Fahrten von Frankfurt nach Peking verursachen. Und über das Thema Verpackungsmüll bei Web-Shopping von Lebensmitteln, die im Styropormantel stecken oder auf Plastikpolstern liegen, haben wir noch gar nicht gesprochen!”

    Ein sehr hoher Anteil der Retourwaren werden (je nach Firma und Produkt) vernichtet. Also, noch mehr Landfill und Emissionen.

    Gelegentlich haben wir alle den Bedarf, etwas online zu bestellen. Aber “beruhigt” sollte keine(r) von uns beim Online-einkaufen sein.