: Verbraucher zurechtstutzen
Von der richtigen Einstellung bis zum Neukauf: Wie man den Energieverbrauch im Haushalt senkt. Bei den Kosten fällt die Heizung am schwersten ins Gewicht. Doch auch anderswo im Haushalt lässt sich erheblich sparen
Von Ansgar Warner
Neben Industrie und Verkehr ist unser kollektives Zuhause nicht nur einer der größten Verbraucher im Lande, hier schlummert auch noch ein enormes Energiesparpotenzial. Wer clever ist, fängt im Eigenheim oder der Wohnung dort an, wo buchstäblich am meisten Geld durch den Schornstein geht, nämlich beim Heizen.
Bereits 6 Prozent der Heizenergie lässt sich sparen, wenn man die Raumtemperatur dauerhaft um 1 Grad herunterregelt, etwa von 21 Grad auf 20 Grad, was auf einem Thermostat der Stufe 3 entspricht. Für das Wohnzimmer ist das völlig ausreichend, für das Schlafzimmer empfiehlt die Verbraucherzentrale sogar 18 Grad, auf einem Thermostat entspricht das der Stufe 2,5 (eine Stufe entspricht nämlich 4 Grad).
Effizienter geht es mit einem programmierbaren Thermostat, den man gegen den alten auswechselt. Das darf man auch als Mieter selbst tun (aber die alten Thermostate aufbewahren!). Die Temperatur lässt sich bei diesen Hightechvarianten in 0,5-Grad-Schritten regulieren, vor allem aber kann man eine Nachtabsenkung einstellen, und auch für regelmäßige Abwesenheit etwa tagsüber eine niedrigere Temperatur einstellen. Trotz alledem strahlen Heizkörper die Hälfte der Wärme nach hinten an die Wand ab, und damit in schlecht isolierten Altbauten direkt nach draußen. Wer das verhindern möchte, isoliert mit speziellen Dämmstoffplatten aus dem Baumarkt die Heizkörpernische.
Ist an alten Fenstern auch im geschlossenen Zustand ein Luftzug spürbar, sollte man die Dichtungen erneuern oder bei alten Holzfenstern Isolierklebestreifen nutzen. Wirklich dicht ist das Fenster, wenn man ein Blatt Papier, das zwischen Fenster und Rahmen eingeklemmt ist, im geschlossenen Zustand nicht herausziehen kann.
Energieaufwendig ist auch das Erhitzen von Wasser zum Duschen und Baden oder für die Wasch- und Spülmaschine. In diesem Bereich lässt sich bereits mit einigen Verhaltensänderungen eine Menge einsparen. Besonders effizient ist immer noch die „Habeck-Dusche“ – sprich: man reduziert die Dauer unter der Brause auf ein Minimum, zum Beispiel 3 Minuten statt 10 Minuten. Ein Sparduschkopf tut es auch. Er mischt Wasser und Luft, sodass deutlich weniger Warmwasser hindurchrauscht.
Bei Wasch- und Spülmaschine ist man mit den Eco-Programmen gut beraten. Sie brauchen zwar länger, sind dafür aber besonders energieeffizient. Bei der Wäsche gilt zudem: In der Regel reichen 30 Grad aus, denn mit heutigen Waschmitteln werden die Klamotten auch so sauber. Sowohl Waschmaschine wie auch Spülmaschine sollte man zudem immer voll beladen. Für Mehrpersonenhaushalte ist eine Spülmaschine grundsätzlich effizienter als das Abspülen per Hand.
Stromfresser im Haushalt sind vor allem Kühl- und Gefrierschrank. Mit ein paar Kniffen kann man auch deren Verbrauch senken. So sollte der Kühlschrank immer gut gefüllt sein, denn Gegenstände speichern die Kälte besser als leere Luft. Wer Gefriergut im Kühlschrank abtaut, nutzt dadurch die eisige Kälte gut aus. Es empfiehlt sich zudem, Kühlfach oder Gefrierschrank regelmäßig abzutauen, da Eisablagerungen den Energieverbrauch deutlich erhöhen.
Doch ist die genutzte Haushaltselektronik noch auf dem Stand der Technik? Bei „weißer Ware“ von Waschmaschine bis Kühlschrank lohnt es sich, mit Online-Rechnern den Check zu machen: Sind neue Geräte deutlich effizienter, lässt sich mit einem Neukauf ebenfalls sparen. Den tatsächlichen Verbrauch von Geräten kann man sehr einfach mit einem Strommesser ermitteln, den man zwischen Wandsteckdose und Gerätestecker schaltet. Mit solchen Messgeräten kann man sich auch auf die Suche nach versteckten Stand-by-Betriebskosten bei Digital- und Unterhaltungselektronik machen, etwa bei Flachbildfernseher oder Gaming-PC. Abhilfe schafft im Zweifelsfall eine Steckerleiste mit Schalter.
Wer die Stromrechnung senken will, wird einfach selbst zum Produzenten und verbraucht den eigenen Solarstrom. Balkon- oder Fensterbankkraftwerke sind inklusive Wechselrichter mittlerweile so günstig, dass sich die Kosten in zwei bis drei Jahren amortisieren. Dank Schukostecker ist die Installation denkbar einfach. Aber auch die bürokratischen Hürden wurden beseitigt, lediglich eine Online-Meldung der Anlage im sogenannten Marktstammdatenregister ist erforderlich. Sind im Haus bereits Smartmeter installiert, kann auch der Wechsel zu einem dynamischen Stromtarif sinnvoll sein. Per App schaut man dann einfach nach, wann über den Tag der Kilowattpreis besonders günstig ist, und betreibt Verbraucher wie Waschmaschine, Trockner oder Spülmaschine gezielt zu diesen Zeiten. Am niedrigsten sind die Preise in der Regel über die Mittagszeit und nachts. Ist noch ein konventioneller Stromzähler vorhanden, kann man trotzdem von Preisschwankungen profitieren, denn es gibt bei manchen Anbietern auch variable Stromtarife, die monatlich an die Marktlage angepasst werden.
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