piwik no script img

Verbot von Hisbollah-nahen VereinenEin gefährlicher Feind

Kommentar von Susanne Knaul

Mit dem Verbot von drei Hisbollah-nahen Vereinen handelt der Innenminister richtig. Wer diesen Geld spendet, unterstützt indirekt den Terrorismus.

Gängige Praxis bei der Hisbollah: KämpferInnen mit der Aussicht auf eine Rente rekrutieren Foto: Firas Makedsi/reuters

W er würde nicht spontan in die Tasche greifen, um nach Münzen zu suchen für die Sammelbox der Initiative „Gib Frieden“? Frieden ist immer gut. Und doch: Das Geld, das AnhängerInnen der libanesisch-schiitischen Hisbollah, zu Deutsch: Partei Gottes, auf deutschen Straßen sammeln, fließt unmittelbar in die Finanzierung von Terror. Völlig richtig war deshalb die Entscheidung von Innenminister Horst Seehofer, „Gib Frieden“ und zwei weitere Spendenvereine zu verbieten.

Offenbar sind die drei Vereine Nachfolgeorganisation des augenscheinlich harmlosen „Waisenkinderprojekts Libanon“, das Familien, die Vater, Bruder oder Sohn verloren haben, eine Rente zukommen lässt. Verwerflich daran ist, dass es sich bei den Verstorbenen um „Märtyrer“ handelt. Die Spenden landen bei der libanesischen „Schahid“-Stiftung, zu Deutsch: Stiftung der Märtyrer.

KämpferInnen und vor allem SelbstmordattentäterInnen mit der Aussicht auf eine lebenslange großzügige Rente für die Familien zu rekrutieren ist gängige Praxis bei der Hisbollah wie auch bei den Palästinenserorganisationen Hamas und Fatah. In Zeiten wie diesen, wo im Libanon eine Hungersnot droht, ist sie besonders erfolgreich.

Hunderttausende Euro in bar beschlagnahmte die Polizei bei den drei Vereinen und fror ein halbes Dutzend Bankkonten ein. Die gut tausend AktivistInnen in Deutschland leisteten ganze Arbeit.

Kein greifbarer Grund für Krieg

Die Hisbollah ist ein Produkt aus iranischer Werkstatt. Teheran schickte die Revolutionsgarden einst in Libanons Süden zur Ausbildung der Kämpfer und finanziert bis heute die Terrororganisation, die Israel mit über 100.000 Raketen bedroht. Ihre Raison d’être ist der Kampf gegen den „großen Teufel“ – gemeint sind die USA – und den „kleinen Teufel“, wie Israel im Programm der Hisbollah heißt.

Dabei gibt es für die LibanesInnen spätestens seit dem israelischen Truppenabzug vor gut 20 Jahren keinen greifbaren Grund mehr für Krieg mit dem Nachbarn. Die Hisbollah, diesen fanatischen, gefährlichen Feind Israels, gilt es mit allen Mitteln zu schwächen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Merkwürdig. Bei den "grauen Wölfen" oder den saudischen Salafisten-Spenden scheint das immer so schwierig zu sein...