Verbände fordern schnelleren Bahnausbau: Staat soll zügiger genehmigen
Highspeed statt Bummelzug: Verbände fordern von der künftigen Bundesregierung mehr Tempo beim Schienenausbau.
Deutschland will bis 2030 die CO2-Emission im Vergleich zu 1990 um 65 Prozent senken. Eine Maßnahme, um das Ziel zu erreichen: Die Zahl der Fahrgäste im öffentlichen Verkehr soll sich bis 2030 verdoppeln.
„Wenn wir das nötige Wachstum bei Bus und Bahn erreichen wollen, dann müssen wir gemeinsam mit der Politik in allen Bereichen deutlich schneller werden“, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann, der auch Chef der Münchener Verkehrsbetriebe ist. Unter den 630 VDV-Mitgliedern sind viele öffentliche Verkehrsanbieter. Wortmann fordert einfachere Planungsverfahren für neue Strecken. Die Umweltverträglichkeitsprüfung könne zum Beispiel parallel zu den übrigen Genehmigungsverfahren erfolgen. „Wir müssen aufpassen, dass wir Bauvorhaben nicht unendlich verlangsamen“, sagte er. Der gesamte Prozess müsse beschleunigt werden. Dazu sei mehr Personal in den Behörden erforderlich.
Außerdem plädierte er für ein bundesweites Buchungssystem für den öffentlichen Verkehr. „Der Kunde muss buchen können von München-Bogenhausen bis Flensburg Alter Bahnhof“, sagte er. Doch dafür müssten alle Verkehrsbetriebe Daten bereitstellen. „Wir brauchen einen fairen Datenaustausch und nicht nur die Verpflichtung für öffentliche Unternehmen, Daten zu liefern“, sagte er.
Klimagerechte Vergabekultur
Auch der Bahnindustrie gehen Neuerungen nicht schnell genug. „Wir müssen vom Tempo eines Bummelzugs auf Highspeed umsteigen“, sagte VDB-Präsident Andre Rodenbeck. So seien die Mittel für die Digitalisierung der Schiene zwar beschlossen, aber bis auf Ausnahmen gebe es keine Finanzierungsvereinbarungen mit dem Bund. Mit der Einführung des digitalen Zugsicherungssystems European Train Control System zum Beispiel könnten die Kapazitäten auf der Schiene um 30 Prozent gesteigert werden. Durch den Einsatz können Züge in kürzeren Abständen nacheinander fahren.
Die deutsche Bahnindustrie beteilige sich in vielen anderen Ländern an der Digitalisierung des Schienennetzes, sagte Rodenbeck. „Nun ist es an der Zeit, dass dies auch in Deutschland gelingt“, sagte er. „Die Bahnindustrie steht bereit und möchte liefern.“ Rodenbeck mahnte eine „klimagerechte Vergabekultur“ an. Der Aspekt Nachhaltigkeit müsse bei Ausschreibungen der öffentlichen Hand ein größeres Gewicht erhalten. Nur den geringsten Anschaffungspreis zu sehen, sei zu wenig.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren