Verantwortung für Bergbau-Folgen: Die Kosten tragen andere
Der Abbau von Rohstoffen für die Energie- und Verkehrswende schadet der Umwelt. Eine Behörde will Konzerne in die Pflicht nehmen.
Ihr Fazit: Deutschland und andere Importeure stehen in der Pflicht, besser Sorge zu tragen beim Abbau von Metallen und seltenen Erden weltweit. Durch unsachgemäßen Minenbetrieb sei nicht nur die Umwelt gefährdet; auch das wirtschaftliche Wachstum sehen die AutorInnen bedroht.
Noch immer wird die Umwelt bei der Förderung von Rohstoffen wie Kobalt, Gold und Kupfer immens belastet. Knappe Ressourcen wie Wasser werden verbraucht; ausgewaschene Schwermetalle vergiften Grundwasser und Ackerflächen; horrende Mengen des Treibhausgases CO2 werden ausgestoßen und natürliche Lebensräume weggebaggert, gesprengt, zerstört.
Sorgfaltspflicht für Importeure
Der Dammbruch in der brasilianischen Eisenerzmine Feijão im Januar habe erneut gezeigt, wie verheerend sich unsachgemäße Minenbetriebe auf Mensch und Umwelt auswirken, sagte Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamtes, auf einer Pressekonferenz. 12 Millionen Kubikmeter „giftigster Bergbauschlamm“ hatten sich dort über eine Fläche von 290 Hektar ergossen und die Umwelt vergiftet. Mindestens 169 Menschen starben.
Zu den ökologischen, humanitären und sozialen Folgen des schlecht regulierten Bergbaus gesellen sich schließlich auch wirtschaftliche Einwände, argumentiert das Umweltbundesamt. Denn solange Importeure wie Deutschland von den Metallen und seltenen Erden anderer Länder abhängig sind, bilde die gesicherte Versorgung mit Kobalt, Lithium und anderen Rohstoffen eine Bedingung für hiesiges Wirtschaftswachstum. Wenn der Bergbau nicht nachhaltig betrieben werde, stiegen auch hierzulande die Kosten.
Die UBA-Präsidentin argumentierte auch ökonomisch: „Wir müssen verhindern, dass unterlassener Umweltschutz zum unkalkulierbaren Kostentreiber für unsere auf Rohstoffe angewiesenen Unternehmen wird“, so Krautzberger. „Beim Umweltschutz zu sparen wäre volkswirtschaftlich äußerst kurzsichtig.“ Speziell für innovative Technologien – etwa im Bereich der Energiewende und der Elektromobilität – sind entsprechende Rohstoffe von besonderer Bedeutung.
Maria Krautzberger, Präsidentin UBA
Jedes Smartphone enthält teure Metalle wie Gold, Silber und Palladium, jedes Windrad bis zu 30 Tonnen Kupfer und jeder Akku eine Vielzahl seltener Erden und Metalle. Das Umweltbundesamt warnt deshalb: Der Bedarf an entsprechenden Rohstoffen wird in den kommenden Jahrzehnten rasant ansteigen. Allein die Nachfrage nach Lithium, das für Akkus und Batterien besonders wichtig ist, wird sich bis 2025 verdoppeln.
Die Arbeit in den Minen müsse deshalb gewissen Standards angepasst werden, damit der Abbau von Lithium und anderen Rohstoffen nicht zur „Achillesferse der Energiewende“ gerät, meint Krautzberger. Recyceltes Lithium könne nach derzeitigem Stand der Technik nur einen kleinen Anteil des zukünftigen Bedarfs decken.
„EU muss die Umweltstandards geschlossen einfordern“
Auch Elias T. Ayuk vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (Unep), der einen aktuellen Bericht zum Thema mitgebracht hatte, pflichtete Krautzberger bei. „Die Versorgungssicherheit von Rohstoffen ist zentral für das Wirtschaftswachstum im globalen Norden“, sagte Ayuk. Es brauche neue Rahmenbedingungen für den Rohstoffhandel weltweit, um die Situation der MinenarbeiterInnen vor Ort zu verbessern und Umweltschäden einzudämmen.
„Um etwas zu ändern, müssten Umweltstandards in der EU geschlossen eingefordert werden“, mahnt Krautzberger. Das Umweltbundesamt empfiehlt deshalb eine Sorgfaltspflicht entlang der Rohstofflieferkette, damit humanitäre, ökologische und soziale Standards eingehalten werden. Die Kosten langfristiger Umweltschäden müssten sich in den Preisen der Endprodukte abbilden.
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