Deutsch-bolivianische Kooperation: Bolivien kippt Lithium-Projekt

Präsident Evo Morales soll das Vorhaben untersagt haben. Die Deutschen wollten sich mit dem Projekt von asiatischen Zulieferern unabhängiger machen.

Blick auf den größten Salzsee der Welt, den Salar de Uyuni, im bolivianischen Hochland

Unter der Oberfläche des bolivianischen Uyuni sollen die weltweit größten Lithiumreserven liegen Foto: David Mercado/reuters

BERLIN taz | Ein wichtiges deutsch-bolivianisches Projekt zur Lithium-Förderung steht offenbar auf der Kippe: Präsident Evo Morales habe das Dekret für ungültig erklärt, mit dem er selbst das Vorhaben vor einem Jahr genehmigt hat, berichtet die örtliche Nachrichtenagentur Agencia Boliviana de Información (ABI).

Diese nennt jedoch nicht Morales selbst als Quelle, sondern Juan Carlos Cejas, den Gouverneur des Departements, in der die Vorkommen des Akku-Rohstoffs lagern. „Mit Dekret 4070 ist die Aufhebung des Dekrets 3738 vom 7. Dezember 2018 beschlossen“, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters den Politiker.

In Deutschland ist die Firma Acisa aus Zimmern ob Rottweil der Projektpartner. Dort ist nun unklar, wie es nun weitergeht. „Wir wurden von der Nachricht überrascht“, sagte Firmenchef Wolfgang Schmutz der taz. „Wir haben ebenfalls nur aus der Presse davon erfahren, dass das Dekret 3738 außer Kraft gesetzt wurde.“

Dabei handelt es sich um die ursprüngliche Anweisung, mit der Morales das Vorhaben zur gemeinsamen Lithiumgewinnung ins Leben gerufen hat. Bis vor wenigen Tagen sei das Projekt noch planmäßig gelaufen, das Gemeinschaftsunternehmen YLB-Acisa E.M. sei erst vor wenigen Tagen ins Handelsregister eingetragen worden. „Wir werden daher erst einmal wie geplant am Projekt weiterarbeiten“, kündigte Schmutz an.

Lithium lässt sich zwar auch auf dem Weltmarkt einkaufen, doch China war in den vergangenen Jahrzehnten schlau genug, sich rund um den Globus die Rechte an bekannten Vorkommen zu sichern. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will die deutsche Industrie künftig unabhängiger machen von Akkus aus Asien. Schließlich ist die Elektromobilität eine Schlüsseltechnik.

Stimmung gewandelt

Deshalb war er im Dezember 2018 dabei, als die Verträge für das Lithium-Projekt unterzeichnet wurden. Auch Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) hat sich dafür starkgemacht. Das Bundeswirtschaftsministerium habe keine weiteren Informationen zu dem Vorgang, beobachte die Lage aber genau, sagte eine Sprecherin.

Seitdem hat sich in Bolivien jedoch die Stimmung gegen das Projekt gewandelt. Widerstand gegen ausländische Investitionen ist dort nach Jahrhunderten der Ausbeutung populär. Konkret waren es zwei Gruppen, die Stimmung gegen das Acisa-Projekt gemacht haben. Die eine ist eine Bürgerbewegung in der Stadt nahe dem Salzsee mit dem Lithium. Die andere ist ein Verband von Bauern aus der bolivianischen Hochebene. Beide Gruppen sind überzeugt, dass die Deutschen die Einheimischen übervorteilt haben. Sie fordern eine höhere Beteiligung der Region an den Gewinnen.

In der Salzwüste von Uyuni im Hochland von Bolivien lagern noch Millionen von Tonnen des Alkalimetalls, das die entscheidende Zutat für all die Batterien ist, die vom Handy bis zum neuen Elektroauto von VW praktisch alle modernen Produkte antreiben. Acisa verfügt nach eigener Auskunft über chemische Techniken, die den Abbau zugleich umweltfreundlicher und um ein Vielfaches effizienter machen.

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