piwik no script img

Veränderungen bei der „SZ“Ende der Parallelstruktur

Die „Süddeutsche Zeitung“ möchte Print- und On­line­re­dak­teu­r*in­nen gleichstellen. Die Zusammenführung soll aber keine Mehrkosten verursachen.

Verlagsgebäude der Süddeutsche Zeitung in München Foto: Heinz Gebhardt/imago

Berlin taz | Die Süddeutsche Zeitung will ihre Print- und On­line­re­dak­teu­r*in­nen künftig gleichstellen. Wie der Verlag auf Anfrage der taz bestätigt, plant die Münchner Tageszeitung, alle Re­dak­teu­r*in­nen in der derselben Verlagsgesellschaft zusammenzuführen. „Es soll eine Redaktion in einer Gesellschaft für alle Kanäle entstehen“, sagte ein Sprecher am Mittwoch. „Dies soll ab 1. Januar 2022 der Fall sein, insofern in den kommenden Monaten alle Detailfragen geklärt werden.“

Bislang arbeiten Print und Online bei der SZ in zwei parallelen Verlagsgesellschaften. Print-Redakteur*innen sind bei der Süddeutsche Zeitung GmbH angestellt, Online-Redakteur*innen jedoch bei der Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH (SZDM), wodurch die Online-Redaktion außertariflich arbeitet. Und das, obwohl sich im Alltag beide Teile der Redaktion immer mehr verzahnen und Print- und On­line­kol­le­g*in­nen in München längst Seite an Seite arbeiten.

Endlich wird so der Geburtsfehler behoben, der die Redaktion über zwei Jahrzehnte in zwei Klassen geteilt hat

Lars Langenau, Betriebsrat der SZ-Onliner*innen

Eine solche Parallelstruktur existiert bei der Süddeutschen seit über 20 Jahren. Seit Längerem stören sich die Online-Mitarbeiter*innen an ihr, weil sie den Print-Kolleg*innen gegenüber im Nachteil sind was Bezahlung, Arbeitszeiten und Mitbestimmung angeht. Zwar hatten die Angehörigen der Onlineredaktion zuletzt ein an den Tarif angelehntes Gehalt, waren aber nicht Teil des Tarifvertrags wie die Print-Kolleg*innen. Wenn die geplante Gleichstellung umgesetzt wird, hätten sie tariflichen Anspruch auf dasselbe Gehalt, Prämien wie Weihnachtsgeld sowie dieselben Arbeitszeiten und Beiträge für die betriebliche Altersvorsorge. „Für die gesamte Redaktion der Süddeutsche Zeitung GmbH sollen das Regelwerk der tariflichen Vereinbarungen und gleiche Bedingungen gelten“, sagt der SZ-Sprecher.

Der Betriebsrat der On­line­r*in­nen begrüßt die Einigung. „Das ist ein gutes Signal für die gesamte Medienbranche in Deutschland“, sagt Betriebsrat Lars Langenau. „Endlich wird so der Geburtsfehler behoben, der die Redaktion über zwei Jahrzehnte in zwei Klassen geteilt hat.“

Allerdings hat der SZ-Aufsichtsrat eine Bedingung gestellt: Die Zusammenführung darf keine Mehrkosten verursachen. Da die Online-Redaktion nun aber künftig Anspruch auf Prämienzahlungen und womöglich kürzere Arbeitsschichten hat, wirft das Fragen auf. „Wie das gehen soll, bleibt bislang offen“, sagt Lars Langenau. Bis zum 1. Januar werden also wohl noch viele Verhandlungen nötig sein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Im Prinzip ist es richtig und ehrlich wenn die Gehälter angeglichen werden. Man sollte allerdings darauf achten, dass so nicht einfach nur demnächst die Printkollegen genauso mager bezahlt werden, wie die Onliner. Und man sollte vor allem darauf achten, wie viele Onliner überhaupt in den Genuss einer Festanstellung kommen. In der Presse geht ja immer noch die Mär umher, man könne sich als Journalist einen Namen machen und über viele Arbeitsplatzwechsel auch Karriere machen. Beides gilt ohnehin schon kaum noch, für Onliner aber schon mal gar nicht. Die kennt keiner, die ackern am Online- Fließband im Schichtdienst, haben noch ein oder zwei ähnliche Jobs, bis sie irgendwo anders unterkommen. In der Regel branchenfremd. Das sind auch keine Studenten auf der Durchreise, sondern 36- jährige mit Hochschulabschluss, bei denen sich die Altredakteure mit vierfachem Gehalt dauerbeschweren, wenn von ihrem Beitrag auch nur zwei Sätze gestrichen werden. Karriere machen nur noch geschmeidige Netzwerker, nur fürs Netzwerken hat ein Onliner eigentlich keine Zeit. Tendenz: die Namenlosen machen die Arbeit während andere sich einen Namen machen.



    Anmerkung 1: Ich hab jahrelang danebengesessen.



    Anmerkung 2: Die Taz ist wirklich die einzige Zeitung die solche Themen wirklich mal beleuchtet.