Venezuelas Grenzstreit mit Guyana: Droht die Invasion?
Auf der Karte hat sich Venezuelas Staatschef Maduro die guyanische Region Essequibo schon einverleibt. Es geht um Öl – und einen Streit mit ExxonMobil.
M it einem nicht bindenden Referendum über eine Teilannexion Guyanas und dessen Umwandlung in einen venezolanischen Bundesstaat sieht sich das Regime in Caracas legitimiert, sich den Nachbarstaat einverleiben zu können.
Am Dienstag zeigte Staatschef Nicolás Maduro mit großem Tamtam die neue Landkarte, die nun im Schulunterricht verwendet werden soll, und kündigte die Vergabe von Lizenzen für die Ausbeutung von Erdölvorkommen im künftigen neuen Staat an, als wäre Essequibo bereits der 24. Bundesstaat.
Cherchez la femme, heißt es im Krimi. Such nach dem Öl, heißt es für Venezuela. In dem Karibikstaat hängt sprichwörtlich alles am Öl. Die Begehrlichkeiten in Bezug auf den kleinen Nachbarn Guyana sind gewachsen, seit dort 2015 große Ölvorkommen festgestellt wurden und die Lizenz zu deren Ausbeutung an das US-Unternehmen ExxonMobil vergeben wurde.
Mehr Ölreserven in Guyana als in Kuwait
Da kommt ein jahrzehntealter Grenzstreit gerade recht, zumal im Oktober noch ein weiterer bedeutender Ölfund gemacht wurde, der die Reserven Guyanas auf mindestens 10 Milliarden Fass Öl erhöht. Damit übertrifft das südamerikanische Land sogar Kuwait oder die Vereinigten Arabischen Emirate.
Zwischen Venezuela und ExxonMobil tobt ein alter Streit, seit die Regierung in Caracas 2007 die Einrichtungen des Ölkonzerns in Venezuela verstaatlichte und später von einem internationalen Schiedsgericht zur Zahlung von Entschädigung in dreistelliger Millionenhöhe verurteilt wurde. Dass ExxonMobil im August nur 76 Millionen US-Dollar im Rahmen einer weiteren 1,4 Milliarden US-Dollar schweren Klage des Konzerns gegen Venezuela zugesprochen wurden, feierte Venezuelas Regierung als Erfolg.
Dass die Regierung Guyanas vor Kurzem Konzessionen für die neu entdeckten Vorkommen an sechs Ölgesellschaften, darunter ExxonMobil, vergeben hat, hat den Streit nun weiter angeheizt. Maduro hat den Unternehmen ein Ultimatum von drei Monaten gestellt, um ihre Aktivitäten einzustellen. Mindestens so lange wird er keine Invasionstruppen in Marsch setzen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Verkehrsvorbild in den USA
Ein Tempolimit ist möglich, zeigt New York City
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!