piwik no script img

Veneto stimmt für SezessionCiao Italia – wenn's nur ginge

In einer Abstimmung hat sich die Mehrheit der Bewohner in der Region um Venedig für die Unabhängigkeit ausgesprochen. Dumm: Aus dem Votum folgt nichts.

Zum Karneval in Venedig sieht's schon hübsch historisch aus – ganz wie in alten Handelszeiten. Bild: imago/Peter Widmann

ROM afp | Die Bewohner der Region Veneto haben sich in einer Online-Abstimmung mehrheitlich für die Abspaltung von Italien und die Gründung eines unabhängigen Staats ausgesprochen. Von den mehr als zwei Millionen Teilnehmern votierten innerhalb des einwöchigen Abstimmungszeitraums 89 Prozent für eine Sezession, hieß es bei der Veröffentlichung des Endergebnisses am Freitag.

Die von örtlichen Parteien organisierte Abstimmung hat rechtlich keinerlei bindende Wirkung. Sie sollte aber den Rückhalt für ein offizielles Referendum demonstrieren, für das die Initiatoren werben.

Bei der Abstimmung wurden die Teilnehmer auch befragt, ob sie weiterhin Mitglied der Europäischen Union und der Nato sein wollen. Auf Twitter lieferten sich Unabhängigkeitsverfechter hitzige Schlagabtausche mit Italienern aus anderen Landesteilen, die das Vorhaben als „kompletten Wahnsinn“ kritisierten.

Befürworter der von ihnen ersehnten Republik Veneto berufen sich auf das historische Vorbild der Venezianischen Republik – ein wirtschaftlich und kulturell bedeutendes Handelszentrum mit der Lagunenstadt Venedig als Zentrum, das vom siebten bis zum 18. Jahrhundert existierte und erst 1797 von Napoleon zu Fall gebracht wurde.

Das Ergebnis der Volksabstimmung wurde am Freitag in Padua veröffentlicht. Hunderte Anhänger der Unabhängigkeitsbewegung mit venezianischen Flaggen brachen nach der Verkündung in Jubel aus.

In der betreffenden Region liegen unter anderem die Städte Treviso, Vicenza und Verona. Die Regionalregierung will das Gesetz für ein Referendum nach der Zustimmung durch den Regionalrat ins nationale Parlament in Rom einbringen.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Prima!

    Statt einer dauernden neuen Zentralisierung befürworten viele Bewohner von bestimmten Regionen eine stärkere Autonomie von diesen zentralistischen Strukturen.

     

    Ich hoffe, dass dieser Trend auch irgendwann in der BRD ankommt. Bis auf einige mehr großmäulerische Aktionen aus Bayern habe ich davon leider noch nix bemerkt.

  • Freilich, rechtlich verbindlich ist diese Abstimmung nicht. Aber sie gibt ein Stimmungsbild für so manche Region in Europa: Schottland, Baskenland, Katalonien, Südtirol, Venetien ...

    Die Menschen wollen Sezession oder zumindest Dezentralisierung, nicht den übermächtigen Brüsseler Zentralstaat, der bis ins Kleinste Vorschriften macht.