Veggie Day und Nazi-Vergleich: FDPler findet Grüne totalitär
Lars Lindemann sieht in der Idee der Grünen, einen Veggie Day einzuführen, eine Bevormundung. Grüne fordern eine Enschuldigung für den Nazi-Vergleich.
BERLIN dpa | Der FDP-Bundestagsabgeordnete Lars Lindemann hat die Grünen auf Facebook mit Hilfe eines Plakats der Nationalsozialisten kritisiert. Lindemann wandte sich damit gegen den Grünen-Appell für einen wöchentlichen fleischlosen Tag in Kantinen. An dem sogenannten Veggie Day solle nach Vorstellung der Grünen einmal in der Woche ausschließlich vegetarisch und vegan gekocht werden. Dem Tagesspiegel sagte Lindemann, der Kantinen-Vorstoß habe „totalitaristische Züge“.
Er verwendete dazu das Bild mit einer blonden Frau, die vier Kindern Brot reicht. Es trägt die Aufschrift:„Eßt Vollkornbrot, denn es ist besser und gesunder“. Per Fotomontage wurde dort unter anderem das Parteilogo der Grünen hinzugefügt. Reporter des Tagesspiegels haben rechtzeitig ein Bildschirmfoto des Nazi-Bildes auf Lindemanns Profil in dem Sozialen Netzwerk gemacht. Lindemann bestätigte, dass er die Montage verwendete, dann aber von seiner Facebook-Seite wieder herunternahm.
Laut der Zeitung geschah dies auf Druck aus der FDP-Zentrale. Diese wollte sich auf Anfrage nicht äußern. Herausgeber der Original-Druckgrafik war laut Deutschem Historischem Museum die NS-Frauenschaft. Auf die nicht von ihm stammende Montage sei er bereits zuvor gestoßen, erläuterte Lindemann. Die NS-Frauenschaft diente nach der Machtübernahme der NSDAP 1933 der politischen Gleichschaltung von Frauenorganisationen.
Lindemann versah die Montage mit dem Kommentar „Denken hilft“. „Ich lasse mir nicht das Nachdenken verbieten und das Vergleichen auch nicht“, sagte er. „Ich lasse mir auch nicht verbieten, am Dienstag Fleisch zu essen.“ Vergleichen sei eine intellektuelle Leistung. Am Ende komme dabei heraus, dass die Grünen „damit“ - also wohl mit den Nationalsozialisten - zwar nichts zu tun hätten. Aber hinter der Idee des Veggie Days werde eine Tendenz sichtbar nach dem Motto: „Wir wissen, was gut für Euch ist“.
Die Idee für einen Veggie Day ist bereits älter und wird von den Grünen seit längerem unterstützt. Gesetze oder Vorschriften dazu solle es nicht geben, betonen die Grünen. Die Bundesgeschäftsführerin der Grünen, Steffi Lemke, verlangte „für diese Entgleisung“ eine umgehende Entschuldigung des Spitzenkandidaten und Fraktionsvorsitzenden der FDP, Rainer Brüderle. „Wer mit Nazi-Vergleichen hantiert, hat nicht nur keine Argumente, sondern hat auch offensichtlich den Boden der politischen Auseinandersetzung verlassen“, sagte Lemke dem Tagesspiegel.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Neue israelische Angriffe auf Damaskus