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Veganuary und Dry JanuaryIm Januar werden viel weniger Fleisch und Alkohol verkauft

Viele Menschen wollen im ersten Monat des Jahres gesünder und nachhaltiger leben als sonst. Das macht sich wirtschaftlich bemerkbar.

„Veganuary“: frisch und gesund zum Jahrebeginn Foto: Roman Möbius/imago

Berlin taz | Zum Jahreswechsel nehmen sich viele Menschen vor, besser auf ihre Ernährung zu achten und ihr Leben nachhaltiger zu gestalten. „Veganuary“ heißt zum Beispiel der Trend, im Januar auf tierische Produkte zu verzichten. Und die Kampagne „Dry January“ ruft dazu auf, im ersten Monat des Jahres keinen Alkohol zu trinken.

Der veränderte Konsum zeigt sich sogar deutlich in den Verkaufsstatistiken. Das hat das Statistische Bundesamt diese Woche mitgeteilt. Im Januar 2024 hat sich der Verkauf von Alkohol im Vergleich zum Dezember 2023 um fast die Hälfte reduziert. Auch der Absatz von Fleisch ist im selben Zeitraum um 29 Prozent zurückgegangen.

Die Plattform Tiktok listet aktuell mehr als 70.000 Beiträge mit dem Hashtag „Veganuary“ – ein beliebter Trend. Auch bei der Influencerin Maya Leinenbach, der auf Tiktok und Instagram zusammen mehr als 5 Millionen Menschen folgen. Die 20-Jährige dreht Videos, in denen sie vegane Rezepte vorkocht.

Dass im Januar das Interesse besonders groß ist, kann sie bestätigen. Viele würden im Rahmen des „Veganuary“ auf ihren Kanal aufmerksam, berichtet sie. „Viele Menschen nutzen das neue Jahr als Motivation, um ihre Gewohnheiten zu ändern“, ist Leinenbachs Eindruck.

2024 nahmen 8 Prozent am Veganuary teil

In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov unter fast 3.500 Erwachsenen in Deutschland gaben 8 Prozent an, im vergangenen Jahr am Veganuary teilgenommen zu haben. Weitere 4 Prozent antworteten, sie würden sich ohnehin schon vegan ernähren.

Der drastische Unterschied der Verkaufszahlen zwischen Januar und Dezember ist allerdings nicht nur darauf zurückzuführen, dass Menschen sich nach Neujahr um ihre guten Vorsätze kümmern. Der Absatz der entsprechenden Produkte ist im Vergleich zum restlichen Jahr im Dezember mit Abstand am höchsten. Im Dezember 2023 war der Absatz von Fleisch um 24 Prozent und der von Alkohol um 35,3 Prozent höher als im Durchschnitt der restlichen Monate des Jahres.

Die Forscher des Statistischen Bundesamtes gehen davon aus, dass diese Mengen nicht vollständig im Dezember aufgebraucht werden – sodass die niedrigen Absatzzahlen im Januar auch auf Vorräte aus dem Vormonat zurückzuführen sein dürften.

Die Experten gehen trotzdem davon aus, dass „Dry January“, „Veganuary“ oder ähnliche aktive Verhaltensänderungen sich in den Daten bemerkbar machen. 2023 wurden im Januar im Vergleich zu den Durchschnittswerten der anderen Monaten im Jahr deutlich weniger Fleischprodukte (-12,5 Prozent) und Alkoholika (-27 Prozent) verkauft.

Puzzleteil eines neuen Bewusstseins

Der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert ist der Meinung, dass solche Trends eine positive Auswirkung haben. Er sieht Aktionen wie den „Dry January“ als „gutes Puzzleteil eines neuen Bewusstseins in der Öffentlichkeit“.

Er warnt ebenfalls davor, dass auch kleine Mengen Alkohol großen Schaden anrichten können. Hierzu sagt er: „Egal, wie viel man trinkt, jeder Schluck ist schädlich, kann Krebs auslösen und regelmäßiger Konsum kann abhängig machen“.

Auch ein reduzierter Konsum von Fleisch wirkt sich in vielen Fällen positiv auf die Gesundheit aus. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, maximal 300 Gramm Fleisch und Wurst pro Woche zu essen. Der tatsächliche Konsum in Deutschland ist laut Umweltbundesamt mit 1000 Gramm pro Person in der Woche jedoch mehr als 3-mal so hoch.

Eine Ernährung ohne oder mit wenig tierischen Produkten hilft auch Klima und Umwelt. Das Umweltbundesamt rechnet vor, dass zwei Drittel der ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen auf tierische Lebensmittel zurückzuführen sind.

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