Unwetter-Katastrophe in China: Peking im Chaos
Rekordregenfälle in China haben eine Hochwasser-Katastrophe ausgelöst. Mindestens 95 Menschen kamen in den Fluten ums Leben. Behörden und Rettungskräfte sind überfordert.
PEKING afp/dpa | Nach den schweren Überschwemmungen in Peking mit zahlreichen Toten wächst die Wut der Menschen über die nach ihrer Auffassung mangelnde Vorbereitung der Behörden. Bis Montagmorgen äußerten fast neun Millionen Internetnutzer unverhohlen ihren Ärger, dass die Behörden offenkundig selbst von dem Ausmaß der Überschwemmungen in der Hauptstadt überrascht worden seien und versäumt hätten, die Einwohner rechtzeitig zu warnen.
Nach Angaben des Verwaltungsministeriums in Peking ist die Zahl der Todesopfer auf 95 angestiegen, 45 Menschen werden noch vermisst. Viele kritisierten zudem Pekings veraltetes Abwassersystem, das teilweise noch aus der Kaiserzeit stammt. Andere zweifelten an der offiziellen Opferzahl.
Die heftigsten Regenfälle seit mindestens 60 Jahren hatten am Wochenende in Peking für chaotische Zustände gesorgt. Vielerorts brach das Kanalsystem zusammen, in manchen Straßen stand das Wasser bis zu einem Meter hoch.
Die Rekord-Regenfälle und Sturzfluten trafen mehr als sechs Millionen Einwohner, fast 600.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Nach Angaben der Meteorologen erlebte das Land mancherorts die schwersten Regenfälle seit Beginn der Aufzeichnungen 1951.
In Peking saßen zehntausende Passagiere auf dem Flughafen fest, weitere 10.000 Touristen strandeten in einem beliebten Ausflugsort im benachbarten Bezirk Fangshan. Eine der wichtigsten Zufahrtstraßen von Peking blieb auch am Montag überflutet. Die Behörden gaben die Schäden mit insgesamt rund 10 Millionen Yuan (1,3 Millionen Euro) an.
Die Zeitung Global Times äußerte sich kritisch über die Katastrophenprävention der Behörden. „Wenn in der Hauptstadt Peking derartiges Chaos ausbricht, wie schlimm müssen dann erst die Infrastrukturprobleme in anderen Orten sein“, kommentierte das Blatt.
Abwassersystem funktioniert nicht
Ein Nutzer des Kurzbotschaftendienstes Sina Weibo zeigte sich überzeugt, dass viele Opfer noch leben könnten, wenn es ein funktionierendes Warn- und Abwassersystem gegeben hätte.
Andere staatliche Medien lobten die Solidarität der Einwohner und berichteten, dass durch das Unwetter 17 Wasserreservoirs der Stadt wieder gut gefüllt seien, deren Speicher wegen jahrelanger Dürre gefährlich zur Neige gegangen seien.
Ein Internetnutzer kommentierte das mit den Worten: „Peking wurde von einem riesigen Regensturm schachmatt gesetzt, die gesamte städtische Infrastruktur hat versagt – da gibt es nichts, auf das man stolz sein könnte“.
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